Entfuehrung nach Gretna Green
Erinnerung an ihre wilde Reaktion auf den Kuss im Wald schlug sie die Hände vors Gesicht. Ihr Körper vibrierte vor Unruhe. Verdammt noch mal, alles hatte sich verändert! Sie konnte nicht einfach ...
„Venetia.“ Eine Stimme, tief wie das Meer, in der ein rauchiger schottischer Akzent mitschwang, streichelte sie wie zwei warme Hände.
Sie sprang auf und wirbelte herum. Ihre Röcke flogen, das Herz schlug ihr bis in die Kehle.
Gregor füllte die ganze Türöffnung aus. Eine Hand hatte er in die Jackentasche geschoben, in der anderen hielt er ein kleines Buch. Sein schwarzes Haar, ein wenig feucht vom geschmolzenen Schnee, kringelte sich im Nacken, um seine Lippen spielte ein sinnliches Lächeln.
Venetia spürte, dass sich etwas an ihm verändert hatte, und schnappte nach Luft.
Was auch immer es war, es nahm ihm nichts von seiner Anziehungskraft. Sie musste die Nägel in die Handflächen graben, um sich davon abzuhalten, die widerspenstigen Löckchen zu berühren.
Ich muss vernünftig sein und ...du liebe Güte, waren seine Augen schon immer so tiefgrün?
Sie zwang sich zu einem höflichen Lächeln. „Guten Tag, Gregor.“ Auf der verzweifelten Suche nach einem Gesprächsstoff fiel ihr Blick auf das Buch, das er in der Hand hielt. „Was hast du da?“
Mit angeekelter Miene betrachtete er das kleine Buch. „Shelley.“
Sie blinzelte erstaunt. „Der Dichter?“
„Gibt es noch einen anderen?“, erkundigte er sich in spöttischem Ton, ein wenig verärgert angesichts ihrer ungläubigen Reaktion. „Ich pflege durchaus zu lesen, weißt du.“
„Ja, aber ... Shelley?“
Gregor stieß sich vom Türrahmen ab. Für einen kurzen Augenblick schien das ganze Zimmer zur Seite zu kippen, und plötzlich wurde ihm bewusst, wie viel Alkohol er im Blut hatte. Bevor er in die Wärme des Gasthauses zurückgekehrt war, hatte er gar nicht bemerkt, dass er den Großteil des Gebräus alleine getrunken hatte.
Wenn er nicht in erreichbarer Nähe des Türrahmens blieb, konnte es passieren, dass er einfach umfiel, was seine Chancen, die Wette zu gewinnen, drastisch verringert hätte. Und es war eine wichtige Wette für ihn, eine Wette, bei der es um seine Ehre ging. Er hatte hundert Pfund darauf gesetzt, dass Venetia keine Frau wie alle anderen, sondern eine außergewöhnliche Frau war.
Während er an Venetia vorbei in Richtung Fenster schaute, bemerkte er, dass die Vorhänge nur halb zurückgezogen waren. Jemand, der vom Hof aus ins Zimmer sah, konnte deshalb nur den vorderen Teil des Raumes überblicken. Er musste die Vorhänge vollständig öffnen, damit Ravenscroft und Chambers von draußen miterleben konnten, wie falsch ihre Meinung über Venetia war.
Allerdings würde es eines wahren Meisterstücks bedürfen, das Fenster zu erreichen, ohne dass Venetia mitbekam, wie betrunken er war. Sie würde es gar nicht schätzen, dass er sie in diesem Zustand besuchte.
Nein, das war die Meinung anderer Frauen über Männer, die ein wenig zu tief ins Glas geschaut hatten. Venetia würde einfach nur lachen und ihn die nächsten zweitausend Mal, die sie sich trafen, mit seinem erbarmungswürdigen Zustand an diesem Tag aufziehen, was viel, viel schlimmer war, als ausgescholten oder verachtet zu werden. Venetia wusste sehr genau, wie man einen Mann verletzte.
Als Gregors Blick auf das Buch in seiner Hand fiel, fragte er sich einen Moment lang verwirrt, was er damit vorhatte. Ach, ja! Der Dummkopf Ravenscroft glaubte tatsächlich, Venetia würde bei diesem Blödsinn vor Entzücken in Ohnmacht fallen.
Dann konnte es losgehen! Grinsend hob Gregor den Kopf und schaute Venetia an, weil er sich plötzlich wünschte, seine Gedanken mit ihr zu teilen, doch sie ging gerade dicht am Kamin vorbei, und vor dem Schein des Feuers war einmal mehr nur zu offensichtlich, dass sie keinen Unterrock trug. Für einen Augenblick konnte Gregor durch den Rock hindurch deutlich Venetias Beine und Hüften erkennen, weil das Licht klar die Konturen ihrer hübschen Knie, ihrer geschmeidigen Schenkel und ihrer runden Hüften hervortreten ließ.
Gleich darauf entfernte sie sich wieder vom Kamin, und ihr Rock war sittsam undurchsichtig, wie es sich gehörte. Gregor öffnete den Mund, doch ihm wollte kein einziges Wort einfallen, das er hätte sagen können. Er konnte nur dastehen, sie anstarren und spüren, wie sein ganzer Körper starr vor Verlangen wurde.
„Gregor?“
Erst als sie ihn ansprach, bemerkte er, dass er immer noch wortlos dastand und sie
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