Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
Mann, der gern oberflächliche Konversation betrieb, aber es hatten sie Neuigkeiten von zu Hause in Form eines Briefes von einer Nachbarplantage erreicht. Überdies hatte einer von Kierans Pächtern auf Barbados geschrieben, um eine komplizierte Frage bezüglich der Wasserrechte zu stellen. Es waren alltägliche Geschäfte, aber es war die Essenz ihres Zusammenlebens.
Kieran und Luke und letzten Endes auch Martinique, die von Luke adoptiert worden war, waren die einzige Familie, die Xanthia je gehabt hatte. Und sie waren alles, was sie brauchte. Plötzlich jedoch, als sie gerade dabei war, einen Servierteller mit gebutterten Pastinaken weiterzureichen, sah Xanthia das Bild ihrer Hand auf Pamelas sich sanft rundendem Bauch vor sich. Sie musste unwillkürlich innegehalten haben, denn Kieran griff nach dem Teller und nahm ihn ihr aus der Hand. »Alles in Ordnung, Zee?«, fragte er und musterte sie neugierig.
Xanthia zwang sich zu einem Lächeln. »Der Teller war ein wenig schwer.«
Kieran ließ sich noch Wein nachschenken und schickte den Diener dann aus dem Zimmer. Xanthia wusste, dass nun die zu erwartenden Fragen gestellt werden würden, aber sie fürchtete den Zorn ihres Bruders nicht. Genau genommen verstand sie ihn besser als irgendjemand sonst – sie wusste zwar nicht alles von ihm, aber dennoch genug, um über die eine Wahrheit Bescheid zu wissen, die ansonsten so gut wie niemand kannte. Bei allem, was der große Baron Rothewell tat, bei jeder schonungslosen und unbarmherzigen Entscheidung wurde er von dem fest in ihm verankerten Gefühl geleitet, eine Pflicht erfüllen zu müssen; eine Pflicht, in die er weder hineingeboren, noch auf die er vorbereitet worden war. Eine Pflicht, die er sich selbst auferlegt hatte – oder die er glaubte, erfüllen zu müssen.
Der frühe Tod des älteren Bruders hatte sowohl Xanthia als auch Kieran zutiefst erschüttert, denn in einem entsetzlichen Augenblick waren aus den mutigen drei Waisenkindern nur noch zwei geworden. Weder sie noch Kieran waren darauf vorbereitet gewesen, und deshalb verzieh Xanthia ihrem Bruder auch seine Einmischungen und sein Knurren und ertrug beides mit so viel Stärke, wie sie aufbringen konnte.
Kieran ließ den Wein in seinem Glas kreisen und starrte verloren hinein. »Ich wünsche, alles über diesen Burschen Nash zu erfahren, meine Liebe«, sagte er. »Ich nehme an, du bist ihm bei Pamela begegnet?«
Xanthia senkte den Blick. »Kurz.«
»Nun, du musst einen ziemlichen Eindruck auf ihn gemacht haben, Zee«, fuhr er fort. »Dir ist doch bewusst, dass es Gareth das Herz brechen wird, wenn du diesen Lord Dunkel und Gefährlich heiratest?«
Xanthia hörte auf, die Erbsen von der einen Seite ihres Tellers auf die andere zu schieben. »Wie bitte?«, sagte sie. »Wenn ich was tue?«
Kieran sah sie über den Tisch hinweg an. »Wenn du Nash heiratest.«
Xanthias Augen wurden so groß wie ihr Teller. »Wie, um Himmels willen, kommst du darauf?«
»Vielleicht wegen der Tatsache, dass der Mann um mein Einverständnis gebeten hat, dir den Hof machen zu dürfen«, erwiderte Kieran. »Was denn, hat er nichts davon gesagt?«
Xanthia war fassungslos. »Nein, ganz sicher nicht.«
»Gut.« Kieran griff nach seinem Messer und trennte geschickt die Keule seines gegrillten Hühnchens ab. »Ich hatte gehofft, dass er diesen Gedanken fallen lässt.«
»Sicherlich –« Xanthias Stimme enthielt einen seltsam scharfen Ton. »Sicherlich meinst du das nicht ernst, Kieran, oder?«
»Er bat um die Erlaubnis, dir den Hof machen zu dürfen. Und ich habe sie ihm verweigert. Stattdessen habe ich ihm vorgeschlagen, sich jemand Jüngeren zu suchen, jemand Fügsameren. Außerdem weiß er so gut wie gar nichts über dich, Zee, deshalb –« Plötzlich verstummte er. »Ich hoffe, dass ich deine Gefühle für diesen Burschen nicht missinterpretiert habe?«
Xanthia schüttelte den Kopf. »Nein.«
Nein. Die Antwort lautete definitiv: Nein . Das einzige Gefühl, das Xanthia in diesem Moment zu schaffen machte, war ein kaum wahrnehmbares Schwindelgefühl. Lord Nash musste ganz und gar verrückt sein. Hatte er wirklich geglaubt, er hätte Xanthias kostbare Tugend befleckt? Mit einem Kuss?
Aber es war nicht nur ein Kuss gewesen, nicht wahr? Allein, wenn sie daran zurückdachte, durchlief sie ein schwaches Ziehen des Verlangens und ihr Atem beschleunigte sich. Xanthia schloss die Augen. Großer Gott, wenn sie sich gestattete, daran zu denken, sei es auch nur für einen Moment,
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