Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
meine Güte«, murmelte sie Xanthia zu. »Jenny hat wieder etwas angestellt, nicht wahr?«
»Wir müssen hoffen, dass sie es nicht getan hat«, entgegnete Xanthia. »Und falls doch, müssen wir darauf vertrauen, dass Lord Nash es regeln kann.«
Phaedra trat ans Fenster und betrachtete die beiden Gentlemen in Schwarz, die wieder in ihre Kutsche stiegen. »Nun, ich habe keine Ahnung, wie Nash das regeln kann«, sagte sie grimmig, »aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass die gute Jenny ein paar Gebete sprechen sollte – mit oder ohne diesem Buch.«
Kapitel 16
Das Ende der Geschichte in Paris
D er Sommer legte sich wie eine feuchte Decke über das Tal der Seine und überzog das Land mit einer ungewöhnlich schwülen Wärme. Auch in Paris war es auf den Straßen stickig, aber noch erträglich. Im Hospice de la Salpêtrière hingegen waren die Schwüle und der Gestank fast übermächtig. Lord Nash stand neben einem der schmalen Fenster, von dem aus man über die trügerisch grünen Wiesen blicken konnte. Er rieb sich den Nasenrücken und tat sein Bestes, das Stöhnen und die Schreie zu ignorieren, die durch das alte Gebäude hallten.
Er hatte kaum wahrgenommen, dass die Tür hinter ihm geöffnet worden war – aber er hatte seinen Namen gehört –, als ein ferner, schauriger Schrei wieder und wieder ertönte wie der eines verwundeten Tieres. Er hallte von den Wänden wider, dann gnädigerweise nur noch gedämpft, als eine Tür mit einem dumpfen Laut geschlossen wurde. Die Hand, die ihn berührte, war kalt.
Nash betrachtete das schmale Handgelenk, das unter dem Ärmel einer gestärkten weißen Albe hervorschaute. Langsam wandte er sich vom Fenster ab. »Bonjour, mon Père.«
Vater Michael betrachtete Nashs Gesicht. »Mein Sohn, wie geht es Euch?«, murmelte er. »Ihr seid vermutlich müde?«
Nash senkte den Kopf. »Je vais bien, mon Père«, sagte er. »Aber ja, müde. Die Comtesse kann sich an meinen Namen erinnern, wie ich höre?«
Der Priester lächelte matt. » Oui , und sie wird ihn von jetzt an auch eine Weile lang nicht vergessen.« Er schlug das Kreuz vor sich. »Aber sie ist jetzt – wie sagt man? An den Armen gefangen?«
»Gebunden?«
» Oui , gebunden – damit sie sich keinen Schaden zufügen kann. Doch ihr Gemüt wird sich bald beruhigen.«
Nash empfand einen Moment des Grams. »Betet für sie, mon Père .«
»Das tue ich, mein Sohn«, sagte dieser ernst. »Genauso wie für die andere Frau, Eure amerikanische Schwägerin.«
»Merci, mon Père.«
Der Priester lächelte wieder leicht. »Kommt jetzt, Mylord, und geht mit mir zurück zur Kapelle. Ich glaube, Euch geht im Moment vieles durch den Kopf.«
Vater Michael verschränkte die Arme auf dem Rücken und schlug einen gemächlichen Schritt an, während sie den Korridor hinuntergingen, der endlos lang schien. Falls das gelegentlich zu hörende Stöhnen und die Schreie ihm zu schaffen machten, so ließ er es sich nicht anmerken. Vielleicht war er schon so lange in la Salpêtrière , dass er an diesen Schrecken gewöhnt war. Oder vielleicht hatte Gott ihm gnädig die Gabe verliehen, es ertragen zu können.
» Le commissaire de police hat Eure Schwägerin freigelassen, so hörte ich«, begann der Priester das Gespräch.
»Ja, mon Père . Sie ist meiner Aufsicht unterstellt worden – mit gewissen Auflagen.«
Der Priester war überrascht. »Dann hat Eure Familie großes Glück gehabt, Lord Nash. Frankreich hat sich Euch gegenüber äußerst gnädig gezeigt.«
»Das stimmt«, sagte Nash trocken. »Aber die Gnade hatte auch einen entsprechenden Preis.«
Vater Michael schaute Nash rasch und prüfend an. »Ah! Je comprends! «
Nash überlegte seine nächsten Worte sorgfältig. »Mon Père, die Comtesse ... glaubt Ihr wirklich, dass sie wahnsinnig ist? Nach allem, was ich gesehen habe, hat sie ihre Sinne noch beisammen.«
Der Priester blähte nachdenklich die Wangen auf. »Manch einer würde sagen, dass es bereits Wahnsinn ist, dass sie ihren Namen und ihre Stellung dazu benutzt hat, die Gesetze ihres Landes zu beugen – ganz zu schweigen von dem Schaden der wirtschaftlichen Interessen, den sie angerichtet hat. Aber wahnsinnig durch ihre Krankheit? Nein, ich würde meinen, dass ist sie noch nicht.«
»Und doch haben die Ärzte sie eingesperrt.«
Der Priester lächelte. »Oui«, sagte er. »Gegen einen entsprechenden Preis.«
»Ah!«, sagte Nash. »Das Werk ihres Mannes? Hat er das veranlasst?«
»Es ist weitaus besser für sie, hier als
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