Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
dreißig.«
»Du meine Güte, tatsächlich?«, sagte er und lächelte auf sie hinunter. »Für dieses hohe Alter seid Ihr aber ein gut erhaltenes Exemplar Eurer Gattung. Besitzt Ihr noch all Eure Zähne?«
»Ihr macht Euch über mich lustig, Sir«, tadelte sie ihn. »Ihr denkt, dass ich schließlich und endlich doch noch vor dem Altar enden werde. Aber bedenkt eines, Nash: Warum sollte ich mich einem Mann unterwerfen, wenn ich absolut dazu in der Lage bin, allein zurechtzukommen?«
»Ihr habt Euren Bruder«, sagte er herausfordernd. »Gesetzlich gesehen ist er für Euch verantwortlich.«
»Ach was, Nash«, sagte sie mit einem leisen Lächeln. »Trotz seiner ruppigen und sehr direkten Art würde es Kieran niemals in den Sinn kommen, dass es seine Pflicht wäre, mich zu reglementieren. Dazu müsstet Ihr verstehen, wie wir aufgewachsen sind. Auf Barbados ist es nicht selten, dass Frauen ein Geschäft besitzen. Zudem reisen sie ohne Begleitung und nehmen sich sogar kurz entschlossen einen Liebhaber, wenn ihnen danach ist.«
»Ach, wirklich, tun sie das?«, murmelte er. Was schlug Miss Neville da eigentlich vor?
Nashs Gedanken wanderten zurück zu seinem Besuch bei Lord Rothewell. Die Ansichten, die Rothewell bei diesem Treffen geäußert hatte, stimmten im Großen und Ganzen mit denen Miss Nevilles überein. Doch Rothewell hatte auch noch etwas anderes gesagt. »Aber Euer Bruder hat angedeutet, dass Ihr bald heiraten werdet.«
Sie blieb abrupt stehen. »Hat er das? Großer Gott. Ich dachte, er hätte diesen Gedanken aufgegeben.«
»Offensichtlich nicht«, sagte Nash. »Gibt es denn einen Gentleman, der danach schmachtet, dass Ihr ihm Eure Hand reicht?«
Miss Neville richtete ihren Blick wieder auf den Fluss. »Vielleicht war da einmal jemand, aber wir sind übereingekommen, dass wir nicht zusammenpassen. Mein Bruder ist naiv, wenn er glaubt, das würde sich jemals ändern.«
»Nichtsdestotrotz wünscht dieser Mann noch immer, Euch zu heiraten.«
Sie warf ihm einen unsicheren Blick zu. »Woher wollt Ihr das wissen?«
»Ich denke, Miss Neville, dass es einem Mann, der sich einmal in Euch verliebt hat, sehr schwerfallen würde, diesen Zustand wieder zu beenden«, sagte Nash in leicht neckendem Tonfall. »Ich glaube, ich werde mich von Euch fernhalten, meine Liebe. Ich ertrage meine Enttäuschungen jetzt schon nicht gerade in Demut und Grazie.«
»Himmel!«, sagte sie. »Gibt es denn so viele davon?«
»Enttäuschungen?« Er schaute auf sie hinunter und nahm ihr Bild in sich auf – ihr intelligentes Gesicht, die elfenbeinfarbene Haut ihres Dekolletés, das nur den Ansatz von dem enthüllte, von dem er bereits wusste, dass es ein üppiger, verführerischer Busen war. Zur Hölle, ja, er war frustriert. Aber was, zum Teufel, sollte er jetzt dagegen tun? Wenn er Miss Neville verführen wollte, könnte er ihr zumindest die Höflichkeit angedeihen lassen, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu tun. Gegen seinen Willen fühlte Nash, wie sich sein Mund vor Erheiterung verzog. »Es gibt tatsächlich ein oder zwei Verdrießlichkeiten in meinem Leben, Miss Neville. Und dass Eure Hüfte von Zeit zu Zeit die meine berührt ist in dieser Lage auch nicht sehr hilfreich.«
Xanthia entging die Anspielung nicht. Für nur einen Moment geriet sie ins Stolpern, aber sofort glitt Nashs warme, feste Hand an ihren Ellbogen. Sie warf ihm einen raschen Blick zu. Die Hitze in seinen Augen war unmissverständlich, und wieder einmal war sie überwältigt von dem seltsamen Gedanken, dass sie in die Augen eines Seelenverwandten schaute. Einer Seele, die ein Leben führte, das sich irgendwie unvollständig anfühlte.
Aber was war das für ein romantisches Geschwafel! Sie vergeudete ihre Chance. Dies war die perfekte Gelegenheit, mehr über Nash zu erfahren. Seinen Charakter einzuschätzen und herauszufinden, ob er der Verräter war, für den de Vendenheim ihn hielt. Es war die Chance, ihm ein Seilende zu überlassen und zu sehen, ob er geneigt war, sich selbst die Schlinge um den Hals zu legen. Sie schaute auf und sah die steinerne Bank vor sich, von der Nash gesprochen hatte. Sie war von Weiden umstanden und bot einen Blick auf den Fluss. Sie stand abgeschieden, ja – aber auch nicht zu versteckt. Sie war perfekt. Nach der nächsten Wegbiegung würden die terrassierten Rasenflächen von Henslow House wieder in Sichtweite sein, und Xanthia konnte bereits das Lachen hören, das vom provisorischen Bogenschießplatz zu ihnen
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