Entführung nach Dathomir
vom Nest kontrolliert wurde. Einem Verpinen, der eine Entscheidung traf, die von der Gemeinschaft für »falsch« gehalten wurde, drohte keine Verurteilung, keine Strafe. Die Tat der »verrückten« Nestmutter galt nicht als verdammenswürdiges Verbrechen, sondern als bemitleidenswerte Krankheit.
Leia studierte die Dateien und fand in den historischen Aufzeichnungen zahlreiche Hinweise auf verpinische Verbrecher – Mörder, Diebe. Und sie entdeckte etwas sehr Interessantes. Fast alle von ihnen hatte eins gemeinsam: beschädigte Antennen. Diese Tatsache brachte Leia zu der Frage, ob die Verpinen nicht mehr von ihrem Kollektivbewußtsein geprägt wurden als sie ahnten. Ein Verpine ohne Antenne war für immer allein, unerreichbar.
Was auch immer der Grund für das Verhalten der Verpinen sein mochte, die Barabels waren wütend genug, um die ganze Spezies zu massakrieren und zu Hors d’œuvres zu verarbeiten. Leia wußte, daß sie die Antwort auf ihre Fragen erst im Roche-System finden würde, wenn sie mit den Verpinen gesprochen hatte – und mit der wahnsinnigen Nestmutter persönlich.
Leia rieb ihre müden Augen, aber sie war zu aufgewühlt, um schlafen zu können. Statt dessen ging sie durch die langen Korridore zum Holovidraum und sagte zum Operator: »Verbinden Sie mich bitte mit Luke Skywalker. Er müßte in der Botschaft der Neuen Republik auf Toola zu erreichen sein.«
Der Operator nickte, stellte die Verbindung her und sprach kurz mit seinem Kollegen auf Toola. »Skywalker ist in der Wildnis. Aber wenn es ein Notfall ist, können wir ihn in einer Stunde auf dem Holovidschirm haben.«
»Versuchen Sie’s«, bat Leia. »Ich werde hier auf ihn warten. Ich kann ohnehin nicht schlafen.« Sie setzte sich und wartete auf Luke. Als die Verbindung hergestellt wurde, befand er sich in einem Hochhaus und trug einen dunklen, wollenen Überzieher. Hinter ihm war ein großes Fenster aus geschliffenem Glas zu sehen. Eine hellrote Sonne schien kalt durch das Glas und tauchte ihn in eine feurige Aura.
»Was ist passiert?« stieß Luke atemlos hervor.
Leia fühlte sich plötzlich verlegen, scheu. Sie erzählte ihm von Isolder, von den Schätzen, die sich in ihrer Kabine türmten, und dem hapanischen Angebot. Luke blieb ruhig und studierte für einen Moment ihr Gesicht.
»Isolder macht dir Angst? Ich kann deine Furcht spüren.«
»Ja«, sagte Leia.
»Und du fühlst dich auch zu ihm hingezogen, könntest dich vielleicht sogar in ihn verlieben. Aber du willst weder Han noch den Prinzen verletzen?«
»Ja«, sagte Leia. »Oh, es tut mir leid, daß ich dich wegen so etwas Trivialem angerufen habe.«
»Nein, dies ist nicht trivial«, wehrte Luke ab, und plötzlich schienen seine hellblauen Augen durch sie hindurchzuschauen und sich auf einen Punkt in der Ferne zu konzentrieren. »Hast du je von einem Planeten namens Dathomir gehört?«
»Nein«, antwortete Leia. »Warum?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Luke. »Es war nur so ein Gefühl. Ich komme zu dir. Ich spüre, daß es notwendig ist. In vier Tagen müßte ich auf Coruscant sein.«
»In drei Tagen bin ich im Roche-System.«
»Dann treffen wir uns dort.«
»Gut«, sagte Leia. »Ich freue mich.«
»Bis dahin«, riet Luke, »solltest du nichts überstürzen. Werde dir über deine Gefühle klar. Du mußt dich zwischen den beiden nicht sofort entscheiden. Vergiß Isolders Reichtum. Du würdest schließlich nicht seine Planeten, sondern ihn heiraten. Mach dir dein Urteil über ihn wie über jeden anderen Mann, okay?«
Leia nickte und wurde sich plötzlich der Kosten für dieses Gespräch bewußt. »Danke«, sagte sie. »Bis in drei Tagen.«
»Ich liebe dich«, sagte Luke und verschwand.
Leia kehrte in ihre Kabine zurück und lag lange Zeit wach im Bett, ehe sie schließlich einschlief.
Früh am Morgen wurde sie von der Türklingel geweckt. Han stand vor der Tür, in der Hand einen Strauß Nova-Blumen.
»Ich möchte mich für gestern entschuldigen«, sagte Han und reichte ihr den Blumenstrauß. Die leuchtend gelben Blüten an den dunklen Stielen schienen zu glitzern, während sie sich öffneten und schlössen. Leia nahm den Strauß mit einem warmen Lächeln an, und Han küßte sie.
»Wie denkst du über den gestrigen Abend?« fragte er.
»Er war schön«, erwiderte Leia. »Isolder war ein perfekter Gentleman.«
»Hoffentlich nicht zu perfekt«, sagte Han. Leia lachte nicht über seinen Scherz, und er fügte hastig hinzu: »Nach dem Abendessen bin ich in meine
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