Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
verlorene Jugend zurückzuschauen, begann Nash sich zu fragen, was er in seinem Leben eigentlich zustande gebracht hatte – wenn es denn überhaupt irgendetwas gab.
Und zur Krönung all dessen hatte er auch noch große Angst davor – und das zum ersten Mal in seinem Leben –, sich verliebt zu haben. Der Gedanke beunruhigte ihn nicht, vielmehr versetzte er ihn in Panik. Er hatte keine Ahnung, was er deswegen unternehmen sollte. In letzter Zeit wurden seine Nächte immer wieder von ihn quälenden Bildern Xanthias gestört. Nicht von Bildern der erregenden Art, an die er in seinem Leben gewöhnt war – obwohl es sicherlich auch einige davon gab. Nein, die quälenderen Bilder von Xanthia waren jene der höchst prosaischen – und weitaus beunruhigenderen – Art. Xanthia, die die Kredenz durchsuchte und dabei sehr häuslich aussah. Xanthia in seinem Morgenmantel. Xanthia, die ihn mit Gurkenscheiben fütterte.
Nun. Die Situation war eindeutig. Er hatte das Pech gehabt, sich in vielleicht die einzige Frau in ganz London verliebt zu haben, die ihn nicht haben wollte. Sein Titel und sein Geld bedeuteten ihr nichts, dessen war er sich ganz sicher. Nichtsdestotrotz gab es eine Vielzahl Dinge, die sie gemeinsam hatten. Eine wenig glückliche Kindheit, das ständige Gefühl, anders, ein Außenseiter zu sein. Und, so glaubte er, eine aufrichtige Zuneigung für den anderen. Sicherlich waren das Dinge, auf die man aufbauen könnte?
Am dritten Tag nach seinem leidenschaftlichen Stelldichein mit Xanthia wurde Nash bewusst, dass man ihn in Kürze in Brierwood erwartete. Herrgott, wie er es hasste, abreisen zu müssen, ohne sie vorher noch einmal gesehen zu haben. Halbwegs hatte er auf eine weitere geschmuggelte Nachricht von ihr gehofft, auch wenn ihm das Risiko dessen bewusst war. Vielleicht hatte auch sie diese Gefährlichkeit inzwischen erkannt?
»Übrigens, Mylord«, sagte Gibbons, der gerade den letzten Griff an Nashs Krawattentuch legte, »es ist noch ein Brief von Swann gekommen.«
Nash zog die Stirn kraus. »Ich denke, es ist höchste Zeit, dass wir etwas mehr von ihm sehen als nur einen Brief.«
Gibbons tat, als habe Nash nichts gesagt. »Es sind höchst unangenehme Neuigkeiten«, fuhr er fort und zupfte ein allerletztes Mal an dem Krawattentuch. »Er ist vom Dach des Cottages seiner Mutter gefallen.«
Nash senkte das Kinn. »Er ist gefallen?«, wiederholte er ungläubig. »Guter Gott, was sucht ein Privatsekretär denn auf einem Dach – auf welchem auch immer?«
Gibbons lächelte gezwungen. »Ihr werdet Euch erinnern, dass er das Cottage vermieten wollte, Mylord, aber das Dach war ziemlich undicht. Im Brief versichert er, dass der Bruch nicht schlimm ist, aber –«
»Bruch? Was für ein Bruch?«
»Der Bruch seiner Schulter«, erklärte der Kammerdiener. »Nun, oder vielleicht des Schlüsselbeins? Ich glaube, das wäre etwas weniger schrecklich. Auf jeden Fall kann er sich in diesem Zustand weder von einem Pferd noch von einer Kutsche durchschütteln lassen – für ungefähr eine weitere Woche.«
»Mir gefällt diese Fernbeziehung nicht, die wir mit Mr. Swann führen«, klagte Nash. »Ich brauche ihn hier.«
»Das bezweifle ich nicht, Mylord. Aber die Postkutsche ist eine äußerst unbequeme Art des Reisens. Diese Dinger können einem die Knochen im Leib durcheinanderrütteln.«
»Ich weiß, ich weiß«, grummelte Nash. »Und es tut mir auch verdammt leid, dass er sich verletzt hat, aber auf meinem Schreibtisch stapeln sich bereits die Dokumente. Ich habe bereits angefangen zu vergessen, was auch nur mit der Hälfte davon gemacht werden soll.«
Gibbons lächelte eifrig. »Ja, Ihr habt andere Dinge im Kopf, nicht wahr?«, murmelte er. »Darf ich vorschlagen, dass wir gemeinsam mit Mr. Hayden-Worth nach Brierwood reisen? Wir werden nicht allzu beengt sitzen – und Ihr könntet Eure gut gefederte Reisekutsche schicken, um Mr. Swann abzuholen – damit er auf bequeme Weise transportiert werden kann.«
»Oh, sehr gut«, sagte Nash. »Der arme Teufel! Wo ist der Brief?«
»Auf Eurem Sekretär, Mylord.«
Nash warf einen letzten Blick in den Spiegel, dann ging er zu dem kleinen Schreibtisch. »Ich werde ihm mitteilen, dass er die Kutsche am Sonnabend erwarten kann«, sagte er. »Wird das zu bald sein, um –«
Gibbons trat näher. »Mylord?«, fragte er. »Stimmt etwas nicht?«
Nash wandte sich vom Sekretär ab. »Gibbons, hier lagen einige Briefe, gleich vorn in dieser Schublade. Von meinem Cousin
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