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Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)

Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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Xanthia.
    Er zuckte die Schultern. »Irgendeinem trantütigen Diener.«
    »Achte auf deine Worte«, ermahnte Xanthia ihn sanft. »Und jetzt geh heim zu deiner Mutter, junger Mann. Es ist schon sehr spät am Abend.«
    Der Junge grinste, schnappte sich den versprochenen Shilling und schoss in den Nebel davon.
    Xanthia wandte sich um, ging die Park Lane zurück und suchte sich ihren Weg durch einige weniger belebte Gassen, über den Piccadilly und durch die Parks. In Westminster, auf der anderen Seite des St. James’s Park, war es ruhig, aber alles andere als menschenleer. Elegante Kutschen fuhren hinein und heraus, in ihnen ohne Zweifel wichtige Mitglieder des Parlaments. Xanthia zog es vor, zu Fuß zu gehen – in die Richtung, die Mayfair entgegengesetzt lag. Hier kannte man sie nicht, hier war sie anonym. Sie konnte den nahen Fluss riechen, als sie ihren Weg durch die schmalen Straßen fortsetzte, ohne von jemandem angesprochen zu werden.
    Am Fuß von Queen Anne’s Gate konnte sie die Wandleuchter sehen, die den Eingang zum Two Chairmen flankierten. Sie flackerten unruhig und tauchten die Straßenecke in gespenstisches Licht. Während sie näher trat, wurde die Tür weit aufgestoßen und lautes Lachen drang durch den Nebel. Zwei untergehakte Gestalten, die lauthals sangen, verließen den Pub und wankten in Richtung Park. Xanthia zog ihren Hut ein wenig tiefer ins Gesicht und verharrte einen Moment im Schatten, dann eilte sie weiter, auf den Fluss zu.
    Es dauerte nur wenige Momente, bis sie die Kais von Westminster erreichte. Hier wurden riesige Mengen von Steinen und Holz angelandet und mit Karren in die City befördert, um die neuen Häuser und Geschäfte der Reichen zu bauen. Paletten mit Ziegelsteinen und Karren mit Kohle säumten die schmale Straße, die am Wasser entlangführte. Der Fluss war still heute Nacht, die Flut am Auflaufen. Eine Barge trieb vorüber, nutzte die Flut, um flussabwärts zu fahren, um dort morgen Ladung aufzunehmen.
    Xanthia wandte sich um und ging auf und ab. Er würde nicht kommen. Sie biss sich auf die Lippen. Wahrscheinlich war er gar nicht zu Hause gewesen. Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Der Geruch von Schlick und Morast war entlang des Flusses streng, aber sie war daran gewöhnt, also zog sie sich den Umhang fester um den Oberkörper und ging zum Rand des Piers. Leichte Wellen schlugen unablässig gegen die Steinstufen, die in die trübe Strömung hinunterführten. In der Ferne sah man die Lichter von Lambeth, die in der Finsternis wie kleine gelbe Wattebällchen schimmerten.
    Es musste jetzt kurz vor Mitternacht sein. Kein Mann mit Selbstachtung würde diese Nachtstunde allein verbringen. Wahrscheinlich saß Nash in Covent Garden beim Würfelspiel – oder lag in den Armen irgendeiner Frau. Bei dem Gedanken schloss Xanthia die Augen. Was für eine erbärmliche Närrin sie doch war! Natürlich hatte der Mann Geliebte. Viele Geliebte sogar – denn er wurde ihrer stets schnell müde. Das hatte er ihr gesagt, klar und deutlich. Er hatte es gewiss nicht nötig, sich mitten in der Nacht aufzuraffen, um sich zu einer heimlichen Romanze ans Ufer der Themse zu begeben – oder was immer es war, was Xanthia ihm anzubieten gedachte.
    Nein, er würde nicht kommen. Und das war wohl auch gut so. Sie hielt sich nur selbst zum Narren, wenn sie glaubte, dass es bei dieser nächtlichen Eskapade um nichts anderes als um die Sicherheit der Seerouten ging, die die Schiffe von Neville’s befuhren. Es ging um Nash – um ihre Faszination für ihn. Aber auch sie hatte ihren Stolz, und außerdem fror sie sich in der feuchten Luft fast zu Tode.
    Von der Abingdon Street her, die oberhalb ihres Standpunktes verlief, hörte Xanthia einen Nachtwächter die Stunde ausrufen, seine Stimme klang im Nebel seltsam körperlos. Fast eine Stunde war vergangen, seit sie sich zu diesem schlecht durchdachten Plan entschlossen hatte. Sie fühlte sich an wie eine Ewigkeit.
    Xanthia ordnete ihren Umhang, bevor sie sich auf den Rückweg machte, als sie Schritte auf dem Kopfsteinpflaster hörte, die ebenso geisterhaft klangen wie der Ruf des Nachtwächters. Sie war sich unsicher, aus welcher Richtung die Schritte kamen, bis eine dunkle Gestalt aus dem Nebel auftauchte und forsch an ihr vorüberging. Ihre Größe und ihre schlanke Anmut waren unverwechselbar. Xanthia streckte den Arm aus und berührte den Marquess of Nash am Arm.
    Er erstarrte und wandte sich um, während sie den Rand ihres Hutes zurückschob.

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