Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
man eigentlich nie wirklich gemocht hat.«
Er legte den Mund an ihre Stirn. »Ich dachte, auf Barbados explodieren die Blüten der tropischen Pflanzen? Die Tage sind länger, und die Sonne brennt heißer als hier«, murmelte er. »Aber ich weiß, wie es ist, Heimweh nach etwas zu haben, nach etwas, das ganz anders ist als das hier, meine Liebe. Du hast mein Mitgefühl.«
Sie zog sich zurück und lächelte. »Aber auf Barbados sind die Männer nicht annähernd so gut aussehend«, sagte sie. »Oder so erfahren. Ich glaube, ich werde mich für eine Weile mit diesem abscheulichen Wetter abfinden müssen.«
»Ich hoffe, dass du das wirst, Xanthia.« Er küsste sie wieder heftig und noch immer verzweifelt. »Und jetzt geh nach Hause, um Gottes willen.«
»Dann also morgen Abend?«, flüsterte sie. »Ich werde Kopfschmerzen vorschützen und deshalb früh zu Bett gehen – und ich werde einen Schleier tragen. Damit wird mich niemand erkennen.«
»Du wirst einen Schleier tragen«, wiederholte er, »und ich werde meine Dienstboten fortschicken.«
»Das würdest du für mich tun?«
»Ich werde tun, was immer ich muss, um mit der Schuld zu leben«, sagte er.
»Wo werde ich dich treffen?«, fragte sie atemlos. »Um welche Zeit?«
»Geh durch die King Street Mews, falls dein gesunder Menschenverstand nicht doch noch vorher siegt«, sagte er. »Im Hof gibt es eine Pforte, über der Hintertür brennt immer ein Licht. Dort werde ich auf dich warten. Wenn du bis acht Uhr nicht gekommen bist, werde ich annehmen, dass du zur Vernunft gekommen bist – und werde versuchen mich darüber zu freuen.«
»Ich fürchte, von dieser Vernunft habe ich mich bereits in Lady Cartselles Dienstbotenkammer verabschiedet«, sagte Xanthia aufrichtig. »Ich werde kommen.«
Sein Blick wurde weich und verweilte auf ihrem Gesicht. »Ich werde auf dich warten«, sagte er. »Und jetzt beruhige freundlicherweise die weniger Mutigen unter uns, indem du nach Hause gehst. Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen, wenn wir uns morgen Abend sehen.«
Xanthia zitterte, teils vor Kälte, teils vor Erwartung. »Dann gute Nacht«, sagte sie leise, stellte sich spontan erneut auf die Zehenspitzen und küsste ihn rasch. »Bis morgen.«
»Gute Nacht ... Zee.« Nash wandte sich um, hob seinen Hut auf und verschmolz, nach einem letzten bedauernden Blick, mit dem Nebel.
Er wünschte, sie nach Hause begleiten zu können, das spürte sie. Doch es wäre nicht gut für sie, nach Mitternacht am Arm eines Mannes gesehen zu werden – und ganz gewiss nicht an dem Nashs. Eine Schande, dass sie nicht eher an einen Schleier gedacht hatte. Sie zog ihren Umhang wieder enger, verließ den Pier und ging mit raschen Schritten in Richtung St. James’s Park. In ihrem Kopf tobte ein Sturm aus Plänen und Möglichkeiten. Sie hatte es getan. Sie hatte ihn überzeugt.
Sie wollte seine Unschuld beweisen. Sich. Und de Vendenheim. Wenn sie erst in Nashs Haus war, würde sie dort mit Sicherheit etwas finden – zumindest irgendeine Art von Zeichen –, das die Theorie der Regierung anzweifelbar erschienen ließ. Ihre Schultern sackten nach unten. Aber was, wenn sie keine Gelegenheit dazu hatte? Oder was, wenn sie sie hatte – aber nichts fand? Würde es ihr etwas ausmachen? Nein, nur sehr wenig, räumte sie ein. De Vendenheim hatte bei Weitem die leichtere Aufgabe. Denn Schuld war so viel einfacher zu beweisen als Unschuld.
An der Ecke zur Great George Street wandte Xanthia sich nach links. Der Nebel schien in der letzten Stunde noch dichter geworden zu sein, denn selbst das Licht der Gaslaternen drang kaum noch hindurch. Während sie ihren Blick aufmerksam auf den Bürgersteig gerichtet hielt, ging Xanthia schneller. Dann drang ein Geräusch hinter ihr an ihr Ohr. Schritte. Sie hallten hohl zwischen den hohen Häusern wider.
Leichtsinnig ging sie langsamer. War das Nash? Vielleicht hatte er beschlossen, ihr zu folgen? Oder vielleicht ging auch nur ihre Fantasie mit ihr durch?
Nein. Die Schritte kamen näher. Xanthia ging weiter, ihre Absätze klapperten laut und schnell auf dem Bürgersteig. Sie konnte spüren, dass der St. James’s Park vor ihr lag. Nur noch wenige Minuten, und sie hätte den Berkeley Square erreicht. In ihrem Schlafzimmer würde ein munteres Feuer im Kamin brennen, eine Flasche Sherry würde auf dem Nachttisch stehen. Wärme. Sicherheit. Behaglichkeit.
Plötzlich packte etwas – jemand – sie am Arm und riss sie grob herum. »Geld her, oder du bist
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