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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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dass dieses Interesse mehr als ein Flirt ist?“
    Elisabeth spitzte ihre rosigen Lippen. Nachdem sie einen Moment nachgedacht hatte, erklärte sie mit großer Autorität: „Nach einer Woche.“
    „Eine ganze Woche?“, vergewisserte sich Miss Platt mit enttäuschter Miene.
    „Blödsinn!“, stellte Venetia schroff fest. „Man kann sich nicht in einer einzigen Woche verlieben.“
    Elisabeth zuckte die Achseln. „Ich habe es getan. Und Henry auch.“
    „Sind Sie sicher, dass es Liebe ist?“, fragte Miss Platt.
    „Sie können sich der Gefühle eines Mannes nicht sicher sein, bis Sie von ihm den Blick bekommen.“
    „Welchen Blick?“, erkundigte sich Miss Platt eifrig.
    „So.“ Elisabeth starrte Miss Platt intensiv an.
    In ihrem ganzen Leben hatte Venetia noch nie etwas so Albernes gesehen.
    Miss Platt schielte skeptisch zurück. „Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, Elisabeth, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Blick von einem normalen Blick unterscheiden kann.“ „Schauen Sie genauer hin“, befahl Elisabeth, legte die Hände auf Miss Platts Schultern und beugte sich so weit vor, dass die Nasen der beiden Frauen sich beinahe berührten. „Sehen Sie? Sehen Sie, wie ich direkt in Ihre Augen schaue?“
    „Oh ja!“, rief Miss Platt mit weit aufgerissenen Augen. Zufrieden lehnte sich Elisabeth auf ihrem Stuhl zurück. „Na also. Da sehen Sie, wie mächtig der Blick ist.“
    „Jetzt verstehe ich. Oh, wenn Mr. We...“ Sie warf Venetia einen kurzen Blick zu und errötete. „Ich wollte sagen, ich hoffe, dass mich eines Tages ein Mann so ansehen wird.“
    Seufzend sehnte Venetia sich plötzlich nach Einsamkeit und Frieden. „Wenn Sie meinen, dass jeder Mann, der Sie einfach nur ansieht, verliebt in Sie ist, wird keiner wagen, Ihnen ins Gesicht zu sehen.“
    „Nicht alle Männer sind so schwierige Fälle. Einige genießen es, die Aufmerksamkeit einer Frau zu erregen“, erklärte Elisabeth und strich ihr Haar zurück. „Sie fühlen sich dann besonders männlich.“
    Rasch nickte Miss Platt. „Da Sie ja nun verlobt sind, um dieses Mal auch wirklich zu heiraten, und vorher schon zwei Mal verlobt waren, nehme ich an, Sie kennen sich bestens aus.“ „Ja“, erwiderte Elisabeth in selbstverständlichem Ton. „Ich habe riesige Erfahrung, was ein großes Glück ist, denn es ist ziemlich schwierig, romantisch zu sein, wenn man so desillusioniert ist, wie ich es bin.“
    „Armes Ding“, murmelte Miss Platt und tätschelte Elisabeths Knie.
    Venetia beschloss, dass sie das hier keinen Augenblick länger ertragen konnte. Hastig entschuldigte sie sich und ließ die beiden Frauen im vertraulichen Gespräch allein vor dem Kamin sitzen. Es war besser, wenn sie Ravenscroft davor warnte, Miss Platt weiter seine Aufmerksamkeit zu schenken - womöglich geriet er schon in große Gefahr, wenn er sie nur anschaute!

Als Venetia ihr Zimmer betrat und das Durcheinander sah, das Elisabeth dort angerichtet hatte, zog sie eine Grimasse. Es sah aus, als wäre dort ein Koffer explodiert. Auf jedem Möbelstück lagen Kleider, und ein starker Duft nach Lavendel hi ng in der Luft.
    Indem sie Elisabeths Kleider auf dem Bett aufhäufte, machte Venetia wenigstens den Stuhl frei. Offenbar war sie nicht gerade an die ordentlichste aller Zimmergenossinnen geraten, obwohl Elisabeth eine Zofe hatte, die hinter ihr herräumte. Der gesamte Fußboden war mit Schuhen und Stiefeletten bedeckt. Neben dem Waschtisch lagen drei Haarbürsten auf dem Boden. Ein wirrer Haufen Haarbänder hing über der Lehne des Stuhls.
    Venetia war sich nicht sicher, ob sie ruhig und höflich bleiben konnte, wenn sie gezwungen war, noch längere Zeit in einem so unordentlichen Zimmer zu wohnen und sich nachts das Geschnarche anzuhören.
    Das Gasthaus schien viel zu klein für all die Menschen zu sein, und allmählich bauten sich Spannungen auf.
    Venetia ging zum Fenster und zog die Vorhänge zurück, damit das Licht ungehindert ins Zimmer fallen konnte. Glücklicherweise hatte es aufgehört zu schneien. Als sie das Fenster einen Spaltbreit öffnete, drang frische, kühle Luft ins Zimmer und vertrieb den unangenehmen Lavendelgeruch.
    Ans Fensterbrett gelehnt, atmete Venetia tief ein und ließ den Blick abwesend über den Hof wandern. Der Schnee schmolz unübersehbar. Neben den Ställen lag nur noch so wenig davon, dass das Gras darunter bereits zu sehen war, und an einigen Stellen hatte sich der festgestampfte Boden des Hofes mit dem schmelzenden Schnee zu

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