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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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später am selben Nachmittag erkannte der Squire, mit welcher Entschlossenheit seine Tochter „ihr Leben ruinierte“, wie er es nannte. Fast den ganzen Tag lang war er auf seinem Pferd Mrs. Blooms schwerer Kutsche gefolgt und hatte sich darüber geärgert, dass es nur so langsam vorwärtsging. Bei diesem Tempo würden sie eine weitere Nacht in einem Gasthaus verbringen müssen, ein Gedanke, der den Squire in Verzweiflung stürzte. Er hatte davon geträumt, die nächste Nacht in seinem eigenen Stadthaus zu verbringen. Mit frischen Laken, dicken Matratzen und den Diensten eines Kochs aus York, wo er selber geboren und aufgewachsen war. Dann würde er Elisabeth in Sicherheit gebracht haben, sicher vor ihrer unausgegorenen Leidenschaft, und das Leben konnte endlich ruhig und normal weitergehen.
    Trotz ihrer jähzornigen Art hatte Mrs. Bloom gezeigt, dass sie ein gutes Herz hatte. Während der einzigen kurzen Rast, die sie bisher gemacht hatten, war Elisabeth zusammengekauert in der Ecke der Kutsche sitzen geblieben, die Kapuze weit ins Gesicht gezogen, eine Hand an die Stirn gepresst, als wollte sie demonstrieren, dass sie unter heftigen Kopfschmerzen litt. Der Squire dachte, dass sie nur Theater spielte, aber Mrs. Bloom war geneigt zu glauben, dass sie, nach allem, was sie mitgemacht hatte, überreizt war. Zunächst war sie von ihrem „Verlobten“ getrennt worden, dann hatte sie einen Unfall erlitten und schließlich tagelang im Gasthaus festgesessen.
    Schließlich war Elisabeth in ihrer Ecke der Kutsche eingeschlafen, ihr Kopf fiel nach vorne, die Kapuze bedeckte ihr Gesicht und schirmte sie von der Sonne ab. Mrs. Bloom hatte sich als sehr fürsorglich erwiesen und dafür gesorgt, dass niemand sie weckte.
    Ein Holzschild kündigte einen weiteren Gasthof an der Straße an. Der Squire seufzte, als Mrs. Bloom ihre fleischige Hand aus dem Fenster streckte und mit einem weißen Taschentuch wedelte, um dem Kutscher zu signalisieren, dass sie eine weitere Pause wünschte.
    Großer Gott, die Frau musste die schwächste Blase von ganz England haben. Leise vor sich hin brummend, nickte der Squire zustimmend und hoffte, die Rast würde nicht zu lange dauern. Die Kutsche bog elegant in den Hof des Gasthauses ein, und der Squire folgte auf seinem Pferd. Er beschloss, draußen zu warten, während Mrs. Bloom ihren Bedürfnissen nachging und danach einen kleinen Imbiss einnahm.
    Der Squire informierte Mrs. Bloom über seine Absicht, als der Kutscher die Tür öffnete und sie ausstieg.
    „Wie Sie wollen“, erwiderte sie leichthin. „Obwohl es schlecht für Ihre Verdauung ist, wenn Sie den Tee auslassen.“
    „Ich bin sicher, ich werde es überleben. War Elisabeth eine bessere Gesellschaft als ich?“
    „Das kann man nicht behaupten! Das Kind hat bis jetzt nichts anderes getan als geschlafen. Sie ist still wie eine Maus. Wenn ich nicht sehen könnte, dass sie atmet, wüsste ich nicht, ob sie lebt oder tot ist. Ich hoffe, nach dem Schlafen wird sie sich besser fühlen.“ Mit diesen Worten ging Mrs. Bloom in den Gasthof, wo sie vom Wirt und seiner Frau begrüßt wurde, die beide offensichtlich über den wohlhabenden Gast begeistert waren.
    Der Squire schaute durch das offene Fenster in die Kutsche und betrachtete seine Tochter. Wie Mrs. Bloom es beschrieben hatte, war sie von Kopf bis Fuß in ihren blauen Umhang gehüllt, fest schlafend, und kein Laut außer ihrem tiefen, gleichmäßigen Atem war zu hören. Das arme Kind. Er war ein wenig streng zu ihr gewesen, aber nur zu ihrem eigenen Wohl.
    Er ritt um die Kutsche herum und überprüfte an der Vorderseite die Räder und das Zaumzeug, als der Hufschlag nahender Reiter ihn den Kopf wenden ließ.
    Auf rassigen Pferden, um die der Squire sie sofort beneide-te, ritten drei Männer in den Hof. Zwei von ihnen waren sehr groß, dunkelhaarig und in schlichtes Schwarz gekleidet. Der Dritte war blond, von schmalerem Körperbau und auffallend modisch angezogen, wobei sein Mantel und seine Stiefel eindeutig aus London stammten.
    Sie hielten vor der Tür zum Gasthaus, einer der Männer schwang sich vom Pferd und nahm seinen Hut ab. Das abendliche Sonnenlicht fiel ihm auf den Kopf, machte die weiße Strähne in seinem dunklen Haar und in erstaunlichem Kontrast dazu die glatte Haut seines Gesichts deutlich sichtbar.
    Überrascht blinzelte der Squire mit den Augen. Er kannte dieses Gesicht, die scharfen Linien von Nase und Kinn.
    Der Squire schwang sich von seinem Pferd und ging zu den

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