Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
schlug damit so heftig auf den Tisch, dass die Seiten flogen. Eine Strähne seines dichten goldfarbenen Haars war ihm in die Stirn und sein Gesicht gefallen. »Was glaubst du eigentlich, was du da treibst? Was? «
»Verzeihung«, sagte sie und ging steif auf den Schreibtisch zu, »aber wovon sprichst du?«
»Davon, dass du dich wie eine dahergelaufene Straßenschlampe aufführst«, fauchte er. »Um Gottes willen, weißt du eigentlich, wer dieser Mann ist?«
Ehe ihr bewusst wurde, was sie tat, hatte Xanthia mit der Hand ausgeholt und ihm ins Gesicht geschlagen. »Ja, ich weiß, wer er ist.« Ihre Stimme war leise und zittrig. »Wie kannst du es wagen, Gareth? Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden?«
»Du weißt, warum ich es wage.« Seine Worte waren schmerzerfüllt. »Weil du mir gehören solltest, Xanthia. Und das weißt du.«
Xanthia beugte sich über seinen Schreibtisch. »Verstehe ich das also richtig: Wenn ich dir gewisse Freiheiten zugestehe, gehöre ich dir?«, sagte sie. »Aber wenn ich sie einem anderen Mann zugestehe, dann bin ich eine Schlampe? Habe ich dich richtig verstanden, Gareth?«
Er schaute zur Seite. Sie war entsetzt, als sie den Abdruck sah, den ihre Hand auf seiner Wange hinterlassen hatte. »Ich habe dich nicht eine Schlampe genannt, Zee«, erwiderte er leise. »Ich habe gesagt ... oder was ich damit meinte, war –«
»Es ist egal, was du gemeint hast.«
Xanthia ging zu ihrem Schreibtisch zurück und hievte die vollgestopfte Tasche von ihrem Stuhl. »Und noch etwas, Gareth. Ich hatte Grund zu glauben, Lord Nash könnte unsere Dienste in Anspruch nehmen wollen. Es ging um ein Geschäft – zumindest anfangs. Und wenn es als etwas anderes endete, dann ... dann geht dich das nichts an, verstanden?«
Der Ausdruck in seinen Augen ließ erahnen, wie verletzt er sich fühlte. »Ja«, sagte er kühl, »ja, ganz offensichtlich tut es das nicht.«
»Dann werde ich dir jetzt noch einen guten Tag wünschen, Gareth. Es tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe. Es ist ebenso wenig zu entschuldigen wie deine Worte, und ich schäme mich dafür wie du hoffentlich auch.«
Damit verließ Xanthia das Büro und ging die Treppe hinunter. Sie schien am ganzen Körper von unterdrückten Emotionen zu zittern. Im Erdgeschoss waren die Maler noch an der Arbeit – dieses Mal strichen sie die Wand in einem blassen Gelb. Die Angestellten saßen über ihre Arbeit gebeugt, Federn kratzten eifrig über Papier, und Mr. Kemble war nirgendwo zu sehen. Sie trat in das letzte goldene Nachmittagslicht hinaus, und als sie in die wartende Kutsche stieg, musste sie sich seltsamerweise anstrengen, um die Tränen zurückzuhalten.
Lieber Gott, sie war so wütend und durcheinander! Sie wollte weder mit Gareth streiten noch ihm wehtun. So oft schon hatte sie sich gewünscht, ihn lieben zu können, ihn genug zu lieben, um das zu sein, was sie für ihn sein sollte – eine gute Ehefrau, die Mutter seiner Kinder und eben keine Geschäftsfrau mit einem aufbrausenden Temperament. Aber sie liebte ihn nicht genug, und das war schade. Er war ein guter Mann, ein gewitzter Geschäftspartner, und in seinen Augen war das, was sie gerade getan hatte, vielleicht tatsächlich inakzeptabel. Xanthia überdachte ihre Alternativen, während der Kutscher seine Peitsche knallen ließ und der Wagen anfuhr.
Nein, sie hatte nicht vor, Gareth vom Verdacht de Vendenheims zu erzählen. Es gab keinen Grund, Lord Nashs Namen zu beschmutzen, wenn er vielleicht keines schlimmeren Vergehens schuldig war, als einen ausschweifenden Lebensstil zu führen. Und er war nichts Schlimmerem schuldig. Plötzlich war sie sich dessen mit absoluter Überzeugung sicher.
Ja, Nash liebte seine Heimat und war erfüllt von nationalem Stolz, aber war das nicht etwas Ehrenhaftes? Er wünschte sich glühend, dass die Griechen ihren Kampf gewannen – so wie es sich auch die überwältigende Mehrheit der Engländer wünschte. Er war ein unverbesserlicher Spieler und ein Wüstling – und obwohl er offensichtlich die Dekadenz zu einer Kunstform erhoben hatte, war sein Benehmen für London nicht gerade ungewöhnlich.
War er also ein Verräter gegenüber dem Land, das ihn aufgenommen hatte? Nein. Er hatte kein Interesse daran gezeigt, nach ihrem Köder zu schnappen – und das, obwohl sie ihn recht großzügig ausgelegt hatte. Oh, sie hatte sein Interesse gereizt, ja, aber es war das Interesse an ihr gewesen, das hätte sie jetzt schwören können. Xanthia hatte gesehen,
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