Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
bedeuten werdet.«
Xanthia lächelte ihn langsam und aufreizend an. »Nash, wenn Ihr kein Interesse mehr an mir habt, dann müsst Ihr das nur sagen. Ich bin einsam, aber keineswegs verzweifelt. London ist voll von gut aussehenden Gentlemen, und wenn ich auch keine Schönheit bin, so sagt man doch, dass ich über einen gewissen Charme verfüge.«
Für einen langen Moment schwieg er, während seine Miene sich verfinsterte und sein Kinn sich anspannte. »Ich hoffe, Miss Neville, dass Ihr diese Art von Unterhaltung bisher mit keinem anderen Gentleman geführt habt, den Ihr kennt«, sagte er schließlich. Dann stand er unvermittelt auf. »Ich werde darüber nachdenken – genau genommen werde ich wahrscheinlich besessen sein von – Eurem verrückten Vorschlag, meine Liebe. Und ich bete darum, dass ich nicht mehr tun werde, als nur über ihn nachzudenken. Und jetzt gestattet mir bitte, Euch wohlbehalten zu Eurem Cousin zurückzubegleiten.«
Xanthia griff nach seiner Hand. Er beugte sich darüber, und seine dunklen Augen unter den schweren Lidern waren so offensichtlich auf ihren Mund gerichtet, dass sie einen Augenblick lang glaubte, er würde sie wieder küssen. Ihr Herz begann wild zu flattern. Doch Nash beugte sich nicht tiefer, sondern richtete stattdessen seinen Blick auf ihr Gesicht, als würde er darin nach etwas suchen.
Xanthia sah ihn an. »Nash?«
Er zögerte flüchtig. »Nein«, sagte er schließlich. »Nein, das ist einfach unmöglich.«
Wieder lächelte sie. »Natürlich ist es möglich«, sagte sie. »Nichts ist unmöglich, wenn man sich nur traut, es zu tun.«
Seine schwarzen Augen funkelten. Er antwortete nicht, sondern richtete sich auf, zog sie, während er ihren Arm umfasst hielt, hoch und führte sie zum Picknick zurück. »Nash, Ihr renkt mir ja die Schulter aus«, beklagte sie sich.
Er schwieg, bis sie die ersten Gäste des Festes sahen. Dann blieb er abrupt stehen und wandte sich ihr zu. »Miss Neville, Ihr spielt mit dem Feuer«, sagte er fest. »Bitte denkt daran, dass ich, wenn auch kein Wüstling, dann doch ganz gewiss auch weder ein Heiliger noch etwas bin, was diesem im Entferntesten nahekommt.«
»Ich glaube, Ihr sagtet einmal, Ihr wäret ein Genussmensch.«
»Ja, und zwar ein selbstsüchtiger und reueloser. Ein Genießer nimmt sich, was er will, und wirft es weg, wenn er alles Vergnügen aus diesem Etwas herausgepresst hat. Ihr tätet gut daran, meine Worte nicht zu vergessen.«
Damit machte Lord Nash auf dem Absatz kehrt und ging rasch den Weg hinauf.
Xanthia befand sich auf dem Heimweg an diesem Nachmittag in einer schrecklichen Verwirrung. Sie konnte nicht einmal sagen, was sie empfand, nachdem sie ihren Plan auf Lady Henslows Fest in die Tat umgesetzt hatte. Absolute Scham? Sie hatte versucht Lord Nash zu verführen – und fast wäre es ihr gelungen. Wie er schon angedeutet hatte, sah er nicht wie ein Heiliger aus. Eher sah er aus, als wäre er zu all den Dingen fähig, derer de Vendenheim ihn anklagte. Warum also war ihr Verstand nicht in der Lage gewesen, sich an die Tatsache zu halten, dass hinter ihrem Tun ein Grund steckte – ein Anlass, der nichts mit körperlicher Lust zu tun hatte?
Xanthia war ein Mensch, der seine Gegner sorgsam abschätzte, aber bei Nash ließ sie etwas ihre übliche Vorsicht vergessen. Sie dachte weiterhin – war wirklich überzeugt –, dass er sie kannte; dass er sie auf einer Ebene verstand, die den meisten Menschen verborgen blieb. Wenn sie in seiner Nähe war, dann spürte sie diese schreckliche Versuchung, sich einfach gehen zu lassen, nur sie selbst zu sein ... wahrhaftig zu sein. Aber vermutlich machte sie sich etwas vor oder erfand vielleicht auch nur irgendwelche törichten, romantischen Entschuldigungen für das fast überwältigende Verlangen, das sie in seiner Anwesenheit empfand.
Der Mann war höchstwahrscheinlich ein Verräter. Ein Schmuggler. Und jemand war getötet worden, entweder auf sein Geheiß hin oder durch seine Hand. Wenn Xanthia das Verlangen ignorierte, konnte sie sich durchaus an de Vendenheims Warnungen erinnern. Es stand sehr viel auf dem Spiel, politischer und wirtschaftlicher Art. Macht und Geld. Die beiden Dinge, für die Menschen so oft bereit waren, zu töten. Abgesehen davon wäre de Vendenheim entsetzt, wüsste er, dass sie versucht hatte, mit Nash zu schlafen. Sie war ja selbst darüber entsetzt und war sich nicht einmal im Klaren, was sie dazu getrieben hatte. Sie hatte lediglich mit Nash flirten wollen,
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