Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
damit beruhigte, sich zu sagen, dass die Verantwortung eines Tages an einen entfernten Cousin fallen würde – an jemanden, der sich einen Dreck darum scheren würde. Doch Brierwood könnte Xanthia gehören. Sie könnte es leiten, aufbauen und es – letztlich – ihren gemeinsamen Kindern hinterlassen.
Oder ... sie könnte einfach ihren alten Beruf behalten.
Würde er sich etwa einen Dreck darum scheren, was man in der Gesellschaft über seine Frau dachte? Nein. Sie könnte weiterhin nach Wapping fahren, bis diese abscheulichen Fischweiber bei Almack’s ihm ihre verdammten Türen vor der Nase zuschlugen – er war sowieso nie dort gewesen, und trotz seiner lang zurückliegenden Wette mit Xanthia würde er dort wohl auch in Zukunft nie Gast sein.
Doch Brierwood war ein verdammt gutes Ass und Grund genug für einen Kerl, die Ärmel hochzukrempeln. Dennoch würde es einige Zeit dauern und manch vorsichtiges Manöver erfordern, Xanthia von seinem Plan zu überzeugen. Genau genommen wäre es das Beste, ihr sofort den Mund wässrig zu machen.
Nash schob die Tasse mit dem Brandy zur Seite und ging zur Treppe. »Gibbons!«, bellte er. »Den dunkelsten Fetzen, den ich habe! Den dunkelblauen – oh, und ein frisches Hemd.«
Gibbons ging pflichtbewusst ins Ankleidezimmer. Der Mann verfügte über eine überraschende Fähigkeit zu wissen, wann er seinen Mund zu halten hatte. Nach dem Gehrock musste über die Stiefel entschieden werden, bevor Nash zu dem Schluss kam, dass seine Krawatte letztlich doch eine Spur zu langweilig war. Doch schließlich war er fertig angekleidet, sein bestes Pferd war von der Wiese geholt worden, und er machte sich auf, seine Zukunft in die Hand zu nehmen.
Einige Minuten später fand er sich wartend in Lord Rothewells Arbeitszimmer wieder, fühlte sich ein wenig dumm und mehr als ein wenig enttäuscht. Xanthia war nicht zu Hause. Wie hatte er auch etwas anderes erwarten können? Sie war nicht wie die anderen Frauen seines Bekanntenkreises, die um zwölf Uhr mittags aufstanden und anschließend nur noch wenig taten. Xanthia musste ein Unternehmen leiten. Immerhin war Lord Rothewell daheim, hatte der Diener gesagt, der glücklich darüber wäre, ihn zu empfangen.
Nash hinterfragte noch das Wort glücklich , als Rothewell wie üblich entschlossenen Schrittes eintrat. Seine Augen waren blutunterlaufen, und sein gebräuntes Gesicht konnte man höflich nur als ausgezehrt bezeichnen.
»Guten Tag, Nash«, begrüßte ihn der Baron und ging zur Kredenz. »Wollt Ihr etwas trinken?«
»Nein danke, es ist noch zu früh für mich. Ich bin erst vor ein, zwei Stunden aufgestanden.«
»Ich bin noch gar nicht im Bett gewesen«, bemerkte der Baron und nahm sich ein Glas Brandy mit zu seinem Schreibtisch. »Nehmt Platz, Nash. Ich vermute, dass es sich um keinen Höflichkeitsbesuch handelt?«
Nash sah ihn neugierig an. »Und welch anderer Art sollte mein Besuch sonst sein?«
Rothewell zögerte, dann lächelte er leicht. »Das kann man nie wissen«, murmelte er vage. »Ich hätte eher angenommen – ach, vergesst es. Was führt Euch her?«
»Offen gesagt kam ich her, um sowohl Euch als auch Eure Schwester zu besuchen«, gestand Nash. »Ich vergaß, dass sie vermutlich nicht im Hause sein würde.«
Rothewell setzte sein Brandyglas ab. »Nein, mein lieber Freund, um Xanthia hier zu erwischen, müsst Ihr beim ersten Hahnenschrei aufstehen.«
Nash fehlten plötzlich die Worte. Niemals hatte etwas, das so unbedeutend schien, so viel bedeutet – und er war abgeneigt, Lord Rothewell überhaupt um etwas zu bitten. Doch er musste es tun. »Ich gebe am Wochenende eine Gesellschaft.« Seine Stimme klang überraschend gelassen, sogar leicht gelangweilt. »Sie findet auf meinem Besitz in Süd-Hampshire statt. Ich weiß, es ist ein wenig kurzfristig, aber ich fragte mich, ob ... nun, ob Ihr und Eure Schwester sich uns nicht anschließen möchtet?«
Rothewells Miene verriet keine Regung. »Wir kennen einander kaum, Lord Nash.«
»Lasst mich ganz offen sein, Rothewell. Ich möchte, dass Eure Schwester kommt – ich kenne sie gut genug, denke ich, um darum bitten zu können. Aber ich denke auch, sie sollte die Einladung nicht allein annehmen. Es wäre unziemlich, besonders in Anbetracht meines ... meines Rufes, wenn Ihr so wollt.«
Rothewell hatte angefangen mit den Dingen auf seinem Schreibtisch zu spielen. »Nash, ich danke Euch dafür, dass Ihr den guten Namen meiner Schwester zu Eurem wichtigsten Anliegen macht.
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