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Entflammt

Entflammt

Titel: Entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Wahrheit über ihn nicht - ich schon.
    »Integrität. Er beruhigt bei Ängsten. Die Menschen glauben, dass die Blutung aufhört, wenn sie einen Blutstein auf eine 346
    frische Wunde drücken. Vor langer Zeit haben Krieger Amulette aus Blutstein getragen, um Blutungen in der Schlacht zustoppen.« Er hörte sich abwesend und nachdenklich an und drehte immer wieder den Stein in seiner Hand.
    »Sehr gut«, lobte Anne. »Nastasja? Du bist an der Reihe.« Sie hielt mir den Beutel hin.
    Ich steckte die Hand hinein und tastete darin herum. Stein. Stein. Kristall. Vermutlich Stein. Kristall? Ach, wen interessiertedas schon? Ich griff mir einfach einen - ein roher Smaragd von der Form und Größe einer Mandel.
    »Nein, das ist er nicht«, sagte Anne ruhig, aber entschieden. Ich sah zu ihr auf. Woher wollte sie das wissen?
    »Schlief die Augen und konzentrier dich«, sagte sie. »Da drin ist ein Stein, der genau richtig für dich ist. Er will bei dir sein. Versuch es noch mal.«
    Etwas verlegen schloss ich die Augen und versuchte, alle Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Was nicht wirklich Sinn machte - sollte ich nicht an Steine und Kristalle und solches Zeug denken? So nach dem Motto: Komm, Steini, Steini, Steini ... komm zu Mama ...
    Am liebsten hätte ich mir auch diesmal irgendeinen Stein gegriffen, aber dann würde Anne bestimmt wieder sagen, dass es der falsche war. Woher wusste sie das? Und woher sollte ich wissen, welcher der richtige war? Das war doch schon wieder so ein abgehobener Zauber-Unsinn-Ich spürte Vibrationen. Winzige, kaum wahrnehmbare Vibrationen, als meine Finger über einen Stein glitten. Ich berührte ihn - er war schön glatt, aber still und tot. Meine Finger wanderten zurück und da war es wieder. Ein Stein, der unter meiner Berührung ganz leicht bebte. Machte Anne das? War das ein Trick?
    Ich öffnete die Augen und sah sie misstrauisch an. Ihre klaren blauen Augen waren unverwandt auf mich gerichtet und ihre Hände, die den Samtbeutel hielten, bewegten sich nicht. »Ja?«, fragte sie.

    Der Stein glühte jetzt warm unter meiner Berührung. Eine Seite war poliert und rund, die andere grob und gezackt. Seine Vibration war kaum wahrnehmbar, ähnlich dem Herzschlag eines Kolibris. Meine Finger schlossen sich um den Stein und eine Welle des Glücks durchflutete mich.
    Ich zog die Hand heraus. Der Stein hatte die Größe einer Kirsche und sah aus wie ... zu Stein gewordener, milchigerRegen. Es war derselbe Stein wie der im Amulett meiner Mutter. Ein Mondstein. Er war wunderschön und geheimnisvoll.Ich liebte ihn. Und er liebte mich.
    »Ja«, sagte Anne zufrieden. »Das ist er. Du kannst es fühlen.« Ich nickte nur, denn ich war zu überwältigt, um etwas zusagen. Ich meine, ich war schließlich hier, weil ich an das glauben wollte, was sie mir erzählten, und trotzdem war ein Teil von mir immer noch überrascht, wenn sich das, was sie mir verkaufen wollten, tatsächlich als wahr erwies.
    »Nell? Jetzt du.«
    Lächelnd schloss Nell sofort die Augen und steckte die Hand in den Beutel. Sie machte ein paar kleine »hm«-Laute, als wollte sie demonstrieren, wie sehr sie sich konzentrierte. Ich beobachtete sie und fragte mich, wie wohl ihre Story war. Sie war erst um die Achtzig, kam aus England und war demnach in den Zwanzigerjahren geboren worden. Also war siewährend des Zweiten Weltkriegs etwa Zwanzig gewesen. Weswegen war sie hier? Wieso war sie so wild hinter Reyn her? Ob sie ihn auch noch wollte, wenn sie herausfand, dass er ein Berserker und der Winterschlächter war? Würde sie das überhaupt stören?
    Nell zog die Hand heraus und hielt einen marmorierten blauweißen Stein hoch. »Oh, ist der hübsch«, sagte sie. »Und er passt zu meinen Augen!« Sie hielt ihn neben ihr Gesicht und klimperte mit den Lidern. Charles lächelte.
    »Weißt du, was es für einer ist?«, fragte Anne.
    »Ja, natürlich«, sagte Nell hastig. »Es ist ... «
    Stille. Noch mehr Stille. Tick, tack ...
    »Sodalith?«, schlug ich vor, obwohl es mehr geraten war. Nell sah mich hasserfüllt an. »Ja, richtig, Sodalith.«
    »Stimmt«, sagte Anne. »Und was sind seine Eigenschaften?« Nell schwieg auch diesmal. Mir schwirrte immer noch derKopf von all den Steinen, Kristallen, Edelsteinen, Metallen, Ölen, Kräutern, Sternen, Elementen, Tieren, Pflanzen, bla bla bla, mit denen ich seit meiner Ankunft bombardiert worden war. Ich hatte bisher vielleicht ein halbes Prozent

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