Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
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»Ich bitte um Verzeihung«, schaffte er zu sagen, während er die Falten aus seinem Mantel schüttelte. »Du hast vollkommen recht.«
»Nash, ich meine es ernst«, begann sie. Ihre Stimme klang jetzt schrill vor Zorn. »Ich habe wirklich genug. Und ich denke, dir geht es genauso. Ich verlasse dich wegen Lord Cuthert. Hörst du mir zu? Ich meine es absolut ernst.«
Nash nickte, während er sich die Hosen anzog. »Cuthert, ja«, murmelte er. »Von mir aus.«
»Ich werde morgen fort sein, Nash«, schrie sie, »wenn du nicht irgendetwas sagst, was mich wünschen lässt, zu bleiben!«
Nash zog seine Weste an und sah Lisette ausdruckslos an. »Er ist ein feiner Kerl, Cuthert – aber das sagest du schon, nicht wahr? Ich wünsche dir nicht, dass du unglücklich bist, Lisette. Ich wünsche nur – nun, ich wünsche dich fort aus meinem Leben. Und mich fort aus deinem.«
Ehrlichkeit, so schien es, war nicht die klügste Politik. Aus Lisettes Gesichtsausdruck sprach höchste Wut. »Gott, wie ich dich hasse!«, kreischte sie und schnappte sich die Flasche mit dem Rotwein. »Ich hasse dich zutiefst! Absolut!«
Ihr Ziel war klar, aber in genau dem Moment hatte Nash sich nach seinen Strümpfen gebückt. Der Regen aus zersplittertem Glas ließ ihn hochfahren. Als er über die Schulter schaute, sah er den Madeira die mit elfenbeinfarbener Seide bespannten Wände hinunterlaufen.
Einen Moment lang starrte er wie benommen auf das Fiasko. »Hat diese Flasche nicht zu den Gläsern gepasst, die du letzte Woche zerschlagen hast?«, fragte er schließlich.
»Ja«, zischte Lisette und schleuderte das letzte noch verbliebene Glas in den Spiegel. »Und sieh nur! Jetzt passt alles wieder zusammen!«
Kapitel 6
Ein schwüler Nachmittag in Wapping
X anthia hatte beschlossen, dass es nur ein kurzer Besuch der neuen St. Katharine’s Docks sein sollte. Ein kleiner Spaziergang ein Stück das Flussufer hinauf, nicht einmal eine halbe Meile. Moderne Zeiten kamen auf Wapping zu. Vorboten waren größere Kräne, tiefere Hafenbecken und großräumige, hell erleuchtete Lagerhäuser, und Neville Shipping, das hatte sich Xanthia geschworen, würde einer der Vorreiter sein. Aus dieser Überlegung heraus hatte sie drei Monate zuvor ein Vermögen in eine vorläufige Mietvereinbarung für zwölftausend Quadratfuß Lagerraum investiert. Die Verhandlungen waren langwierig und hart gewesen, aber letztlich hatte sie das Geschäft unter Dach und Fach gebracht. Heute bekam sie das erste Mal die Gelegenheit, den Fortschritt des Gebäudes in Augenschein zu nehmen.
Mr. Kemble hatte natürlich Einwände gegen diesen Spaziergang erhoben, aber bis jetzt gab es nichts, was es erforderlich machte, dass er sie davor beschützte, und genau das sagte sie ihm auch. Also ließ sie ihn in dem im ersten Stock gelegenen Büro zurück – mitsamt einer Kiste alter Ladelisten, die neben dem zusätzlichen Schreibtisch stand, den Mr. Blakely für ihn aufgetrieben hatte – und ging die Treppe hinunter, um Gareth Lloyd abzuholen. Xanthia hätte geschworen, dass sie und Gareth nicht länger als zwei Stunden fort gewesen sein konnten, aber als sie von der Wapping High Street wieder in das dämmrige, düstere Kontorhaus der Reederei traten, empfing sie dort ein heilloses Durcheinander. Der erste Hinweis war der saure, kreidige Geruch, der Xanthia in die Nase stieg.
»Guter Gott«, sagte Gareth. Er war stocksteif an der Türschwelle stehen geblieben, sein Blick irrte suchend durch den Raum.
Xanthia stand neben ihm und konnte nur sprachlos auf das Chaos starren. Ihre sechs Kontorangestellten standen zusammengedrängt in einer Ecke des Zimmers. Mr. Blakely stürzte händeringend auf Xanthia zu, seine Brille war ihm auf die Nasenspitze gerutscht. »Ich habe versucht ihn aufzuhalten, Miss Neville«, beteuerte er mit leiser, kläglicher Stimme. »Ich habe ihm gesagt, das würde nicht gehen, aber er wollte nicht auf mich hören!«
Xanthia betrat das Zimmer. »Mr. George«, begann sie und benutzte dabei den Decknamen, auf den sie und Kemble sich geeinigt hatten, »was, bitte, bedeutet diese ... diese Unordnung in meinem Kontor?«
In der gegenüberliegenden Ecke fuhr Mr. Kemble zu ihr herum. Sein Gesicht leuchtete vor Freude. Rasch bahnte er sich seinen Weg durch den Pulk zusammengeschobener Schreibtische und Schränke. »Ich nenne es blasses Melonenrosa «, sagte er fast vergnügt. »Die Duchess of Devonshire hat letztes Frühjahr ihren Salon in dieser Farbe streichen lassen
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