Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
erbleichen. »Sie ist nicht diese Sorte von Frau«, sagte er kalt.
Der Kammerdiener klatschte in die Hände. »Oh, ich wusste es doch! Ja, ich wusste es! Ihr habt ein Schäferstündchen geplant!«
»Natürlich habe ich das«, fauchte Nash ihn an. »Warum sonst würde ich diese Unbequemlichkeiten auf mich nehmen?«
Gibbons’ Hochgefühl wich der Neugierde. »Seid Ihr das Haus in der Henrietta Street leid geworden?«
»Nein.« Nash spürte eine leichte Hitze in sein Gesicht steigen. »Sie ist genauso wenig diese Art von Frau.«
Gibbons Miene veränderte sich. »Du lieber Gott!«, sagte er. »Himmel!«
»Was ist?«
»Monsieur René wird das gar nicht gutheißen.«
»Es war nicht meine Absicht, ihn um Erlaubnis zu bitten«, entgegnete Nash und wandte den Kopf, um sich mit den Fingerknöcheln abwägend über das frisch rasierte Kinn zu fahren.
»Das ist egal«, erwiderte Gibbons. »Er hat für Frauen nichts übrig.«
»Er ist nur der verdammte Koch in diesem Haus«, sagte Nash. »Warum sollte ihn das etwas angehen?«
»Er wird kündigen«, warnte Gibbons.
»Ich bin sein Dienstherr«, erinnerte Nash ihn. »Eher werfe ich ihn hinaus. Das erinnert mich wieder an etwas, Gibbons – warum werfe ich Euch eigentlich nicht hinaus?«
»Weil Eure drei letzten Kammerdiener auch schon gekündigt haben«, erwiderte er. »Es ist nicht leicht, für Euch zu arbeiten. Ihr habt Launen, Sir. Und seltsame Lebensgewohnheiten. Und wenn Ihr heimkommt, seid Ihr wie auch Eure Kleidung meistens ganz durcheinander. Ihr denkt ganz gewiss nicht ans Hinauswerfen, was René betrifft.«
»Er wird nichts hiervon erfahren, Gibbons, es sei denn, Ihr macht Euren vorlauten Mund auf.«
Der Diener lachte. »Oh, Sir, Ihr macht Euch selbst etwas vor. Es wird damit nicht aufhören.«
Nash sah ihn ungläubig an. » Was wird womit nicht aufhören?«
»Mit einer Frau im Haus.« Gibbons erhob jetzt seinen Finger. »Wenn Ihr diese Sorte einmal ins Haus gelassen habt, Mylord, werdet Ihr sie nie wieder loswerden. Nicht wirklich.«
»Was für eine Sorte? «, verlangte Nash zu wissen. »Ich habe Euch doch schon gesagt, dass sie höchst respektabel ist.«
»Und genau das, Sir, ist das Problem«, erklärte Gibbons. »Ihr habt ein Tête-à-tête mit einer ehrenwerten Lady. Und das Nächste, dessen Ihr Euch gewahr werdet, ist, dass Ihr gefangen in der Mausefalle des Pfarrers sitzt – und absolut darüber erfreut sein werdet, fürchte ich. Aber René wird nicht erfreut sein. Er wird auf dem ersten Postschiff sein, das Dover verlässt.«
»René wird sich um nichts sorgen müssen«, wiederholte Nash und wandte sich wieder dem Spiegel zu. »Es wird keine Mausefalle geben – niemand wird niemandem eine Falle stellen.«
Gibbons holte hörbar Luft. »Mylord! Ich bin schockiert. Zutiefst schockiert.«
»Ihr wart noch keinen Tag Eures Lebens schockiert«, brummte Nash und fragte sich, ob vielleicht Breeches und Stiefel besser – nun, schneidiger aussehen würden als normale Hosen. »Worüber jammert Ihr überhaupt, zum Teufel?«
»Ich bin schockiert, dass Ihr eine Lady in unehrenhafter Absicht in Euer Haus einladet.«
»Ihr wisst rein gar nichts über meine Absichten, Gibbons«, fauchte er. »Wir werden Piquet spielen, mehr hat Euch nicht zu interessieren.«
»Nun, das bezweifle ich sehr«, erwiderte der Kammerdiener. »Hat sie einen Ehemann?«
»Nun ... nein«, gab er zu. »Jene mit Ehemann sind die, die ich in der Tat in die Henrietta Street mitnehme.«
»Aber dann ist das ein Skandal!«, sagte der Kammerdiener. »Sir, ich muss darauf bestehen, dass Ihr eine ehrbare Frau aus dieser wohlerzogenen jungen Lady machen werdet.«
»Ihr wisst doch überhaupt nicht, ob sie jung oder wohlerzogen ist oder zwei Köpfe hat, Gibbons, also kümmert Euch um Eure eigenen Angelegenheiten.«
Doch bei den Worten seines Kammerdieners hatte Nash sich verdammt unbehaglich gefühlt. War das nicht genau das Argument, das er in der letzten Woche wohl ein Dutzend Mal vor sich her gebetet hatte? Und keine der beiden Seiten in ihm hatte gewonnen. Stattdessen hatte er zugelassen, dass Miss Neville ihre Klauen wieder in sein Fell – in sein willenloses, närrisches Fell – geschlagen und er sich dem Verlangen hingegeben hatte.
Nun, willenlos mochte er sein, aber seine Überlegungen waren abgeschlossen. Nash ging zum Stuhl neben der Tür, die ins Ankleidezimmer führte, und griff nach Gibbons’ Handkoffer. In diesem Augenblick betrat Vernon, der Hausdiener, das Zimmer. »Ich
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