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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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schlug sie erbarmungslos zu.
    »Gibst du mir den Umschlag von Ärzte ohne Grenze , Mom?«, fragte sie ruhig. Einen Augenblick lang hingen ihre Worte schwer im Raum, wie ein Gewicht, das alles nach unten drückte. Schließlich beugte Jeannie sich vor und reichte ihrer Tochter den Umschlag. Isabelle drehte ihn um. Er war nicht geöffnet, aber das war auch nicht nötig. Der Absender war deutlich aufgedruckt: Médecins Sans Frontières .
    Sie riss den Umschlag auf. Alle notwendigen Papiere befanden sich darin. Sie war für den Einsatz zugelassen. Anfangs hatte sie sich Sorgen gemacht, dass Ärzte ohne Grenzen sie nach den letzten Ereignissen vielleicht nicht mehr in Afrika einsetzen würde.
    Als sie von den Unterlagen aufblickte, starrte ihre Mutter sie an. Sie warf Cal einen Blick zu, der mit auf dem Rücken verschränkten Händen unbewegt aus dem Fenster starrte. »Dieses Mal ist es nur für acht Wochen.«
    »Du wirst nicht wieder dorthin gehen. Sie wird nicht wieder dorthin gehen.« Onkel Cal drehte sich beim Klang ihrer Stimme um, und ihre Mom schaute zwischen den beiden hin und her.
    Isabelle wandte sich an Cal. »Du hast mich schon letztes Mal davon abgehalten. Aber ich werde es dieses Mal nicht jedem recht machen können. Es geht schließlich auch um mein Glück.«
    »Wie kann es dich glücklich machen, dorthin zurückzugehen?« Jeannie drückte eine Hand gegen ihre Kehle. Isabelle wusste, sie konnte es ihrer Mutter unmöglich erklären. Sie würde es nicht verstehen … Aber im Grunde war das für sie okay.
    »Izzy, du hast einen Vertrag mit der Navy«, erinnerte Onkel Cal sie.
    »Ich werde den Vertrag erfüllen. Aber sobald ich diesen Einsatz bei Ärzte ohne Grenzen absolviert habe, werde ich mich entscheiden. Für die Offiziersanwärterschule bin ich noch nicht bereit. Ich kann ja nicht mal zwei Meilen weit laufen, ohne Schmerzen zu haben.« Die Wut erwachte wieder in ihr, und dieses Mal war sie heißer und heftiger als je zuvor. Onkel Cal warf ihr einen warnenden Blick zu. Aber es war zu spät. Sie war es leid, dass jeder zu wissen glaubte, was gut für sie war.
    Die nächsten Worte ihrer Mutter waren keine Überraschung für sie. »Du hast diesem neuen Job ja noch gar keine Chance gegeben. Du springst von einer Aufgabe zur nächsten und gibst keiner einzigen eine wirkliche Chance.«
    Nein, das stimmte nicht! Sie ließ Jake an sich heran. Das war vielleicht die größte Chance, die sie je gehabt hatte. »Die Klinik war für mich doch immer nur eine Zwischenlösung. Das habt ihr beide gewusst.«
    »Vielleicht änderst du deine Meinung, wenn du mit Daniel sprichst«, schlug Jeannie vor. Bei der erneuten Erwähnung ihres Exverlobten verlor Isabelle die Beherrschung.
    »Und dann? Meinst du, ich sehe dann endlich ein, welchen Fehler ich mache? Wird er mich ermahnen, dass ich wie ein kleines, braves und verängstigtes Mädchen zu Hause sitzen und niemals irgendwo anders hingehen sollte? Außer in das sichere Krankenhaus und anschließend wieder nach Hause zu ihm? Das habe ich versucht. Es hat nicht geklappt.« Ihre Stimme kippte. Sie kämpfte gegen das Schluchzen an, das ihr in die Kehle stieg. Ihr wäre es lieber, sie könnte ihrem Zorn, der sie erfasst hatte, freien Lauf lassen.
    Ehe sie etwas sagen konnte, das sie später bereute, stand sie auf und verließ das Haus. Sie ging an den beiden Sicherheitsleuten vorbei, die an der Haustür standen, und trat auf die vordere Veranda. Sie hörte noch, wie Onkel Cal ihrer Mutter sagte, sie solle Izzy ein paar Minuten Zeit lassen, als sie die Tür hinter sich zuwarf.
    Sie brauchte mehr als nur ein paar Minuten. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und wählte die Nummer, die Jake ihr gegeben hatte, ehe sie früh am Morgen das Haus verlassen und zur Unfallstelle gefahren waren. Und bevor sie ihn verflucht hatte.
    Sie hasste ihre Hilflosigkeit. Jake musste sie davon erlösen.
    Er nahm beim ersten Klingeln ab. »Was ist los?«
    Seine Stimme klang so stark und so beruhigend. Einen Moment lang schloss sie einfach nur die Augen und ließ sich von dem Klang seiner Stimme umhüllen. Er sprach ihren Namen aus, und sie hatte wieder alles unter Kontrolle. Als sie die Augen öffnete, waren ihre Wimpern tränennass, und sie seufzte leise.
    »Ich kann keine Gedanken lesen, Isabelle«, sagte er leise.
    »Tut mir leid«, flüsterte sie. »Gott, Jake. Es tut mir so leid …«
    Er schwieg einen Augenblick. Und dann hörte sie wieder seine Stimme, doch diesmal klang er harscher, zugleich aber

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