Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
kann ein Auge auf ihn haben.«
Kemble gab ein letztes wütendes Schnauben von sich, bevor er sich notgedrungen fügte. »Aber nur als ihr Innenarchitekt«, sagte er. »Nicht als Büroangestellter.«
»Innenarchitekt?« Max stemmte die Hände in die Hüften. »Ich weiß nicht einmal, was genau das ist, Kem, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ein Kontor in Wapping keinen braucht.«
»Wahrscheinlich erfordert es sogar ziemlich dringend einen«, gab Kemble zurück. »Aber gut, dann werde ich eben ... ihr Privatsekretär! Ihre rechte Hand sozusagen. Dann wird es auch absolut logisch sein, wenn man mich sowohl bei ihr zu Hause als auch im Kontor antrifft.«
Der Art von Logik hatte der Vicomte nichts entgegenzusetzen. »Das ist wirklich ein famoser Einfall«, sagte er nachdenklich. »Ungewöhnlich, in der Tat, aber schließlich ist sie auch eine ungewöhnliche Frau.«
»Allerdings kann ich das nicht länger als zwei Wochen machen, Max«, warnte Kemble. »Und du wirst für alle Unkosten aufkommen.«
»In Ordnung, aber dann verlange ich auch, dass du in jedem möglichen Augenblick bei ihr bist«, sagte der Vicomte warnend. »Und, Kem?«
»Was?«
De Vendenheim zögerte nur einen Herzschlag lang. »Wenn Nash ihr Ärger macht – wenn ihr irgendeine unmittelbare Gefahr drohen sollte –, dann töte ihn.«
»Und wie?«, fragte Kemble sachlich.
»Brich ihm das Genick«, schlug der Vicomte vor. »Dann stoß ihn die Treppe hinunter und sag, er sei gefallen.«
»Nun, Stolperer und Stürze sind in der Tat eine Hauptunfallursache«, murmelte Kemble zustimmend.
De Vendenheims Aufmerksamkeit war jetzt auf etwas ein Stück die Straße hinunter gerichtet. »Siehst du dort die Pferdedroschke, die in den Haymarket abbiegt, Kem?«, fragte er. »Wenn wir uns beeilen, können wir sie noch einholen.«
»Aber warum?«, fragte Kemble. »Bis zum Strand kann ich zu Fuß gehen.«
»Du wirst gleich nach Wapping fahren«, entschied der Vicomte. »Und davor werden wir der Polizei noch einen Besuch abstatten. Lass uns schauen, was die Thames Division über Waffenschmuggel weiß. Und anschließend, nun, ich denke, anschließend werden wir die Räumlichkeiten von Neville Shipping unter die Lupe nehmen. Es ist an der Zeit, dass du dich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut machst, Kem – und mit dem Fluss, wenn wir schon dabei sind.«
Nachdem die unerwarteten Besucher sich verabschiedet hatten, ging Xanthia sofort auf ihr Zimmer, um nachzudenken. Sie war so versunken in ihre Überlegungen, dass sie es versäumte, trotz der anbrechenden Dämmerung eine Lampe anzuzünden. Vage wurde sie sich bewusst, dass die Zeit des Dinners sich näherte und Kieran zweifellos über den Besuch würde reden wollen – sie vielleicht sogar für ihre Unverfrorenheit tadeln wollen würde. Doch Xanthia wollte sich zuvor darüber im Klaren sein, was sie veranlasst hatte, de Vendenheim und Mr. Kemble ein so kühnes, aber schlecht durchdachtes Angebot zu machen.
Sie hatte de Vendenheim helfen wollen. Im Nachhinein war sie schockiert darüber, dass er ihr Angebot nicht sofort abgelehnt hatte. Vielleicht war es ja ein Maßstab für seine Verzweiflung, dass er es nicht getan hatte. Es war ein sehr ernster Verdacht, der da gegen Lord Nash geäußert worden war – und auch ein ausgesprochen schrecklicher, wenn man bedachte, dass ein Mann ermordet worden war. Xanthia sah Mr. Kemble vor sich, wie er auf so makabre Art mit dem Finger über seine Kehle gefahren war. Das Bild machte es ihr unmöglich, die Anschuldigungen de Vendenheims aus ihren Gedanken zu verbannen.
Konnte Nash ein Verräter sein? Gewiss, er strahlte Reichtum und Macht aus, und er besaß das Charisma eines Mannes, der üblicherweise bekam, was er wollte. Seine Persönlichkeit vereinte eine unverkennbare Gegensätzlichkeit; eine seltsame Mischung aus Schatten und Licht, die beunruhigend war. Xanthia war sich fast sicher, dass der Mann skrupellos sein konnte, sollte es die Situation erfordern. Aber Waffenschmuggel? War er dessen fähig?
Xanthia starrte wie blind in die sich herabsenkende Dunkelheit und kam zu der Überzeugung, dass die Antwort Ja lauten musste. Aber hatte er es auch getan? Das war in der Tat eine ganz andere Frage. Würde Nash die Krone verraten, um seine anderweitigen Interessen zu schützen? Oder war Geld sein Motiv? Es war eine wirklich komplizierte Frage.
Xanthia wusste, was sie glauben wollte. Das Beste von ihm – was dumm war, wenn man bedachte, dass sie den Mann kaum
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