Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
in offensichtlichem Widerwillen die Hände. Er öffnete eine Mappe, die in der Mitte des Schreibtischs lag, zog ein sorgfältig gefaltetes Papier heraus, ging durch das Zimmer und gab es Nash. »Ich weiß wirklich nicht, warum ich mich von Kemble zu diesem Unsinn habe überreden lassen, zum Teufel.«
Nash schaute auf das Papier. Es war ein Brief – eher eine kurze Nachricht –, geschrieben auf einem Briefbogen mit dem Briefkopf von Neville Shipping. Er überflog die Nachricht, dann schaute er auf das Datum. »Ich verstehe«, sagte er und gab de Vendenheim den Bogen zurück. »Miss Neville ist also von Schuldgefühlen überwältigt worden und hat Eure Kohorte fortgeschickt. Aber was ändert das?«
Wieder hob de Vendenheim die Hände. »Nichts?«, schlug er vor. »Alles? Dio mio , Nash, es liegt jetzt an Euch. Ich bin nur hier, um einen Job für Peel zu erledigen.«
»Oh, und den habt Ihr erledigt«, sagte Nash ein wenig bitter. »Nehmt die Anerkennung einer dankbaren Nation entgegen und strebt Eure nächste Inquisition an.«
Über de Vendenheims schmales ernstes Gesicht legte sich ein Schatten. »Es tut mir leid«, sagte er, nachdem einige Augenblicke verstrichen waren. »Die letzte Zeit ist die Hölle für Euch und Eure Familie gewesen, und nichts davon war Eure Schuld.«
Nash presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. »Entschuldigung angenommen.«
»Gut, aber seid nicht so schnell damit.« De Vendenheim sah plötzlich wieder unbehaglich drein. »Ehe Ihr geht – da ist noch eine allerletzte Sache.«
»Werde ich Euer Büro denn jemals wieder verlassen, de Vendenheim?«, fragte Nash trocken. »Ihr scheint voller Überraschungen zu stecken.«
De Vendenheim ging an seinen Schreibtisch zurück. »Nun, diese Überraschung dürfte Euch beträchtlich weniger gefallen als meine Verteidigung Miss Nevilles.«
Nash hatte sich langsam von der Tür abgewandt. De Vendenheim zog einen kleinen Schlüssel aus der Tasche seiner Weste und öffnete damit die oberste Schreibtischschublade. Er zog ein Papierbündel heraus, das von einem roten Band zusammengehalten wurde. Mit einem überaus beklommenen Gesichtsausdruck schob er es über den Schreibtisch.
Nash nahm das Bündel. »Was ist das?«
»Wenn ich ehrlich bin, ich weiß es nicht. Mein Mitarbeiter Mr. Kemble hat sie gefunden.«
»Kemble?«, sagte Nash. »Wo?«
»Nachdem wir von der Verhaftung der Comtesse erfahren hatten, bat Mr. Peel uns, ihr Haus in Belgravia diskret zu durchsuchen«, sagte der Vicomte. »Wir fanden keine Hinweise auf den Waffenschmuggel; die Comtesse war schlau genug, alles von ihrem Haus in Cherbourg aus zu organisieren. Doch Mr. Kemble stieß auf diese Briefe. Sie lagen in einem verschlossenen Schreibtisch in der Bibliothek.«
De Montignacs Bibliothek? Verdammte Hölle. Nash durchblätterte den Stapel mit wachsender Besorgnis. Briefe – vielleicht vier oder fünf – alle adressiert an de Montignac. In Tonys Handschrift. »Du lieber Gott«, murmelte er fast wie zu sich selbst.
»Ich habe sie nicht gelesen«, sagte de Vendenheim rasch. »Und vermutlich solltet Ihr es auch nicht tun. Mr. Kemble hat mir versichert, dass die Briefe nichts mit dem Schmuggel zu tun haben, sondern sehr ... nun, sehr persönlicher Art sind.«
»Er hat sie gelesen?«, fragte Nash alarmiert. »Alle?«
»Er musste zumindest einen flüchtigen Blick auf jeden werfen, sonst hätte er seine Aufgabe missachtet«, rechtfertigte sich de Vendenheim. »Er hat sie gelesen, sie an sich genommen und mich angehalten, sie in meinem Schreibtisch so lange unter Verschluss zu halten, bis jemand käme, um sie abzuholen. Ich habe Eurem Stiefbruder einige Nachrichten hinterlassen, doch er ist nicht aufgetaucht. Offen gesagt will ich diese verdammten Dinger hier nicht haben, egal ob unter Verschluss oder nicht.«
»Tony war die ganze Zeit mit mir zusammen«, sagte Nash tonlos. »Er ist in Southampton an Land gegangen.«
»Dann versichert Mr. Hayden-Worth bitte, dass Kemble die Diskretion in Person ist.«
»Nun, das werden wir abwarten müssen, nicht wahr?«, murmelte Nash.
»Ihr müsst es abwarten«, sagte de Vendenheim. »Ich weiß es bereits. Welche persönlichen Informationen auch immer in diesen Briefen enthalten sind, man würde sie Kemble unter Folter abpressen müssen.«
»So aufrecht und ehrlich ist er also?«
»Nein«, entgegnete de Vendenheim langsam. »Das ist nicht im Mindesten. Er lebt einfach nur nach seinen eigenen Regeln – Ehre unter Dieben und all dem
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