Enthemmt!
überredet?”
Claudia holt tief Luft und blickt einmal um sich, für den Fall, dass jemand zuhört. “Nach seiner Rede hat er mich in so einen Lagerraum gebracht. Er wollte mit mir rummachen, wie immer. Und das war ja auch in Ordnung. Er steht darauf, es an riskanten Orten zu treiben. Aber dann …”
“Dann?”, hakt Lishelle nach.
Claudia zieht die Nase hoch. “Dann kam so ein Typ rein. Nein, nicht irgendein Typ, sondern der Barkeeper für unsere Hochzeit, von dem ich euch erzählt habe?”
Ich nicke. “Ja.”
“Offenbar hat der gestern Abend für die Veranstaltung gearbeitet. Und Adam hat es so arrangiert, dass wir uns im Lagerraum treffen, um einen Dreier zu haben.”
Ich bin so verblüfft, dass ich alle Menschen um uns herum vergesse. Der Lärm – das Gelächter und Babygeschrei und Geplaudere –, alles scheint auf einmal zu verstummen.
Lishelle meldet sich als Erste zu Wort. “Du hast mit einem Fremden geschlafen?”
“Nun … das habe ich nicht zugelassen. Er … er hat mich verwöhnt. Gestreichelt. Mich geleckt und so.”
Lishelle ringt hörbar um Luft. “Ein Fremder hat es dir mit dem Mund gemacht?”
“Zweimal”, gesteht Claudia verschämt. “Beim ersten Mal kam ich ganz schnell. Ihr wisst schon, weil Adam meine Brüste gestreichelt hat. Der Typ – Jason – sagte dann, er wolle es noch mal tun, und diesmal solle ich es ganz auskosten.”
“Heiliger Himmel”, ruft Lishelle aus.
“Glaub mir, Lishelle, ich bin nicht gerade stolz auf mich. Es wäre ja was anderes gewesen, wenn ich es selbst gewollt hätte, aber Adam hat mich unter Druck gesetzt, und dann, als Jason anfing, mich zu streicheln …”
Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll. Das Einzige, was mir einfällt, ist: “Hat es dir Spaß gemacht?”
Claudia blickt von ihr zu mir. “Nein, eigentlich nicht. Also, ich weiß nicht. Ich denke … vielleicht. Nachdem er herausgefunden hatte, wie ich es gerne mag. Zuerst hat er an mir rumgekaut, und ich sagte ihm, er solle sanfter sein. Nach dem Motto: Hallo! Ich brauche das künftig noch!”
“Ich bin sprachlos”, erkläre ich. “Wirklich.”
“Ich wollte es nicht genießen, aber da war eine Zunge an meiner Klit, und er war echt süß. Das dachte ich schon, als ich ihn das erste Mal sah. Rein körperlich fühlte ich mich zu ihm hingezogen, aber ich treibe es doch nicht mit jedem Kerl, zu dem ich mich hingezogen fühle.”
“Und Adam war erregt?”, frage ich.
“Ich habe ihn noch nie erregter erlebt. Jason schob seine Zunge ganz tief in mich, und als ich mich umdrehte und Adam ansah, spritzte der sofort ab.”
Lishelle reißt die Augen auf. “Meine Güte. Ich kann nicht fassen, dass Adam dich mit einem anderen Mann teilen wollte.”
Claudia leert ihr Glas in einem Zug. “Adams sexuelle Gier ist in letzter Zeit völlig außer Kontrolle. Ich weiß nicht, was mit ihm los ist.” Sie zögert. “Findet ihr mich jetzt eklig?”
“Eklig? Nein”, versichere ich. “Überhaupt nicht, und ich verurteile dich ganz bestimmt nicht. Schließlich leben wir im neuen Millenium. Da draußen gibt es eine Menge Leute, die ihre Partner tauschen und damit glücklich sind.”
“Aber ich will nicht dazugehören. Das habe ich Adam gesagt. Ich stehe überhaupt nicht auf dieses abgefahrene Zeug. Ich will doch nur Adam. Er hat mich vor ein paar Wochen auch in einen Swingerclub mitgenommen – was mich total schockierte. Nein, kein Partnertausch, wir haben nur zugesehen und miteinander … Aber nach letzter Nacht musste ich mal ein Machtwort sprechen. Ihm sagen, dass das alles nicht in Ordnung für mich ist. Er hat geschworen, dass es das letzte Mal gewesen wäre, dass er einfach nur seine Fantasien ausleben wollte, bevor wir heiraten, und dass er jetzt zufrieden sei.”
“Und du glaubst ihm?”, fragt Lishelle.
“Muss ich doch. Davon abgesehen werde ich, wenn wir erst mal verheiratet sind, auf keinen Fall mehr bei so etwas mitmachen. Ehrlich, es fällt mir wahnsinnig schwer, euch das zu erzählen.”
“Vielleicht macht ihm diese Hochzeit mehr Angst, als dir klar ist”, vermutet Lishelle. “Manche Männer betrachten die Ehe als das Ende ihrer sexuellen Freiheit. Ich weiß, das ist völliger Unsinn.”
“Ich gebe ihm in dieser Hinsicht alles, was er will. Ich sollte doch reichen, oder nicht?”
“Natürlich”, stimme ich zu.
“Die Realität ist aber eine andere.” Lishelle schüttelt den Kopf. “Denkt nur daran, wie David mich betrogen hat. Und dabei lief unser
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