Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
sind.«
Tony beschattete mit einer Hand seine Augen. »Die Zuckerpflaume mit den vielen Locken ist Lady Louisa, seine Tochter«, sagte er. »Und die schlanke Lady mit dem dunklen Haar ist eine Cousine, eine Mrs. – Mrs., verdammt, aber ich habe ihren Namen vergessen.«
» Miss Neville«, ergänzte Nash. »Sie ist unverheiratet und ist erst vor Kurzem von den Westindischen Inseln nach London gekommen.«
Tony ließ die Hand sinken und sah Nash merkwürdig an. »Ist sie das?«, murmelte er. »Und unverheiratet? In ihrem Alter?«
»Na, kommt schon, Hayden-Worth!«, sagte Mr. Sofford. »Sie ist ja wohl kaum eine Greisin. Außerdem habe ich gehört, dass sie ein riesiges Vermögen ihr Eigen nennt.«
»Himmel!«, murmelte Lord Ogle. »Besteht denn Hoffnung darauf, es ihr zu ent eignen?«
»Da wäre ich an Eurer Stelle vorsichtig«, sagte Sofford ruhig. »Ihr Bruder ist Baron Rothewell. Habt Ihr ihn kennengelernt?«
Ogle schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Nun, das wollt Ihr auch gar nicht, glaubt mir«, entgegnete Sofford. Er sah aus, als wollte er noch mehr sagen, aber die Neuankömmlinge schwebten jetzt die Rasenterrassen herunter. Als sie die Stufen oberhalb der kleinen Gruppe erreichten, rief Lord Ogle Sharpe zu, sich zu ihnen zu gesellen.
Nash beobachtete Miss Neville, als diese ihn bemerkte. Zugunsten der Lady sprach, dass sie weder zögerte noch errötete. Als die Honneurs gemacht wurden, fiel ihm auf, dass sie fast erfreut zu sein schien, ihn wiederzusehen. Oder vielleicht war die Formulierung »leicht erfreut« die bessere, denn ein seltsames kleines Lächeln lauerte in einem Winkel ihres eine Spur zu breiten Mundes, und in ihren Augen lag ein Funkeln von etwas Faszinierendem.
Und was für Augen das waren! Wie seltsam, dass sie ihm bis jetzt noch nicht aufgefallen waren. Sie waren von ungewöhnlicher Farbe, einem dunklen Blau, um das ein silbergrauer Kranz lag. Noch seltsamer aber schien zu sein, dass ihr auf ihn gerichteter Blick sehr direkt war – ähnlich dem eines Mannes. Statt in dem lächerlichen Bemühen, demütig zu erscheinen, die Augen niederzuschlagen oder zur Seite zu schauen, blickte Xanthia Neville ihn direkt an; nicht zu kühn, aber Auge in Auge, als wüsste sie genau, was sie wollte.
»Und wie werdet Ihr abstimmen, Lord Nash?«, unterbrach Miss Neville seine Gedanken.
Nash versuchte vorzugeben, zugehört zu haben. »Ich bezweifle, dass ich überhaupt abstimmen werde, Ma’am.«
»Aber das solltet Ihr tun, Nash!«, brummte Lord Sharpe. »Wir könnten Euch ab und an auf unserer Seite brauchen!« Der Earl sah aus, als wollte er so etwas vom Stapel lassen wie noblesse oblige , doch Nash wurde von Lady Louisa gerettet, die sanft am Ärmel ihres Vaters zupfte.
»Papa, das Bowling!«, jammerte sie. »Du hast versprochen, dass wir es uns ansehen. Mr. Sofford, spielt Ihr denn gar nicht mit?«
»Du meine Güte!«, rief der Gefragte, während er seine Uhr hervorzog. »Ist es schon Zeit?«
Lord Ogle verbeugte sich. »Dann viel Glück, alter Bursche«, sagte er. »Hayden-Worth und ich sind Lady Henslow versprochen – zum Bogenschießen auf der östlichen Wiese.«
»Miss Neville, mögt Ihr Bowling?«, fragte Nash.
»Ich fürchte, ich weiß nur sehr wenig darüber«, entgegnete sie. »Aber ich bin überzeugt, dass es mir gefallen wird.«
Lord Sharpe lachte. »Ich denke, Xanthia würde lieber auf etwas schießen. Fühle dich ganz frei, meine Liebe, falls das Bogenschießen mehr nach deinem Geschmack sein sollte.«
»Vielleicht würde mir Miss Neville ja stattdessen die Freude eines gemeinsamen Spazierganges am Flussufer machen?«, schlug Nash vor.
Lord Sharpe zögerte.
»Ein Spaziergang wäre schön«, erklärte Miss Neville, ehe Sharpe Einspruch erheben konnte. »Aber ein richtiger Spaziergang, wenn Ihr nichts dagegen habt, kein Herumschlendern. Louisa, wollen wir uns nach dem Spiel am Zelt treffen?«
»Natürlich«, sagte Lady Louisa, der es offensichtlich gefiel, ihre eigenen Wege gehen zu können.
Ihr Vater schien über die Entwicklung der Situation jedoch nicht so erfreut zu sein. »Also schön«, sagte er schließlich. »Du bleibst in der Nähe, Xanthia, nicht wahr? Nur für den Fall – nun, für den Fall, dass du gebraucht wirst?«
Nash argwöhnte, dass Sharpes wahre Sorge eine ganz andere war. Miss Neville errötete leicht. Nash beobachtete, wie die Gruppe auseinanderging, um sich den verschiedenen Unterhaltungsangeboten zu widmen, und fragte sich, was, zum Teufel, er sich nur
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