Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
genießen – doch wenn jemand schon Zuckungen bekommt, ziehe ich es vor, dass diese ergötzlicher Art sind.«
Sie wandte rasch den Blick ab. An der Bedeutung seiner Worte war nichts misszuverstehen, und falls es seine Absicht war, ihr Herz zum Flattern und ihren Magen zum Kribbeln zu bringen, so war er damit erfolgreich gewesen. Lieber Himmel! Es war nur allzu leicht, sich die Arten von Sünden vorzustellen, an denen Lord Nash sein Vergnügen hatte, sie bis zum Exzess auszukosten – und zwar, daran hegte sie keinen Zweifel, mit dem Können eines Genießers. Irgendwie fand Xanthia den Mut, ihn wieder anzusehen und ein spitzbübisches Lächeln vorzutäuschen.
»Eure übermäßig genossenen Laster einmal außen vor gelassen, Mylord, kann ich also davon ausgehen, dass Euer Wodka immer eine Steuerbanderole trägt?«, sagte sie neckend. »Und was ist mit Euren Zigarren? Euer Tabakhändler importiert seine Waren von wo? Virginia? North Carolina? Und zahlt pflichtbewusst seine Steuern, nicht wahr?«
Nash sah leicht indigniert aus. »Genau genommen beziehe ich meinen Wodka über einen recht angesehenen Burschen in Whitechapel und meine Zigarren durch einen Kurier aus Sevilla«, sagte er. »Ich bin sehr eigen, wenn es um Geschmack geht.«
»Ah!«, sagte Xanthia. »In der Tat müsst Ihr das sein. Spanischer Tabak stammt meist aus Kuba oder Venezuela. Oh, oh, Nash! Ich glaube nicht, dass der König das gutheißen würde.«
»Wollt Ihr mich etwa als Sünder und Steuerbetrüger hinstellen, meine Liebe?«, fragte er. »Also wirklich, was ist denn schon an etwas unversteuertem Tabak dabei? Und Wodka – er ist hier kaum zu bekommen, versteuert oder nicht. Aber Ihr, Miss Neville, redet darüber, etwas zu tun, was weitaus gefährlicher ist.«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich solche Dinge tue, sondern nur, dass ich weiß, dass sie geschehen.« Getrieben von Ruhelosigkeit war Xanthia aufgestanden und schritt jetzt im Zimmer auf und ab. »Es ist nicht schwer, Nash, einen Zollagenten zu überlisten oder auch Schmuggelware in einem fremden Hafen an Bord zu nehmen. Ein wenig Schmiergeld in die richtige Hand gedrückt reicht normalerweise schon – aber diese Hand muss man mit großer Umsicht auswählen. Es ist kein Geschäft für Amateure.«
Er räusperte sich diskret. »Meine Liebe, Ihr schockiert mich«, sagte er.
Doch Xanthia konnte sehen, dass sie das nicht tat. Nicht wirklich. In Nashs Augen lag ein nachdenklicher Ausdruck, aber ob aus gewöhnlicher Neugier oder einem spekulativeren Grund, vermochte sie nicht zu sagen.
Auf jeden Fall hatte sie das Thema weit genug vorangetrieben. Wäre Nash der Mann, für den de Vendenheim ihn hielt, so könnte jedes weitere Wort seinen Argwohn wecken. Sie wandte sich um und lachte unbeschwert. »Aber warum reden wir überhaupt über diesen Unsinn?«, sagte sie. »Es muss Euch doch langweilen. Sagt mir lieber, Nash, warum Ihr heute Nachmittag hergekommen seid? Wahrscheinlich nicht, um über Zollbeamte zu reden, nicht wahr?«
Wie die Etikette es erforderte, hatte mittlerweile auch er sich erhoben. »Ich wünschte nur, dies alles hier zu sehen«, sagte er und machte eine weit ausholende, das Zimmer umschließende Geste.
Xanthia öffnete die Hände. »Um was zu sehen?«, verlangte sie zu wissen. »Eine Frau, die ihrer täglichen ehrlichen Arbeit nachgeht? Habt Ihr keine Dienstboten, die Ihr überwachen könnt, Mylord?«
Er trat näher und betrachtete ihr Gesicht unter seinen schwarzen Augenbrauen hervor. »Ich denke, Ihr habt das Zeug zu einem zänkischen Weib, Miss Neville.«
»Danke.« Sie lächelte. »Ich dachte, Ihr hättet mich vielleicht aufgesucht, um auf mein Angebot zurückzukommen?«
Er zögerte, als überraschte es ihn, dass sie das ansprach. »Ich fürchte, nein, meine Liebe.«
»Nun«, sagte sie forsch und ging zu der Landkarte an der Wand, »dann werde ich mich nicht dadurch demütigen, dass ich es wiederhole.«
»Aber ich wünschte, Ihr würdet es tun«, erwiderte er mit seiner tiefen, vollen Stimme. »Nichts nährt die Psyche eines Mannes mehr als eine wunderschöne Frau, die um seine sexuelle Gunst fleht.«
Xanthia zog eine der gelben Nadeln aus der Landkarte – die die Mae Rose symbolisiert hatte – und stach sie zwei Zentimeter näher der Straße von Gibraltar wieder in die Landkarte. »Ich flehe nicht, Nash«, korrigierte sie ihn kühl. »Und ich bin auch nicht besonders schön –«
»Nein, nicht im herkömmlichen Sinne«, unterbrach er sie.
Verdammte Hölle!
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