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Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collmann
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gleich in ihre Wohnung gehen und ihn durchwühlen. In solchen Briefen kenne ich mich nämlich aus, sie könnten uns einen wichtigen Hinweis geben.“
    „ Gern, Herr Major, wenn ihnen soviel daran liegt.“ Also kehrten sie um.
    „ Ahnen Sie, Herr Professor, aus welchen Kreisen die Angebote kamen?“
    „ Aus den Briefen war es nicht zu erkennen; da spielte einer den begeisterten Verehrer der Wissenschaft, mit reichlich finanziellen Background. Aber das ist natürlich alles Schwindel. Interesse, gefährliches Interesse in beträchtlichem Maße hat natürlich die Ölindustrie an der Sache.“
    „ Sehr richtig, die Ölmagnaten! Das war auch mein erster Gedanke, aber es gibt noch so manch andere mächtige Geheimlogen, die Interesse zeigen. Die wollen die Sache vernichten oder es in irgendeiner Schublade verschwinden lassen, und wenn sie sich ihrer bemächtigen können, auch die Person! Deshalb meine ich, sie dürfen keinen Tag mehr länger in Tübingen bleiben, hier können wir sie nicht schützen.“
    „ Nun, man weiß ja von meinen Ergebnissen noch gar nichts, sie können höchstens wissen, dass ich mich mit Atomenergie abgebe. Da habe ich mal – hm – eine Andeutung in der Vorlesung gemacht.“
    „ Aha! Und sie haben wahrscheinlich auch Ausländer in der Vorlesung?“
    „ Ja! – Nun, ich muss künftig vorsichtiger sein.“
    „ Und sie machen hier bitte keine Versuche mehr, Herr Professor? Das versprechen sie mir?“ Herzlich streckte der Major seinem Begleiter die Hand hin, die der andere zögernd, nachdenklich fasste.
    „ Sie haben schon recht, es hat ja auch nun, wo ich die Ergebnisse habe, keine Eile mehr.“
    „ Können wir in ihrer Wohnung ungestört sprechen, Herr Professor?“
    „ Das scheint mir nicht angeraten. Wer garantiert mir, ob man in meiner Abwesenheit – ich bin ja oft ganze Vormittage von zu Hause fort – nicht einmal irgendwo ein Mikrofon eingebaut hat. Ganz sicher sind wir nur hier draußen. In der freien Natur ist wohl noch niemals etwas ausspioniert worden.“
    „ So, wie hier die Natur ist, gewiss nicht. Also sprechen wir im langsamen Schritt weiter, ich habe ja noch soviel auf dem Herzen. Es wird eine gewaltige Umwälzung geben“, fuhr der Major nach einer Pause fort. „Vor allem im Verkehrswesen. Wer wird denn noch mit den Ratternden, übel riechenden Benziner oder Diesel fahren wollen, wenn er sein Auto elektrisch betreiben kann! Mit Akkumulatoren tüftelt Andreas Flocken schon sehr lange mit uns an einem Elektrofahrzeug, aber es scheiterte bislang an der Reichweite. Wie sauber würde die Luft in unseren Großstädten werden, wenn alle ihren Apparat als Energiequelle nutzen! Das allein, Herr Professor, wird ihnen die ganze Nation danken.“
    Riemenschneider senkte leise lächelnd den Kopf. „Wenn ich zurückdenke an meine Studentenjahre – das war’s, was mich zum Grübeln trieb, bei Tag und bei Nacht: Die Welt von diesen schmutzigen Bestien zu befreien. Meine Mutter ist kaum je in einem Auto gefahren, und es wurde ihr immer ganz wehmütig zumute, wenn sie uns Kindern schilderte, wie schön unser ‘‘Tübinga’’ war, als die ‘‘Leit’’ noch ritten, mit Pferden und Fuhrwerk fuhren oder zu Fuß gingen. Als die Flößer, die ‘‘Jockel’s’’ , noch vom Schwarzwald her den Neckar hinabfuhren, von den Tübinger Studenten mit lauten, wohlgemeinten und schlecht gedeuteten Zurufen begleitet. Es muss eine schöne Zeit gewesen sein.“
    „ Sie werden sie uns wiederschaffen, Herr Professor.“
    „ Bis zu einem gewissen Grade – vielleicht!? Das unselige Dahinrasen, immer schneller und rastloser, das soviel Unglück über die Menschen bringt, wird niemand mehr abschaffen können.“
    „ Kaum! Es wird sich sogar noch verschlimmern in der nächsten Zeit. Aber – vielleicht verlegen wir es mehr und mehr in die Luft. – So, das wollte ich noch fragen: Was halten sie denn von einer Elektrifizierung der Luftfahrzeuge, der Zeppeline? Das wäre die wahre Krönung ihrer herrlichen Erfindung.“
    „ Zeppeline? Aber die Flugzeuge – das wäre möglich. Das glaube ich nicht!“
    „ Warum nicht? Ihre Apparate nehmen außerordentlich wenig Platz weg, müssen also doch auch sehr leicht sein. Oder?“
    „ Die Apparate, die die elektrische Energie erzeugen, wohl, aber diese Form der Energie ist so, wie sie da ist, noch nicht imstande, eine Maschine zu bewegen. Wir müssen die elektrische Energie erst in kinetische umsetzen, und das geschieht bis heute immer noch

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