Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
Taschentuch hervor und schnäuzte sich. »Aber ich danke Euch, Nash, dass Ihr ihr eine Droschke gerufen habt und die Umsicht hattet, sie zu Harold zu schicken. Hättet Ihr das nicht getan, so hätte ich Anna wohl auch noch verloren.«
»Sie verloren?« Nash fühlte sich wie betäubt. »Sie muss schrecklich krank sein.«
Wescot nickte. »In den beiden vergangenen Tagen stand sie an der Schwelle des Todes. Niemand glaubte, dass sie überleben würde, bis heute Morgen, als das Fieber sank, Gott sei Dank. Aber wir ... wir haben ihr noch nichts von dem Kind gesagt.«
»Es tut mir so sehr leid«, murmelte Nash. »Das Kind – es sollte doch bald kommen, nicht wahr?«
»Ja, es war ein wunderschöner Junge«, sagte Wescot traurig. »Wir haben ihn Harold genannt, nach Annas Cousin. Wir haben gebetet, dass er überlebt, aber seine Chancen waren –« Wescot brach in Schluchzen aus.
Nash setzte sich und goss Brandy in eine der Teetassen. »Am besten trinkt Ihr erst mal das hier, alter Freund«, sagte er. »Ihr müsst Euch zusammenreißen. Es bringt Eurer Frau nichts, wenn Ihr weint.«
Wescot nickte, holte Luft und trank. »Ihr habt natürlich recht«, sagte er. »Ich wollte sagen, dass seine Chancen nicht gut standen.«
»Nein, das taten sie wohl nicht.«
»Aber seht Ihr denn nicht die schreckliche Ironie in diesem Wort, Lord Nash?«, fragte er klagend. »Chancen? Ich schwöre, müsste ich das Wort nie wieder hören, so ich wäre dankbar dafür. Ich habe gelernt, dass ich weder die Nerven noch das Glück zum Spielen habe.«
Nash lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Nun, es ist kaum die Art Leben, die ich empfehlen würde«, sagte er. Dann wurde ihm schlagartig bewusst, dass er jedes seiner Worte wirklich so meinte. »Es ist ein Leben, das sich auf der Schwäche anderer Männer aufbaut«, fuhr er fort. »Eure Schwäche hat Euch aufs Schlimmste geschadet, Wescot, und zudem Eure Frau in eine höchst gefährliche Lage gebracht. Jetzt müsst Ihr stark sein, wenn sie es nicht sein kann.«
Wescot lächelte mühsam. »Ihr seid kein Mann, der ein Blatt vor den Mund nimmt, nicht wahr?«
»Wozu wäre das auch gut?«, fragte Nash ehrlich. »Ihr sitzt verdammt tief in der Patsche.«
»Nein, Mylord, das tue ich nicht.« Abrupt stand Wescot auf, und Nash tat es ihm sofort gleich. »Ich bin der glücklichste Mann der Welt, denn ich habe noch meine Frau«, sprach er aufrichtig weiter. »Ich weine für sie, Mylord, nicht um mich. Und vielleicht wird es ja andere Kinder geben. Wenn Anna bereit ist, mir zuzuhören, werde ich ihr das sagen.«
»Sehr klug«, murmelte Nash. »Trotz ihrer zierlichen Gestalt fehlt es Eurer Frau nicht an Mut oder Verstand. Für die Zukunft tut Ihr gut daran, auf ihren Rat zu hören.«
Wescot bot ihm die Hand. »Danke, Lord Nash«, sagte er, »das werde ich. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigt, würde ich gern an Annas Krankenbett zurückeilen.«
Sie gingen zur Tür. Wescot schien darauf bedacht, sich schnell zu verabschieden. »Was geschieht jetzt?«, fragte Nash. »Kehrt Ihr nach Yorkshire zurück, wenn es Eurer Frau wieder bessergeht?«
Wescot sah verlegen aus. »Nein, ich habe nicht den Mut, zurückzugehen und den Zorn meines Vaters über mich ergehen zu lassen. Er hat immer schon befürchtet, dass ich etwas Dummes mit der Fabrik anstelle. Ich schäme mich, dass ich seine Befürchtungen bestätigt habe.«
Nash zog die Augenbrauen zusammen. »Wohin werdet Ihr dann gehen?«
»Zurück nach Spitalfields.« Wescot lächelte leicht. »Harold hat freundlicherweise angeboten, mich in das Gemüsehändlergeschäft aufzunehmen – und dafür bin ich ihm zutiefst dankbar.«
Das Gemüsehändlergeschäft? Guter Gott! Nash rieb sich eine lange Minute den Nasenrücken, während Wescot ihn seltsam ansah. Nash ließ seine Nase los. »Wartet einen Moment«, sagte er.
Er ging zum Schreibtisch, plötzlich dankbar für Swanns lange Abwesenheit. In dem Wissen, dass er es später bereuen könnte, suchte Nash rasch den Papierstapel durch, bis er, fast in der Mitte, auf Wescots Schuldschein stieß. Mit ihm in der Hand kehrte er zur Tür zurück. »Hier«, sagte er und gab ihn dem jungen Mann.
Wescot starrte den Schuldschein ungläubig an. »Nein«, sagte er fest. »Nein, das will ich nicht.«
»Ich hoffe, dass Ihr das nicht wollt«, sagte Nash. »Es wäre ein wahrhaftiges Zeichen der Reue.«
Mit sturem Gesichtsausdruck steckte Wescot den Schein in Nashs Gehrocktasche.
Nash zog ihn wieder heraus. »Nehmt ihn«, sagte er
Weitere Kostenlose Bücher