Entflammt
verschlingen konnte, sodass ich nie wieder zum Vorschein kam.
Konnte Reyn das gemacht haben? Nein, trotz allem wohl nicht. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er so etwas tun würde. Aber wer dann? Nell? Ja, sie war eine blöde Kuh, aber hasste sie mich so sehr? Und war sie so gut in Magie? Einer der anderen? Allmählich tat mir der Kopf weh.
»Vielleicht sollte ich nicht hier sein«, sagte ich leise. »Ich meine, wir wissen doch alle, dass ich nicht hierher gehöre. Das ist nur der Beweis.«
»Ganz im Gegenteil«, erwiderte River. »Für mich beweist das, dass du jetzt mehr denn je hierher gehörst.«
Solis, Asher und Anne nickten, aber ich sah auch, wie Solis River einen Blick zuwarf.
Anne nickte. »Ich stimme zu. Das ist es, worüber wir gesprochen haben«, sagte sie zu den anderen Lehrern. »Sie hat eineunnatürlich starke Kraft, etwas sehr Altes und Mächtiges. Nastasja muss lernen, sie einzusetzen, sie zu verstehen undsinnvoll zu gebrauchen. Andernfalls wird sie für immer verletzlich sein.«
»Die Frage ist nur, ob noch jemand von ihrer Kraft weiß. Stellt sie für jemanden eine Bedrohung dar?«, fragte Asher in die Runde.
River schüttelte den Kopf und sah mich an. Ich versuchte derweil, mich ganz locker zu geben und nicht zu hyperventilieren.Meine Haut war bei den Worten etwas sehr Altes und Mächtiges ganz kalt geworden. »Abgesehen von ihrem FreundInnocencio? Und ich schätze, Boz, da er es erwähnt hat. Darüber hinaus glaube ich es nicht. Sie ist zu unbekannt zu wenig ausgebildet. Ja, sie hat diese Kraft, aber sie ist nicht in der Lage, etwas damit anzufangen. Sie weiß einfach nicht genug darüber.«
»Ich bin übrigens noch hier«, bemerkte ich.
Ohne Vorwarnung streckte River die Hand aus und berührte meine Schläfe mit den Fingerspitzen. Was machte sie da?Und dann spürte ich sie.
Ich spürte Rivers Gedanken. Einen Augenblick lang saß ich nur da und war überwältigt, aber dann wurde mir klar, was das bedeuten konnte, und ich schottete mein Bewusstsein ab und errichtete Mauern, so gut ich konnte. Sie hatte recht, ich war nicht ausgebildet, ich hatte keine Ahnung, wie man zauberte, aber das Notsignal in meinem Kopf funktionierte ganz prima.
Ihre Augen weiteten sich ein wenig und sie nahm die Hand weg.
Ich tat so, als wäre nichts gewesen. »Habe ich Fieber?«, brachte ich mühsam hervor.
Sie schüttelte den Kopf.
An diesem Abend belegten mich alle vier Lehrer mit Schutzzaubern, die sie buchstäblich auf meine Stirn, meine Arme, meinen Rücken und über mein Herz malten. Solis und Anne begleiteten mich in mein Zimmer und verteilten noch mehr Zauber auf dem Türrahmen, der Tür - innen und außen - und auf meinem Bett.
»Was ist mit dem Bad?«, fragte ich frech. »Schließlich könnte ich vom Klo fallen und mir das Genick brechen.« Sie fanden das nicht witzig.
»Weißt du, wie man einen Türschließ-Zauber macht?«, fragte mich Anne.
Ich starrte sie an. »So was gibt es? Das darf nicht wahr sein! Wieso habt ihr mir das nicht schon vor einem Monat gesagt?«
Jetzt prusteten Solis und Anne doch los. Dann zeigte sie mir einen einfachen Zauber, der zwar keinen Büffel aufhalten würde, aber zumindest jeden, der versuchte, ohne meine Erlaubnis das Zimmer zu betreten. Es war eigentlich nicht schwer und ich kannte die Grundstruktur aus dem Kurs Zaubern-lernen-für-Dummies, den Asher unterrichtete. Aber selbst ein einfacher Zauber muss einer Zeit, einem Ort, einer Person und einer bestimmten Wirkung zugedacht werden ... Es waren diese vielen Details, die mich beinahe zum Schreien brachten, weil ich für so was einfach keine Geduld hatte. Anne erklärte es mir zweimal und schließlich nickte ich. Dann verließ sie das Zimmer und wartete auf dem Flur. Ich kam mir vor wie ein Schulabbrecher, als ich sehr langsam und mühevoll den Zauber vollführte, inklusive der Worte, der Gesten und allem, was dazugehörte.
»Okay«, rief ich dann und fühlte mich, als wäre ich gerade über die ganze Brooklyn Bridge gerannt.
Anne versuchte hereinzukommen. Ich sah, wie sich der Türknauf drehte.
»Es geht nicht«, rief sie zufrieden. »Je stärker ich es versuche, desto weniger geht es. Gut gemacht!«
Ich war erstaunlich zufrieden mit mir, bis mir wieder einfiel, dass ich das nur gemacht hatte, weil jemand in diesem Haus,jemand in meiner Nähe, mich abgrundtief hasste.
Das nahm mir ein bisschen den Spaß an meinem Erfolg.
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