Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
Covent Garden ein. In Lisettes Bett würde er körperliche Befriedigung finden, so wie schon Hunderte Male zuvor. Und sollte selbst das nicht gelingen, so würde er zu Mother Lucy gehen und nach einer gertenschlanken Brünetten mit unergründlich tiefen blauen Augen fragen. Kein sonderlich ausgefallener Wunsch, auch wenn Lucys Mädchen selbst die verderbtesten Vorlieben befriedigen konnten. Nash war nicht interessiert an Verderbtheit. Alles, was er wollte, waren einige wenige Stunden Frieden in jemandes Armen.
Doch diese Arme sollten nicht die von Lisette sein. Nicht, wenn er sich nach Frieden sehnte. Nash war bei seinem zweiten Glas Wodka angelangt, als sie aus dem Theater heimkam. Ihre Augen funkelten vor kaum verhüllter Empörung. »Nun, wie nett, dich hier zu sehen«, sagte sie statt einer Begrüßung, während sie ihren Mantel dem sich duckenden Diener zuwarf.
Nash schaute von seinem Glas auf. »Du kommst spät, Lisette.«
Die Schauspielerin zuckte die Schultern und ging zu dem Sekretär aus Mahagoni. Lisette mochte dumm sein, aber sie wusste, wer ihre Rechnungen bezahlte. »Ich habe dich nicht erwartet, darling« , sagte sie und zog die Nadeln aus ihrem Hut. »Deine Gewohnheiten haben sich in letzter Zeit geändert.«
»Aber ich bezahle dich dafür, hier zu sein.«
»Nein, mein Lieber, du bezahlst mich, damit ich mit dir schlafe.« Sie schüttelte ihr eisblondes Haar und schaute in den Spiegel, um seine Reaktion zu sehen. »Nach der Vorstellung gab es noch eine kleine Feier. Wären wir verabredet gewesen, hätte ich dich vielleicht dazu eingeladen.«
Er griff nach seinem Glas und stand auf. »Komm nach oben, wenn du mit deiner Toilette fertig bist.«
»Das werde ich. Ich wünsche immer, für dich so gut wie möglich auszusehen, Nash.« Ihr Blick folgte ihm im Spiegel. »Warum nimmst du den Madeira nicht mit hinauf?«
»Ich mache mir nichts aus ihm«, sagte er.
»Ich schon«, erwiderte sie. »Trink also ein Glas davon mit mir, wenn es dir nichts ausmacht.«
Auf dem Tablett war nur noch ein Glas. Nash nahm es, griff nach der Flasche und ging dann die Treppe hinauf. Oben angekommen stellte er beides auf Lisettes Nachttisch und begann sich langsam zu entkleiden.
Als sie schließlich nackt zu ihm unter die Decke schlüpfte, nahm er sie heftig, stieß sofort tief in sie hinein und trieb sich fast wie verrückt in sie in dem vergeblichen Versuch, die Dämonen, die ihn quälten, zu verdrängen. Lisette reagierte – sie war schließlich eine Schauspielerin –, doch in Wahrheit hatte sie es immer auf diese Weise gemocht. Es war, vielleicht, das, was sie zuerst aneinander angezogen hatte. Das Bedürfnis, ihre Enttäuschungen und ihre Körper miteinander zu teilen. Der Hunger nach sexueller Befriedigung – doch ohne Intimität.
Es hatte eine Zeit gegeben, zu der das alles gewesen war, was Nash gewollt hatte. War das noch immer so? Er war Lisettes überdrüssig, und in diesem Moment war er auch diese Darbietung leid, das war alles. Lisette schaute aus schläfrigen Augen zu ihm hoch, ihr roter Mund war halb geöffnet, und sie keuchte. Es fühlte sich so ... unzureichend an. Es war, als würde er sich und sie aus der Distanz und mit den Augen eines Fremden dabei beobachten, wie sie stießen und keuchten und sich aneinanderklammerten. Gleichgültig. Leidenschaftslos.
Nash beobachtete, wie Lisette sich anspannte und unter ihm erbebte, dann brachte er den Akt mechanisch zu Ende, zog sich im letzten möglichen Moment aus ihrem Körper zurück und ließ seinen Samen über ihre milchig weißen Oberschenkel strömen. Es war der vielleicht höflichste, nüchternste Sex seines Lebens gewesen. Lisette lächelte ihn träge an, aber er konnte ihre Unzufriedenheit spüren. Vielleicht hatte auch sie die Befriedigung einfach vorgetäuscht? Vielleicht tat sie das schon lange Zeit? Welch ein grauenvoller Gedanke das war. Hatte er sie beide unglücklich gemacht, indem er in dieser Farce von einer Affäre verharrt war?
In jeder sexuellen Liaison kam eine Zeit, Nash war sich dessen bewusst, in der die Dinge sich entweder zu etwas Tieferem entwickelten oder aber eben nicht. Wenn dieser Punkt erst einmal erreicht war, brachten die Tage und Monate, die ihm folgten, nichts als Feindseligkeit und Schuldzuweisungen. Nash wollte nichts, was tiefer ging, und der Verdruss – nun, er schmeckte schon jetzt alt und bitter. Für ihn und Lisette war dieser Zeitpunkt jetzt gekommen – wie bei jeder anderen Geliebten, die er bisher gehabt
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