Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
kurze Zeit in Hampshire, bevor sie sich entschloss, in ihr altes Leben zurückzukehren. Mein Vater ... nun, alles war sehr turbulent zu dieser Zeit. Ich denke, damals hat es ihm nicht leidgetan, sie gehen zu sehen.«
»Wie traurig das klingt.«
Nash zuckte die Schultern, als würde ihm das kaum etwas ausmachen. »Mein Vater hatte ein neues Leben; ein Leben voller Reichtum und Privilegien. Und natürlich auch Pflichten. Aber diese Dinge haben meiner Mutter nichts bedeutet; sie war abgeschnitten von ihrer Welt. Sie sagte, sie könne in England nicht atmen. Also ist sie fortgegangen – und kurz darauf gestorben.«
Xanthia entging die Trauer in seiner Stimme nicht. »Wie tragisch«, murmelte sie. »Aber es war niemandes Schuld, nicht wahr?«
Nash zog eine Augenbraue hoch. »Nein, niemand war schuld«, erwiderte er und stellte seine Teetasse ab. »Sagt mir, Miss Neville, wie geht Euer Geschäft voran?«
Xanthia sah ihn über den Tisch hinweg an. Offensichtlich war das Gespräch über seine Familie zu Ende. »Recht gut, danke. Wir haben unsere Fahrten um fünfunddreißig Prozent gesteigert und unsere Gewinne um fast zehn, seit wir in England sind.«
»Guter Gott.« Er sah sie überrascht an. »Ihr müsst das Geld im Keller prägen und Schiffe zu einem außerordentlichen Preis kaufen.«
Xanthia nickte zustimmend. »Ein weiterer Grund, um hier zu leben«, sagte sie. »Man kann fast alles leicht und schnell kaufen – oder mieten.«
»Und trotz dieser Aufwendung von Kapital macht Ihr noch große Gewinne?«, wollte er wissen. »Ich frage mich, warum Ihr nicht schon früher hergezogen seid.«
Xanthia richtete den Blick zum Fenster und auf den dahinter vorbeifließenden Fluss. Sie versuchte sich nicht auf den tiefen, verführerischen Klang von Lord Nashs Stimme zu konzentrieren, sondern auf die Aufgabe, die de Vendenheim ihr auferlegt hatte. Sie musste herausfinden, ob er schuldig war, durfte es nicht hinausschieben – aus vielerlei Gründen.
»Unglücklicherweise hat London auch seine Nachteile«, sagte sie schließlich. »Wo sich Möglichkeiten bieten, Lord Nash, droht auch immer Gefahr. Ist das nicht eine alte chinesische Weisheit?«
»Gefahr? Welcher Art?«
Sie lächelte angespannt. »Zum Beispiel gibt es überall Zollbeamte, die sehr kleinlich bei der Auslegung der Gesetze sind.«
Ein rätselhafter Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. »Miss Neville, Ihr schockiert mich.«
»Ach, jetzt kommt schon, Nash«, sagte sie. »Habt Ihr denn noch nie unversteuerten Whisky getrunken?«
»Gott, nein«, sagte er mit einem leichten Schaudern. »Ich trinke dieses Zeug gar nicht.«
Sie sah ihn leicht überrascht an. »Und was, bitte, trinkt Ihr dann?«
Er zögerte. »Gelegentlich ein Glas Rotwein«, sagte er. »Und okhotnichya .«
Xanthia zog die Stirn in Falten. »Was ist das?«
Er lächelte ein wenig. »Ein Branntwein, der aus Roggen gewonnen wird.«
»Aus Roggen?« Xanthia kräuselte die Nase. »So wie ... was sagen die Russen dazu? Wie Wodka?«
Er legte den Kopf schief und betrachtete sie. »Ja, wie ein sehr starker Wodka«, sagte er. »Ihr kennt ihn?«
Xanthia lachte. »Lord Nash, wenn er in Flaschen oder Fässer abgefüllt werden kann, habe ich vermutlich davon gehört – und ihn vermutlich auch schon transportiert«, sagte sie. »Ich weiß auch, dass er nichts für Menschen mit schwacher Konstitution ist.«
Als er lachte, hatte seine Stimme einen reichen, wenn auch leicht bitteren Klang. »Täuschenderweise, Miss Neville, bedeutet das Wort vodka ›kleines Wasser‹. Die Russen sind Meister in der Untertreibung.«
»Und wie unterscheidet sich okhotnichya von Wodka?«
» Okhotnichya bedeutet, dass der Alkohol mit starken Kräutern destilliert wird«, erklärte er. »Zum Beispiel mit Nelken und Zitronenschale – oder sogar mit Anis.«
»Anis?«, sagte Xanthia scharf. »Wie beim Absinth?«
Lord Nash warf ihr einen seltsamen Blick zu. »Ah, das französische Laster«, sagte er. »Ihr habt doch gewiss nicht davon gekostet, Miss Neville? Absinth ist eine gefährliche Angelegenheit.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn bis jetzt weder gesehen noch probiert«, gab sie zu. »Doch ich würde raten, Ihr schon.«
Er lächelte ein wenig. »Ja, ein oder zwei Mal, in meiner verschwendeten Jugend«, bekannte er. Dann schien seine Stimme eine Oktave tiefer zu werden. »Aber exzessiv genossen, meine Liebe, ist Absinth ein Gift, eine Droge. Ich bin ein Mann, der es vorzieht, seine Laster stets bis zum Exzess zu
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