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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Fuchs nennt?« fragte ich.
    »Willst du mir den Fuchsschwanz als Siegestrophäe bringen?« rief Alan aufgeregt. »Ja, er ist der Rote Fuchs. Er spielt sich auf. Er beschafft sich von König Georg Papiere und läßt sich zum sogenannten ›Verweser‹ der Ländereien von Appin ernennen. Zuerst tat er es mit Samtpfötchen und wurde schnell gut Freund mit Sheamus, das ist James of the Glens, der Vertrauensmann meines Häuptlings. Aber nach und nach hörte er von dem, was ich dir vorhin erzählt habe, wie die armen Pächter von Appin, die Bauern und Kleinbauern, sich quälen und schinden, um die zweite Pachtsumme aufzubringen, wie sie ihre Taschen umdrehen und alles zusammenkratzen, um es an Ardshiel und die armen Kinder zu schicken. Wie nanntest du das vorhin?«
    »Ich sagte, das sei Edelmut, Alan«, rief ich.
    »Was, du sagst das, du, der du nicht viel besser bist als ein ganz gewöhnlicher Whiganhänger!« erwiderte Alan. »Als Colin Roy von der Sache mit dem doppelten Pachtzins erfuhr, geriet sein Blut in Wallung. Er saß beim Wein und knirschte mit den Zähnen. Na so was! Ein Stuart bekam einen Bissen Brot, und er, Colin, sollte das nicht verhindern können? Ach, Roter Fuchs«, schloß Alan, »wenn du mir je vor die Flinte kommen solltest, dann gnade dir Gott!«
    Alan machte eine Pause, um seinen ohnmächtigen Zorn hinunterzuschlucken.
    »Nun, David«, fuhr er fort, »was glaubst du, hat er getan? Er kündigte allen Pächtern den Vertrag und meinte in seiner schwarzen Seele, er werde schon andere Pächter finden, die mehr bieten würden und die einen besseren Preis als die Stuarts, Maccolls und Macrobs – das sind alles Namen meiner Clanleute, David – zahlen würden. Er dachte: Dann kann sich Ardshiel in Frankreich mit seiner Brut, den Hut in der Hand, an den Straßenrand stellen und betteln.«
    Begierig rief ich: »Und was wurde dann?«
    Alan legte seine Pfeife, die schon längst ausgegangen war, aus der Hand und stemmte beide Fäuste auf die Knie.
    »Ja«, sagte er, »das wirst du nie erraten. Dieselben Stuarts, Maccolls und Macrobs, die schon den doppelten Pachtzins aufbringen mußten – für König Georg gezwungenermaßen, für Ardshiel aus freien Stücken –, diese gleichen Leute boten ihm einen besseren Preis als irgendein Campbell in ganz Schottland. Dabei hatte er seine Boten weit herumgeschickt, bis an die Ufer des Clyde und bis zum Kreuz von Edinburgh. Er hatte gefleht und gebettelt, sie sollten doch kommen, denn es gälte einen Stuart in die Knie zu zwingen und einem rothaarigen Bluthund, einem Campbell, gefällig zu sein.«
    »Alan«, sagte ich, »das ist eine merkwürdige Geschichte, eine wunderbare Geschichte. Wenn ich auch sozusagen zu den Whigs gehöre, ich freue mich doch, daß der Kerl den kürzeren gezogen hat.«
    »Der den kürzeren gezogen? Da kennst du die Campbells schlecht und den Roten Fuchs schon gar nicht. Er und klein beigeben? Nein! Das wird erst dann der Fall sein, wenn sein Blut den Hügel getränkt hat. Sollte aber der Tag kommen, David, an dem ich Zeit und Muße hätte, dieses Wild zu stellen, dann gäbe es im ganzen Hochland nicht genug Heidekraut, um ihn vor mir und meiner Rache zu verbergen.«
    »Alan, Menschenskind«, rief ich, »Ihr seid weder sehr klug beraten, noch ist es sehr christlich, wenn Ihr Euch so in Wut redet. Dem Manne, den Ihr den Roten Fuchs nennt, werden Eure zornigen Worte nicht weh tun, und Ihr schadet Euch nur selber. Erzählt lieber weiter, was hat er dann getan?«
    »Da hast du ein vernünftiges Wort gesagt, David«, meinte Alan. »Meiner Treu, ihm tut mein Gerede wirklich nicht weh, was schade ist; abgesehen von dem unchristlichen Benehmen – darin bin ich übrigens ganz anderer Meinung, David, sonst wäre ich ein schlechter Christ –, stimme ich dir in allem zu.«
    »Meinung hin, Meinung her«, erwiderte ich, »es ist eine allgemein anerkannte Tatsache, daß das Christentum jede Rache ausschließt.«
    »Na ja«, rief er, »man sieht gleich, daß dich ein Campbell erzogen hat. Für Leute ihres Schlages wäre es nur angenehm und willkommen, wenn ihnen im Heidekraut kein Bursche mit der Flinte im Anschlag auflauerte. Aber das gehört hier nicht zur Sache. Du willst also wissen, was er dann getan hat.«
    »Ach ja«, rief ich, »erzählt weiter.«
    »Siehst du, David, als er die treuen Hochländer auf anständige Weise nicht loswerden konnte, hat er geschworen, sie hinterlistig zu verjagen. Denn eines stand für ihn fest: Ardshiel mußte ausgehungert

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