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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Maclarens«, sagte Alan.
    »Da berührt Ihr einen heiklen Punkt, über den ein paar Worte zu sagen wären«, versetzte der andere. »Mir ist so, als hätte ich gehört, daß Euch der Degen locker sitzt.«
    »Wenn Ihr nicht taub seid, Mr. Macgregor, dann solltet Ihr 1loch viel mehr gehört haben«, sagte Alan. »Ich bin nicht der einzige Mann in Appin, der seinen Degen zu handhaben versteht. Als sich mein Verwandter und Anführer Ardshiel erst vor wenigen Jahren mit einem Träger Eures Namens ›unterhalten‹ hat, ist mir zu Ohren gekommen, daß die vom Stamme Macgregor den kürzeren gezogen haben.«
    »Meint Ihr etwa meinen Vater?« fragte Robin.
    »Das würde mich nicht wundernehmen«, versetzte Alan, »der Macgregor, an den ich denke, hat den schlechten Geschmack gehabt, ein Campbell an seinen Namen zu hängen.«
    »Mein Vater war ein alter Mann«, sagte Robin, »der Kampf war ungleich. Ihr und ich, wir gäben ein besseres Paar ab.«
    »Das finde ich auch«, sagte Alan.
    Schon war ich auf dem Sprung, mein Bett zu verlassen, und Duncan hatte sich dicht an die beiden Kampfhähne herangeschlichen, um notfalls eingreifen zu können. Nach diesen Worten hieß es rasch bei der Hand zu sein. Jetzt oder nie! Duncan, der kreideweiß geworden war, stürzte sich zwischen die beiden.
    »Ihr Herren«, sagte er, »ich stelle mir einen ganz anders gearteten Wettstreit vor. Hier ist mein Dudelsack, und hier seid Ihr, zwei schottische Edelleute, beide anerkannt vorzügliche Musikanten. Seit langem geht der Streit, wer von Euch beiden der bessere Pfeifer sein mag. Jetzt wäre eine gute Gelegenheit, diese Frage zu klären.«
    Sekunde aus den Augen gelassen hatte, »je nun, Sir, mir ist, als hätte ich auch gerüchtweise so etwas gehört. Liebt Ihr Frau Musika, wie es im Volksmund heißt? Könnt Ihr ein wenig pfeifen?«
    »Ich kann pfeifen wie eine Amsel!« schrie Robin.
    »Das ist eine gewagte Behauptung«, sagte Alan.
    »Ich habe gewagtere aufgestellt, aber doch recht behalten«, erwiderte Robin, »und die Gegner waren noch dazu bessere.«
    »Das läßt sich jetzt leicht erproben«, sagte Alan.
    Duncan Dhu beeilte sich, seinen Dudelsack, der sein kostbarster Besitz war, den beiden Streitenden zu reichen. Dann setzte er seinen Gästen gepökelte Hammelkeule vor und jenes Getränk, das Athole Brose genannt wird, und aus gutem, altem Whisky, geschleudertem Bienenhonig und süßem Rahm besteht; alle Zutaten werden in entsprechender Menge und Reihenfolge vermischt und langsam schaumig geschlagen.
    Eben noch hatte die Fehde zwischen den zwei Widersachern auszubrechen gedroht, aber nun setzten sie sich zu beiden Seiten des Torffeuers, das im Kamin brannte, nieder und waren ausnehmend höflich zueinander.
    Maclaren forderte sie auf, von der Hammelkeule und dem Getränk, das seine Frau aufgetragen hatte, zu kosten. Er erinnerte daran, daß Mrs. Maclaren aus Athole stamme und weit und breit für die Zubereitung der Brose berühmt sei.
    Aber Robin lehnte beides ab mit dem Bemerken, wenn er jetzt äße und tränke, ginge ihm die Puste aus.
    »Dazu möchte ich bemerken, Sir«, sagte Alan,»daß ich seit mehr als zehn Stunden nichts gegessen habe, und das dürfte für meine Puste schlechter sein als schottische Brose.«
    »Ich will nichts vor Euch voraushaben, Mr. Stuart«, erwiderte Robin. »Eßt und trinkt. Ich werde es Euch gleichtun.«
    Jeder der beiden Männer aß ein kleines Stück von der gepökelten Hammelkeule und trank ein Glas von dem Gebräu, das die Hausfrau zubereitet hatte. Dann nahm Robin, nach vielen höflichen Redensarten, als erster den Dudelsack und spielte ein ausgelassenes Tänzchen.
    »Ich sehe, Ihr könnt es gut«, sagte Alan und nahm seinem Widersacher das Instrument aus der Hand. Er spielte zuerst das gleiche Tänzchen in ähnlicher Weise wie Robin, doch dann erging er sich in Variationen, die er, je länger er spielte, mit immer anmutigeren Schnörkeln ausstattete, wie sie auf dem Dudelsack beliebt sind und die auch »Triller« genannt werden.
    Robins Spiel hatte mir gut gefallen, aber Alans Vortarg begeisterte mich.
    »Gar nicht übel, Mr. Stuart«, sagte Alans Rivale, »aber ich finde Eure Triller langweilig.«
    »Was sagt Ihr da?« schrie Alan, der ganz rot geworden war. »Das ist eine Lüge!«
    Und er griff nach seinem Degenknauf.
    »Ihr gebt also zu, daß ich Euch beim Spiel geschlagen habe, da Ihr den Dudelsack mit dem Degen vertauschen wollt.«
    »Das habt Ihr schön gesagt, Mr. Macgregor«, erwiderte Alan.

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