Enthuellung
Weg zu ihren Träumen entdeckt hat und sicher und glücklich ist, wird mächtiger denn je.
Der 911er ist ein schnittiger, eleganter Luxuswagen, mit dem ich von der Vorliebe meines Vaters für diesen Autotyp her vertraut bin, aber es ist Jahre her, seit ich in einem gefahren bin, und gelenkt habe ich sowieso nie einen. Dass Chris mir so einfach die Schlüssel gegeben hat, bedeutet mir mehr, als er glaubt. Nicht dass ich keinen schönen Wagen gehabt hätte. Mein Vater hätte nie erlaubt, dass seine Tochter ihn mit einem Ford Focus blamierte, wie ich ihn jetzt habe. Während der Highschool und des Colleges fuhr ich einen konservativen kleinen Audi, den ich natürlich alle zwei Jahre gegen das neueste Modell eingetauscht habe. Ich hatte den ersten Wagen geliebt und die beiden, die gefolgt waren, gehasst, während ich begonnen hatte, hinter die Fassade des Lebens zu blicken, das meine Mutter und ich führten. Doch jetzt gibt es keine Fassade. Ich bin auf mich gestellt und sitze in einem 911er.
Ich lächle, trete auf das Gaspedal und gönne mir einen halben, kurzen Block lang eine spritzige Beschleunigung. Sobald ich den Fuß vom Gaspedal nehme, rollt der Wagen sanft über die Fahrbahn. Der Kontrast erinnert mich an die extremen Stimmungswechsel bei Chris, und ich finde, dass der Wagen gut zu ihm passt. Ich frage mich auch, ob ich wirklich erkannt habe, was Chris’ Verhalten zugrunde liegt und was dieses Auf und Ab verursacht. Was würde er denken, wenn er wüsste, was meinem Verhalten zugrunde liegt.
Als ich vor Chris’ schniekem Hochhaus vorfahre, das nur wenige Blocks von der Galerie entfernt liegt, verbanne ich diese Gedanken. Der Türsteher öffnet mir den Schlag und begrüßt mich. »Guten Abend, Ms McMillan.«
Der Mann reicht mir die Schlüssel, und ich fühle mich daran erinnert, dass Chris diesen Türsteher geneckt hat, als er ihm die Wagenschlüssel gab, er solle nur ja keine Spritztour machen.
»Ich habe keine Spritztour gemacht.« Ich grinse ihn an. »Nur ein bisschen.«
Er grinst zurück. »Ich werde es nicht verraten.«
»Danke«, antworte ich und nicke ihm leicht zu, bevor ich den Riemen meiner Aktentasche über die Schulter streife und in das Gebäude gehe, wo Jacob am Portierstresen steht.
»Ms McMillan«, begrüßt er mich mit einem Nicken, als ich neben ihm stehen bleibe. »Ich baue darauf, dass der Tag im positiven Sinne ereignislos war, da ich nach unserem Telefongespräch heute Morgen nichts mehr von Ihnen gehört habe.«
»Das war er«, bestätige ich. »Wissen Sie, ich wollte einfach nicht riskieren, Sie zu stören, weil es ja sein konnte, dass Sie heute Morgen freihatten.«
»Ich bin immer im Dienst«, informiert er mich. »Ich wohne auf dem Gelände und habe Chris mein Versprechen gegeben, auf Sie aufzupassen. Er bittet nicht um Gefälligkeiten, Ms McMillan. Er hat es für Sie getan, und ich habe nicht die Absicht, ihn zu enttäuschen. Sie sind auf meinem Radar, aber Sie müssen mit mir kommunizieren. Wenn Sie ausgehen, lassen Sie es mich bitte wissen.«
Ein Flashback erinnert mich an die vielen Jahre meines Lebens, in denen meine Mutter und ich nirgendwo hingingen ohne einen Bodyguard, den wir gar nicht brauchten. In meiner Jugend habe ich das natürlich nicht verstanden. Nicht bis zum College, als ich meine rosarote Brille abgenommen und begriffen habe, dass wir wie Tiere gehalten wurden, Schoßhündchen für meinen Vater, kontrolliert, nicht beschützt. Abgeschirmt von den vielen Leben, die er geführt hat, und den vielen Frauen, bei denen meine Mutter so getan hat, als müsste sie ihn nicht mit ihnen teilen.
»Ms McMillan?«, fragt Jacob, und ich richte meinen Blick wieder auf ihn.
»Ja«, murmle ich. »Danke, Jacob.« Trotz meiner Erinnerungen meine ich es ernst. Und trotz meiner Unüberlegtheit gestern Nacht bin ich keineswegs dumm, ganz gleich, was mein Vater darüber sagen würde. Irgendjemand war gestern mit mir in der Lagerhalle. Vielleicht waren es Teenager, vielleicht auch nicht, aber wegen meiner Sorgen um Rebecca bin ich mir nicht sicher, ob ich über die Furcht hinweg bin, die ich in der Dunkelheit verspürt habe.
Seine Augen werden schmal, Verständnis glimmt in ihnen auf. »Es kümmert mich nicht, zu welcher Tages- oder Nachtzeit Sie mich anrufen, wenn Sie mich brauchen. Es gibt keinen Grund, der zu geringfügig wäre. Vorsicht ist besser als …«
»Nachsicht«, beende ich den Satz für ihn. »Ja, ich weiß.« Ich neige den Kopf. »Ich werde anrufen, wenn ich Sie
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