Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
unerfahren, was das Frisieren einer Lady anging. Xanthia musste warten, bis das Mädchen fertig war, ehe sie sich selbst noch einmal ihrer Frisur widmete. Als sie schließlich den Chinesischen Salon betrat, mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht und in ihrem besten blauen Kleid, stellte sie fest, dass Kieran bereits einen Weg gefunden hatte, die »plappernden Frauen« zu meiden. Sie konnte ihn durch die hohen Fenster durch den Garten schlendern sehen, während einer von Brierwoods Dienern hin und wieder auf die eine, dann auf eine andere Pflanze wies.
Lady Nash empfing Xanthia an der Schwelle. »Euer Bruder bekundete eine solche Liebe für Rosen«, zwitscherte sie. »Ich konnte sehen, dass er begierig darauf war, in den Garten zu gehen und sie in Augenschein zu nehmen.«
»Ja, Kieran liebt nichts mehr als einen Rosengarten«, schwindelte Xanthia. »Wie freundlich von Euch, seiner Exzentrik gegenüber so nachsichtig zu sein.«
Gemeinsam gingen sie in das Zimmer, in dem sie von zwei jungen Damen an einem niedrigen, elegant geschnitzten Tisch erwartet wurden. Darauf stand ein silbernes Teeservice von epischen Proportionen. Beide Mädchen machten einen anmutigen Knicks, als Xanthia ihnen vorgestellt wurde.
Lady Phaedra Northampton war sehr schlank, von dunklem Teint und trug eine goldene Brille. Sie mochte Anfang zwanzig zu sein, aber vielleicht lag diese Einschätzung auch nur an ihrem ernsten Auftreten. Phaedras Schwester, Lady Phoebe, war vielleicht fünfzehn oder sechzehn und von einer kindlichen Lebhaftigkeit, die ihr Alter Lügen strafte. »Es ist mir ein Vergnügen, Euch kennenzulernen«, sagte Xanthia.
Eine Zeit lang tauschten sie Bemerkungen über die Fahrt von London nach Brierwood aus, aber das Thema war bald erschöpft, und Lady Nash zeigte sich deutlich interessierter an den Festlichkeiten, die bevorstanden. Sofort begann sie über die Gäste zu sprechen, die erwartet wurden, an welchem Tag sie eintreffen und welchen Klatsch sie wohl aus London mitbringen würden. Dann beschrieb sie ihre letzten sechs Geburtstagsdinners; wer dabei gewesen war und welche Kleider getragen worden waren. Mittendrin erhob sie sich, um Tee auszuschenken, und erklärte, sie erwarte nicht, dass sich Kieran schon bald von seinen geliebten Rosen trennen würde.
»Deshalb können wir genauso gut fortfahren, denkt Ihr nicht auch?« Ohne eine Pause zu machen, um Atem zu schöpfen, neigte sie die unglaublich große Teekanne. »Ich denke sowieso, dass Männer den Tee nicht wirklich schätzen. Was denkt Ihr, Miss Neville? Mein verstorbener Mann – Stefans Vater natürlich – pflegte zu sagen, dass Tee etwas für Ladys sei und Männer nur so täten, als –«
»Bei Gott, ist das Wetter heute nicht wunderschön?«, fiel Lady Phaedra ihr ins Wort. »Denkt Ihr, dass es morgen regnen wird, Miss Neville?«
Xanthia schaute auf. »Nun, das könnte schon sein.«
»Jenny sagt, dass es Regen geben wird«, fügte Lady Phoebe hinzu. »Sie sagt, die Straßen werden morgen Nachmittag nur noch aus Schlamm bestehen, deshalb muss sie heute schon nach Southampton aufbrechen.«
»Nun, zumindest könnte sie uns Gesellschaft leisten und Miss Neville begrüßen, ehe sie uns verlässt«, sagte Phaedra.
»Es tut mir sehr leid, dass ich Eurer Schwägerin noch nicht begegnet bin«, sagte Xanthia. »Ich denke, sie ist hinreißend.«
»Mama hält jeden für hinreißend, solange er ihr nur zuhört.«
Lady Nash nutzte die Stille, die folgte, um wieder das Wort zu ergreifen. »Jenny ist hinreißend, du kleines Luder«, sagte sie. »Und sie wird sehr bald hier sein. Sie hat es mir versprochen.« Lady Nash begann zu beschreiben, wie ihr Sohn seine Frau kennengelernt hatte, wie lange er ihr den Hof gemacht hatte sowie jedes Detail ihres Hochzeitskleides.
Laut rechnete sie die Zentimeter der Alençon-Spitze nach, die für das Kleid verarbeitet worden war, als Phaedra sie erneut unterbrach. »Ich denke, das Wetter wird morgen Nachmittag schön sein, Miss Neville«, sagte sie. »Falls meine Vermutung zutrifft, hättet Ihr Lust auszureiten?«
»Das würde ich gern«, sagte Xanthia. »Was ist mit Euch, Phoebe? Reitet Ihr?«
Das Mädchen schob die Unterlippe vor. »Nicht so gut wie Phaedra. Jeder mag es, darauf hinzuweisen.«
Phaedra richtete sich ein Stück auf. »Mir Komplimente zu machen und dich zu beleidigen, das ist nicht dasselbe, Phoebe«, sagte sie. »Darf es mir nicht gestattet sein, wenigstens in einer Sache gut zu sein?«
»Aber du machst alles
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