Entfuehrt
schlimmer. Frauen scheinen das zu lieben«, knurrte Chris.
Nick machte sich nicht die Mühe zu protestieren.
»Sie kann das Baby nicht hier bekommen. Mein Chef bringt mich um.« Der Angestellte zupfte an Nicks Ärmel. Zugleich umklammerte Kristin schmerzhaft Nicks Hand.
»Wir haben keine Wahl, mein Lieber. Finde dich lieber damit ab«, erklärte Chris dem Typen. Dann lächelte er sein breitestes Es-kommt-schon-wieder-alles-in-Ordnung - Lächeln und sagte: »Jetzt darfst du pressen.« Seine Augen schienen sich in ihrer Farbe noch mehr voneinander zu unterscheiden und wirkten daher noch verrückter. Kristin wandte sich zu Nick um, als wolle sie sich rückversichern.
»Er hat das schon mal gemacht. Du bist in guten Händen. Wirklich.« Nick fragte sich immer, was zur Hölle die Frauen wohl dachten, wenn ihnen in dieser Phase ein durchgeknallt scheinender Mann, der nicht mal Arzt war, sagte, sie könnten pressen.
Kristin schrie wieder. Ihre Finger quetschten Nicks Hand zusammen, und er fragte sich, ob sie ihm am Ende noch die Finger brechen würde. Sie ließ ihn einfach nicht mehr los.
Ihm blieben bei solchen Zwischenfällen immer die gleichen Aufgaben. Allerdings konnte er sich in dieser Phase auch nicht gut vorstellen, irgendwie näher an der Frau zu sein. Er verstand das ganze Gerede über das Wunder des Lebens durchaus, aber dieser Teil war ziemlich eklig und kompliziert, und er versuchte sich vorzustellen, was bei seiner eigenen Geburt schiefgelaufen war.
Chris wollte ihm immer einreden, es müsse erlösend für ihn sein, einer Frau zuzusehen, wenn sie gebar. Aber das war es nie.
»Das Köpfchen ist draußen«, sagte Chris. »Der Mund ist sauber. Okay, jetzt kommen die Schultern, Kristin.«
»Atmen und pressen«, sagte Nick. »Umfass deine Knie, sieh mich an. Konzentrier dich auf mich.« Sie nickte heftig und presste, bis Chris nickte.
»Noch einmal«, sagte er, und Nick wiederholte seinen Spruch. Kristin presste, und dann brach sie in Tränen der Erleichterung aus, als Chris sagte: »Gut! Er ist draußen.«
»Er? Ist es ein Junge?«, fragte sie schluchzend. Nick rückte von ihr fort. Er legte ein sauberes Handtuch auf den Boden und nahm das Baby von Chris entgegen. Mit dem Rücken zu Kristin untersuchte er das Neugeborene und ging den Apgar-Score durch. Neun von zehn Punkten. Er reinigte das Baby mit dem warmen Wasser, um das er den Angestellten gebeten hatte. Chris beruhigte Kristin, während sie die Plazenta gebar. Schließlich wickelte Nick den Säugling in ein sauberes Handtuch und überreichte Kristin ihren Sohn.
»Oh mein Gott … Ich kann es kaum glauben.« Kristin blickte zwischen den beiden hin und her. »Es geht ihm gut?«
»Es geht ihm gut, es geht dir gut. Alles in Ordnung«, versicherte Chris. Im selben Moment verloschen alle Lichter.
Der Strom war ausgefallen.
Eine Stunde saß Chris vor der Notaufnahme im Auto, zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. »Dad hat gesagt, das wird eine verrückte Nacht.«
»Ich schätze, das hat er gesagt, weil wir alle zusammen waren«, grollte Nick. »Er sollte echt mal anfangen, präzisere Angaben zu machen.«
»Wie präzise soll er denn werden, soweit es dein Leben betrifft?«
Nick streckte sich. »Nicht besonders. Im Übrigen scheint er sich gerade mehr Sorgen um Jake zu machen. Passt mir gut in den Kram.«
Chris rieb sich das Kinn. »Irgendwas läuft da mit der Ärztin.«
»Ja, und mit irgendwas meinst du, dass sie ihn will. Stimmt’s?«
»Das sind die Schwingungen, die ich empfangen habe. Von beiden«, fügte Chris hinzu. Er starrte durch die Frontscheibe. »Draußen wird es immer ungemütlicher.«
»Wir dürfen uns nicht so sehr auf jemanden einlassen. Nicht, wenn wir ihn gerettet haben.«
»Ja, ich weiß.« Chris schnippte den Zigarettenstummel aus dem Fenster und zündete sich die nächste an.
»Er hat wieder diese Albträume.«
»Ja, weiß ich auch.«
Nick lehnte den Kopf an die Kopfstütze und seufzte. »Lass uns heimfahren, ehe das Wetter noch schlimmer wird. Wir werden sowieso nur langsam vorankommen, und ich habe keine Lust, im Auto zu schlafen.«
»Sie wird dem Baby meinen Namen geben.« Chris lenkte den alten Jeep mit Schwung vom Parkplatz auf die Hauptstraße. Er hielt das Lenkrad gekonnt fest und verhinderte, dass der Wagen ins Schleudern geriet.
Nick schüttelte den Kopf und lachte. »Sie geben ihren Babys immer deinen Namen«, bemerkte er trocken. Im selben Moment gingen sein und auch Chris’ Pieper
Weitere Kostenlose Bücher