Entfessle mich! (German Edition)
Kolo s seum wirkte wie eine Filmkulisse . Hier konnte man der leicht der Wirklichkeit entfliehen. Es war wie eine andere Welt.
„Ich bin beeindruckt! Sind hier auch die Katakomben?“
„Lass uns reingehen, dann werden wir es sehen.“ Sascha b e zahlte den Fahrer und schickte ihn weg.
„Und unser Gepäck?“
„Das liefert er im Hotel ab, ich habe ihm die Adresse geg e ben . “
„Nicht, dass sie es uns stehlen, man hört da immer solche Storys von verschwundenen Sachen, gerade in Italien.“ Gina klang besorgt.
„Mach dir keine Gedanken, ich bin ja nicht zum ersten Mal hier . “ Sascha lächelte, zahlte an der Kasse und führte sie in das große Kolosseum. Es befanden sich nur vereinzelte Bes u cher in der antiken Anlage, denn es war noch früh am Morgen. Gina empfand es als Glück, nicht in einer Menschenmasse unterzugehen. Ein paar Stunden später würde es hier b e stimmt vor Touristen wimmeln.
„Das Wichtigste habe ich dabei . Wasser, Geld und meine Kamera. Mit dir an meiner Seite bin ich wunschlos glücklich.“ Er nahm Gina enger in den Arm und drückte sie liebkosend an sich. Sie war in diesem Moment überglücklich und genoss die Klettertour über die herumliegenden Steinbrocken, die das große Oval der Arena umsäumten. Sie setzten sich auf einen der Steine.
„Ein Fächer wäre nicht schlecht, wenn es auf den Mittag zu geht, wird es sicher sehr schnell heiß“ , sagte sie und wedelte mit der Handfläche.
„Oh, was für ein Motiv“, Sascha öffnete den Koffer, in dem sich die teure Kamera befand. „Bleib so sitzen, das sieht fa n tastisch aus.“
Gina lächelte und war aufmerksam bei der Sache. Das hier war ein tolles Ambiente für Sascha, allein die vielen Rundb ö gen im Hintergrund und der uralte Steinblock auf dem sie saß, war mit dem besonderen Lichteinfall der italienischen Vormi t tagssonne eine Aufnahme wert.
„Kleine Fotosession, du fotografierst aber auch alles, was?“
„Alles, was mir Interessantes vor die Linse kommt und dich besonders gern.“
„Du bist ein Schmeichler!“
„Nein, ich meine es ernst.“
Sie erhoben sich. Gina ließ ihren Blick über die bombast i sche Arena gleiten. Wie alt sie wohl war? Bestimmt mehr als 2000 Jahre. Zikaden waren zu hören, ununterbrochen sirrten sie ihre Lieder, während die Sonne heißer auf die Steine bran n te .
„Lass uns in den Schatten gehen, Gina . “ Sascha nahm sie an der Hand und führte sie in die sonnengeschützte Zone. „ Am besten noch zwei Etagen tiefer.“
„Mann, ist das riesig hier. Unten kann man auch rein? Stimmt es, dass dort damals Ställe und Käfige für wilde Tiere waren?“
„Ja, so sagt man. Wenn die Gladiatorenkämpfe vorbei w a ren, ließ man Löwen frei, die sich mordlüstern auf die Käm p fer stürzten.“
„Woher weißt du das alles?“
„Ich interessiere mich für viele Sachen, auch für Geschichte. Ich hatte mal einen solchen Römer in voller Montur in me i nem Fotostudio, das war unglaublich interessant.“
Während sie sich unterhielten, gelangten sie in die kühle u n terste Etage. Sie mussten die Köpfe einziehen, wenn ihnen manchmal eine herunterhängende Mauer oder ein niedriger Torbogen in die Quere kam. Gina schauderte. Unheimlich sah es hier unten aus, weil wenig Licht bis in die Tiefe drang. Sie befanden sich quasi im Keller des Kolosseums.
„Hast du auch noch eine Taschenlampe in deinem kleinen Koffer?“ , wollte sie wissen.
Sascha antwortete nicht und nahm ihre Hand. Er führte sie tiefer in die dunklen Gänge. Langsam begann es, modrig zu riechen. Wasser tropfte von der Decke und fiel glucksend in eine große Pfütze.
„Wir sind hier genau unter dem Brunnen, den wir oben g e sehen haben. Da müssen wir durch, auf der anderen Seite hast du eine tolle Aussicht!“
„Von unten aus?“ , wunderte sich Gina.
Bald hatten sie die Stelle erreicht, die Sascha ihr zeigen wol l te. Der Weg endete an einer kalten und feuchten Mauer, die oberhalb eine Öffnung hatte. In diesen hintersten Winkel ve r irrten sich selten Touristen, die meisten mieden die dunklen Ecken, in denen man nichts erkennen konnte. Gina und S a scha waren allein.
„Sieh mal da durch .“
Gina reckte sich und sah durch die etwa dreißig Zentimeter hohe und ein Meter lange, steinerne Luke und entdeckte von hier aus die höchste Stelle des Amphitheaters, drei übereina n der angeordnete Arkadenreihen mit fast hundert Torbögen. Gina staunte über diesen grandiosen Anblick.
„Von keiner anderen
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