Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
»Oh, eine ganz gewöhnliche. Irgendwo im Haus muss noch ein Zwanzigpfundschein herumliegen.«
Nash lächelte angespannt. »Wirklich verlockend, Miss Neville, aber ich denke, der Einsatz müsste schon weitaus höher sein, sollte er es fertigbringen, mich in diese Art von Spielhölle zu locken«, sagte er. »Schon zu viele Männer haben ihren kostbarsten Besitz in Almack’s vornehmem Entree verloren.«
Xanthia zog die Augenbrauen hoch. »Welche Art von Besitz meint Ihr?«
Lord Nash grinste. »Das unbezahlbare Junggesellendasein«, entgegnete er. »Jetzt wünsche ich Euch aber einen guten Abend, meine Liebe, bis wir uns wiedersehen. Ich glaube, ich finde allein hinaus.«
Während in ihr ein Gefühlssturm tobte, nahm Xanthia ein Bad und kleidete sich für das Dinner an. Was für ein Schock war es gewesen, auf Nash – Lord Nash – zu treffen, der lässig im besten Sessel ihres Bruders gesessen und ausgesehen hatte, als fühlte er sich wie zu Hause. Heute war er ihr so dunkel und groß vorgekommen – insgesamt männlicher als in ihrer Erinnerung. Im Eifer des Arbeitstages und der Sorge um Pamelas Gesundheit hatte Xanthia die Erinnerung an die leichtsinnige Eskapade der vergangenen Nacht fast verdrängt.
Nun, sie gab zu, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach, während sie sich im Ankleidespiegel betrachtete und ihren zweiten Ohrring anlegte. Die Erinnerung an Lord Nashs Berührung lauerte in ihrem Unterbewusstsein und erzeugte ein leichtes Gefühl der Verlegenheit – durchsetzt mit mehr als nur einigen Stichen des Bedauerns. Und als sie ihn wiedergesehen hatte und der erste Schock überwunden gewesen war, hatte dieses Bedauern geschmerzt wie eine scharfe Klinge. Bei Tageslicht war es noch offensichtlicher, was für ein eindrucksvoller Mann er war.
Er sah nicht besonders gut aus, das nicht, jedenfalls nicht auf die typisch englische Weise. Aber er war die Eleganz in Person; schlank und dunkel wie eine Katze, die durch einen mondhellen Wald schleicht. Ihn umgab eine faszinierende Aura der Macht, die einen wünschen ließ, ihn näher kennenzulernen – in jeder Bedeutung dieser Formulierung. Heute hatte Lord Nash sein dichtes, zu langes Haar aus der hohen Stirn zurückgekämmt getragen. Sein Mantel, ein fast altmodisches, aber elegantes Kleidungsstück, hatte ausgesehen, als sei er aus der weichsten und feinsten Wolle gemacht, die man sich vorstellen konnte, und sein dunkelgrauer Gehrock hatte sich wunderbar um seine breiten Schultern geschmiegt.
Auch sein Gesicht war bemerkenswert. Die straffen Ebenen und seine Kanten strahlten eine Härte und etwas Majestätisches aus, das sie am Vorabend nicht bemerkt hatte. Und seine Augen – o Gott, diese nachtschwarzen Augen! Sie sahen fast exotisch aus, und ihre kaum merkliche Schrägstellung weckte die Vermutung, dass in seinen Adern das Blut mongolischer Vorfahren floss.
All das brachte Xanthia zum Grübeln. Was, wenn sie gestern Abend nicht davongelaufen wäre? Was, wenn sie den Mut besessen hätte, ihre Fantasien auszuleben? Was, wenn sie ihm einfach ihren Namen genannt und die kühne Einladung in sein Bett angenommen hätte?
Er hätte sie zurückgewiesen, das wäre passiert. Sobald Lord Nash erfahren hätte, dass sie unverheiratet war, wäre er vor ihr zurückgeschreckt – so sicher, als wenn sie gerade in Flammen aufgegangen wäre. Er machte den Eindruck eines Mannes, der sich schon einmal die Finger verbrannt hatte.
Mit einem Seufzer straffte Xanthia vor dem Spiegel ihren Rücken und musterte sich. Vergiss ihn, sagte sie sich. Es wird niemals geschehen. Nicht mit Nash und auch nicht mit einem anderen Mann. Das hieß, sofern sie nicht Gareth akzeptierte – doch Gareth wollte weitaus mehr, als Xanthia zu geben bereit war.
Mit ihm hatte sie einst Leidenschaft verbunden, ja. Und auch eine aufrichtige Freundschaft. Aber Xanthia wusste nur zu gut, dass eine Frau, hatte sie erst geheiratet, nichts anderes mehr war als der Besitz ihres Ehemannes. Nicht, dass sie glaubte, Gareth würde ihr die Kontrolle über Neville Shipping abringen, aber allein schon die Tatsache, dass er das gesetzlich verbürgte Recht dazu haben würde, schreckte sie ab. Und es würde nicht mehr ihre Entscheidung sein, ihm diese Macht über sich und alles, wofür sie gearbeitet hatte, zu übertragen. Sie liebte ihn, aber nicht genug, um diesen Schritt zu gehen.
Im Esszimmer nutzten sie und Kieran die ersten beiden Gänge des Dinners dazu, nebenbei die Tagespost durchzusehen. Kieran war kein
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