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Entflammt

Entflammt

Titel: Entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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jemand, der, ihr wisst schon, ganz genau so aussah. Vielleicht hat mir mein Gehirn auch nur einen Streich gespielt und Reyns Gesicht in diese Erinnerung eingebaut. Es war jedenfalls ... total unheimlich.« Die Lehrer schwiegen eine Weile und ich hatte das Gefühl, als würden sie sich über meinen Kopf hinweg bedeutungsvolle Blicke zuwerfen.
    »Hat jemand etwas Negatives zu dir gesagt? Hast du jemanden verärgert?« Solis' jugendliches Gesicht sah besorgt aus.»So unwahrscheinlich das auch klingt, ich glaube nicht«, sagte ich. »Ich meine, jedenfalls nicht in dieser Größenordnung. Ichglaube, dass Nell mich nicht mag, aber das ist mehr so eine Art Schulmädchenzickerei.« Mir kam noch ein Gedanke.
    »Ach ja, und Reyn hat an meinem ersten Tag hier zu mir gesagt, dass ich verschwinden soll.«
    »Er hat gesagt, dass du gehen sollst?« Rivers dunkle Brauen hoben sich.
    Ich wünschte, ich hätte den Mund gehalten. Jetzt war ich nicht nur jämmerlich und feige, sondern auch noch eine Petze. Das wurde immer besser. »Es war am ersten Tag. Niemand dachte, dass ich bleiben würde. Schließlich war ich nicht gerade von einer Aura des Erfolgs umgeben, versteht ihr?«
    River lächelte kurz.
    »Und die Jury hat das Urteil Immer noch nicht gesprochen.« Das hatte ich einfach hinzufügen müssen. Ich wollte nicht, dass sie zu enttäuscht oder überrascht waren, wenn ich irgendwann alles hinwarf und in einem Flammenmeer unterging. »Aber das Höchste für Reyn ist doch, sich immer wieder für das Gute zu entscheiden und seine Seele zu kasteien und so was. Er würde doch nicht alle Fortschritte, die sein Karma schon gemacht hat, für so etwas aufs Spiel setzen, oder?« Ich sah erst River an, dann die anderen. Sie alle nickten langsam und nachdenklich. »Äh, was habt ihr mit >keine Signatur< gemeint?«
    »Magie ist eine sehr persönliche, intime Sache«, sagte Anne. »Jeder Mensch übt auf seine ganz eigene Weise Magie aus. Jeder sucht sich etwas, womit er besonders gut arbeiten kann: Beschwörungen, Sigils und Runen, Elemente, die Kräfte des Mondes, der Sonne, des Windes oder des Wassers. Und wenn man ein paarmal mit jemandem zusammen Magiepraktiziert hat, kann man oft seine magische Handschrift erkennen. Die Magie ist mit seiner Person und seinen Schwingungen durchsetzt.«
    Manche Leute weben sogar absichtlich ihre Signatur in ihre Zauber«, sagte Asher. »Entweder, weil sie stolz auf ihreFähigkeiten sind oder um eine Warnung zu schicken. Dazu bauen sie dann ihren Namen ein.«
    »Und hier hat niemand seinen Namen hinterlassen? Na ja, wäre ja auch ziemlich blöd«, erkannte ich.
    »Niemand hat eine eindeutige Signatur hinterlassen«, erklärte Solis, »aber es kam mir vor, als wären die Verwünschungengezielt getarnt worden. Von einer Person erschaffen, aber so verändert, als wären sie von jemand anders. Und wahrscheinlich auch noch verschleiert, unkenntlich gemacht.«
    Ich sah ihn fassungslos an. »So was geht?« Oh, Mann, dieses ganze Zeug war viel komplizierter, als ich je vermutet hätte.
    Ich würde das nie lernen.
    »Ja«,bestätigte River.
    »Und die Beschwörungen sollten mich ... umbringen?« »Ja, allerdings«, sagte River. »Was bei einem U nsterblichennatürlich albern ist. Sie sollten dich auch nicht direkt töten, wie bei einem M ord. Eher nach dem Motto, kriegLungenentzündung und stirb daran. Erleide einen tödlichen Unfall. Stirb bei einem Üb erfall. Aber nichts Geplantes, keinAuftragskiller, der hinter dir her ist. Für einen normalen Menschen wären diese Flüche tödlich. Für dich, für uns, wären es Verwünschungen, die eine tiefe Dunkelheit auf uns herabgesenkt hätten. Das hätte dich nicht getötet - du weißt, wie schwer das ist -, aber du wärst in einer grauenhaften Dunkelheit versunken, zum Beispiel einer schlimmen Depression. Einen Zauber wie diesen habe ich schon seit - also seit sehr langer Zeit nicht mehr gesehen.«
    »Und der Kram unter deinem Bett«, sagte Asher. »Düsteres Zeug.«
    »Das Nähzeug?«
    Asher versuchte zu lächeln, konnte es aber nicht. »Es hätte stark auf dich gewirkt und zwar immer, wenn du im Bett gelegen hättest.«
    Mein Magen war wieder wie verknotet. Ich musste daran denken, wie es sich angefühlt hatte, als ich nach dem Türknaufgegriffen und dann doch gezögert hatte. Ich hatte das Gefühl gehabt, als lauerte in meinem Zimmer ein kalter, dunkler Schatten auf mich. Ein Schatten, der mich

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