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Entflammt

Entflammt

Titel: Entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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streckte die Hände aus.
    Wir würden Magie ausüben. Ich spürte eine Mischung aus Besorgnis und Aufregung. Ich war in keinem Zirkel mehr gewesen seit - zweihundert Jahren? Normalerweise mied ich »große« Magie und die meisten meiner Freunde waren zu faul, den ganzen Kram zu lernen, den man wissen musste, damit es funktionierte. Die paar Mal, bei denen ich etwas Größeres versucht hatte als einen von meinen kleinen Zaubertricks, hatte ich jedes Mal dafür büßen müssen - mit Übelkeit, Kopfschmerzen und Ohnmachtsanfällen ... DieserFinde-Zauber, den ich benutzt hatte, um nach River's Edge zu kommen, war der erste seit einer Ewigkeit gewesen. Ungern wollte ich einen weiteren Versuch unternehmen, aber um mich herum schien niemand zu zögern, und ich wäre mir blöd vorgekommen, jetzt einen Rückzieher zu machen. Vielleicht sollte ich endlich meine Vorurteile gegenüber der Magie ablegen. Vielleicht lief es diesmal besser. Vielleicht war ich jetzt besser darin. Ich nickte und fühlte mich abenteuerlustig und entschlossen, was mich richtig aufmunterte. Das hier war genau das, was ich brauchte. Genau das, was ich in River's Edge nicht kriegen würde.
    Ich nahm eine von Beas Händen und eine von Susies. Wir grinsten uns an und Bea drückte meine Hand. Ich war interessiert und aufgeregt und froh, dabei zu sein.
    »Also gut, ihr wisst alle, wie ihr mir eure Kraft übertragen könnt«, sagte Kim und wir nickten. »Wartet, bis ich danach verlange, dann sagt die Worte. Aber ich muss mich erst vorbereiten.«
    Sie holte mehrmals tief Luft und schloss die Augen. Eine Minute lang war alles still. Nur das Reden und Lachen der Leute fünf Stockwerke unter uns war zu hören. Und Autos, die irgendwo hupten. Musikfetzen. Ein Pärchen, das sich im Nebengebäude anschrie. Doch oben auf dem Dach war es still und friedvoll. Ich verlangsamte meine Atmung und schloss die Augen. Als Helgar über das Mysterium mit meinen Eltern hinweg war, hatte sie unsere Magie so beschrieben, als hätte man eine zusammengerollte schwarze Schlange in sich, und wenn man die richtigen Worte sagte, entlud sich ihre Kraft durch den Mund. Das Bild war schon ein bisschen eklig, aber ich sah es immer noch so.
    Jetzt konzentrierte ich mich darauf, meine Kraft zu sammeln. Das ist nicht einfach, nicht so, wie das Anspannen von Muskeln. Es ist mehr eine gezielte Konzentration wie beim Yoga oder Meditieren. Was mich beides übrigens immer zu Tode langweilt.
    Ich hörte, wie Kim anfing zu singen. Ihre Worte waren so alt und düster wie die paar, die ich kannte, aber ihre stammten aus einem anderen Sprachraum, vielleicht war es eine romanische Sprache. Ich spürte ein Kribbeln in der Brust und konzentrierter mich darauf, langsam ein-und auszuatmen, eins, zwei, drei, vier. Kim sang und ihr Zauber begann sich um uns herumzuwinden, von einer Hand zur nächsten zu wandern und uns miteinander zu verbinden. Meine Hände wurden ganz warm von Beas Magie auf der einen Seite und Susies auf der anderen, und meine Brust wurde plötzlich ganz eng. Diesen Teil hatte ich schon immer gehasst, wenn ich das Gefühl hatte, nicht genügend Luft zu bekommen, und mein Kopf sich anfühlte, als würde er gleich platzen.Wenn ich jetzt um Hilfe schrie, würde ich sicher keinen Ton herausbekommen. Da ich wusste, dass dieses Gefühl schnell vorüberging, verdrängte ich meine Panik, indem ich bewusst atmete. Ich spürte, wie unsere Kraft wuchs, wie die Kraft zu uns kam wie Insekten, die aus Brennholz kriechen, um dem Feuer zu entgehen.
    Jetzt erkannte ich Kims Worte: Sie rief unsere Macht. Ich sang leise mit. »Gefta ala, minn karovter. Pav minn gefta, hilgora silder.« Das wiederholte ich mehrmals, ohne die genaue Bedeutung der Worte zu kennen. Ich hatte sie vor langer Zeit gelernt und wusste, dass sie dazu dienten, anderen Unsterblichen die eigene Kraft zu übertragen. Ich hatte sie nur ein paarmal benutzt, aber wenn man sie einmal gelernt hatte, vergaß man sie nicht wieder.
    Minuten später hörte ich, wie jemand nach Luft schnappte. Ich riss die Augen auf. Und da stand Kim, ihre Silhouette hob sich. von dem Abendhimmel ab, sie lächelte stolz und hatte die Arme ausgebreitet.
    Susie lachte und klatschte Beifall. Dazu ließ sie meine Hand los, die sich glühend heiß anfühlte.
    Geflüsterte Worte der Bewunderung und des Lobes ertönten. Kims Partytrick war wirklich umwerfend: Ihr Hals und ihre Schultern waren mit Singvögeln

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