Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
müsst völlig erschöpft sein. Warum zeige ich Euch nicht Eure Zimmer? Und dann würden die Mädchen so gern den Tee mit Euch einnehmen, Miss Neville – und auch mit Euch, Lord Rothewell.«
Diener eilten geschäftig durch die Halle und trugen die diversen Gepäckstücke die Flügeltreppe hinauf, und das trotz der Tatsache, dass ihnen niemand eine Anweisung dazu gegeben hatte. Xanthia sah ihren Kleiderkoffer in den niederen Regionen Brierwoods verschwinden und fragte sich, ob sie ihn je wiedersehen würde. Ein anderer Stapel Gepäck, ein Koffer und zwei Handkoffer in zueinander passendem braunem Leder, blieben vom Personal unangetastet.
»Ich sehe, dass jemand vor uns eingetroffen ist«, sagte Kieran. »Weist doch die Diener an, sich zuerst um dieses Gepäck zu kümmern. Wir haben es nicht eilig.«
Ein Schatten glitt über Lady Nashs Gesicht. »Oh, das Gepäck gehört Jenny«, sagte sie leichthin. »Sie hat es schon vor Stunden herunterbringen lassen, ich meine, sie ist solch ein liebes Ding – aber so schrecklich ungeduldig und voller Energie. Wahrscheinlich ist sie bereits zu den Ställen gegangen, um nach ihrer Kutsche zu sehen. Sie mag es , wenn die Dinge geordnet sind, und die Diener machen niemals etwas wirklich perfekt, nicht wahr?«
Da Lady Nash eine Pause machte, um Luft zu holen, ergriff Xanthia die Gelegenheit, um eine Frage loszuwerden. »Ich bitte um Entschuldigung, Ma’am, aber wer ist Jenny?«
Wieder das engelsgleiche Händeklatschen. »Meine liebe Schwiegertochter«, zwitscherte sie. »Sie ist das schönste Geschöpf, das man sich vorstellen kann! Seid Ihr ihr noch nicht begegnet? Oh nein, natürlich nicht. Den größten Teil der Saison ist sie entweder hier oder in Frankreich. Jenny findet Tonys Engagement in der Politik schrecklich langweilig, und sie bewundert Paris. Sie legt sehr viel Wert auf Mode und erregt immer sehr viel Aufsehen, wenn sie in London ist! Liebt Ihr elegante Mode, Miss Neville? Aber ja, ich sehe, dass Ihr das tut. Ihr müsst Jenny nach den besten Geschäften fragen.«
Selbst als Lady Nash Kieran in sein Zimmer führte, das sich einen elegant eingerichteten Salon mit Xanthias Schlafzimmer teilte, ging das Geplapper weiter. Taillen, so schien es, rutschten höher – zumindest sagte das die modekundige Jenny. Die Ärmel würden sozusagen von Minute zu Minute voluminöser, Hüte hingegen, so warnte Lady Nash, schrumpften auf nicht mehr als Teetassengröße zusammen, natürlich mit Federn daran. Gefielen Miss Neville sehr kleine Hüte? Nein, natürlich nicht. Ihr Haar war zu lang dafür, nicht wahr?
Nickend und – wenn nötig – lächelnd ging Xanthia durch ihre elegante Suite, schaute aus den Fenstern und bewunderte die exquisiten Möbel, während Lady Nash weiterhin ihre Fragen stellte, deren Antworten sie sich selbst gab, bis schließlich alles Gepäck verstaut war und die Diener – wieder unaufgefordert – begannen heißes Wasser in die Zimmer zu bringen. Mitten in einer Ausführung darüber, wie viele neue Retiküls sich Jenny während ihrer letzten Reise auf dem Kontinent gekauft hatte, hielt Lady Nash kurz inne.
»Oh, oh«, zirpte sie und schaute sich um, als hätte sie einen ihrer Schuhe verloren. »Wo haben die Diener denn Eure Zofe gelassen?«
Xanthia fühlte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. »Ich habe kein eigenes Dienstmädchen«, gestand sie. »Ich greife mir üblicherweise eines unserer Hausmädchen. Hätte ich eines mitbringen sollen?«
Lady Nashs Augen hatten sich ungläubig geweitet. »Oh, Himmel, nein! Wir müssen zehn oder zwanzig davon haben!«
»Zehn oder zwanzig?« Wenn Xanthia die Größe des Hauses und das makellos saubere Innere bedachte, dann hatte sie keinen Grund, die Zahl anzuzweifeln.
Lady Nash lächelte. »Ich werde Mrs. Garth bitten, Euch einige zu schicken, dann könnt Ihr Euch die aussuchen, die Euch gefällt. Sie heißen alle Polly – und sie haben alle schrecklich raue Hände, also lasst sie nicht Eure Strümpfe anfassen.«
»Oh, bitte schickt nur eine zu mir«, protestierte Xanthia. »Oder gar keine. Ehrlich, es ist nicht wichtig.«
»Also gut«, sagte Lady Nash. »Wir werden den Tee gleich im Chinesischen Salon einnehmen, links von der Halle. Werdet Ihr uns Gesellschaft leisten, wenn es Euch beliebt?«
»Danke, gern«, sagte Xanthia.
Sie fragte sich, ob Lady Nash irgendwann aufhören würde zu lächeln. Schließlich begab sich die Lady zur Tür und bat Xanthia, sich beim Erfrischen und Einkleiden Zeit zu lassen.
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