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Enthuellung

Enthuellung

Titel: Enthuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Renee Jones
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unterzubringen. Trotzdem denke ich plötzlich an Mark und Chris und frage mich, was zu den Spannungen in ihrer Beziehung geführt hat.
    » … und nächste Woche sollen die Möbel geliefert werden.«
    Ich blinzle. Offenbar habe ich einen Teil von dem verpasst, was Ryan gerade gesagt hat. »Ah ja. Die Möbel.«
    »Ich bin mir sicher, die Innenarchitektin wird dabei ein Mitspracherecht haben wollen«, fügt er hinzu. »Aber sie hat schon mit Rebecca zusammengearbeitet und versteht, dass es darum geht, die Besucher ebenso mit den Künstlern zu beeindrucken wie mit der Einrichtung.«
    Ich habe noch nie mit einer Designerin zusammengearbeitet, und es ist ein wenig einschüchternd. Ich frage mich, ob Rebecca darin schon Erfahrung hatte, bevor sie in der Galerie angefangen hat. Mir wird klar, dass ich nichts über sie vor ihrer Zeit hier weiß. Wie habe ich eine so wichtige Hinweisquelle übersehen können, die mir helfen könnte, sie zu finden?
    »Fürs Erste«, fährt Ryan fort, »können Sie die Vorgehensweise durchdenken. Die Anzahl von Werken, die ich brauche, wird vielleicht einige Zukäufe notwendig machen, und Sie werden sicher etwas Zeit brauchen, um das zu koordinieren.« Er erhebt sich, und ich folge seinem Beispiel und gehe mit durch den Empfangsraum zur Tür, aber er lächelt Amanda an und bleibt an ihrem Schreibtisch stehen.
    Die beiden beginnen zu plaudern, und als mir klar wird, dass er mit Amanda flirtet, springt mein mütterlicher Instinkt an, den ich als Lehrerin entwickelt habe. Dieser Mann steht Mark nahe und ist höchstwahrscheinlich Mitglied seines Clubs, und Amanda ist ein junges Mädchen vom College und zehn Jahre jünger als er. Ich zaudere, außerstande, mich herauszuhalten, und begleite ihn schließlich zur Tür.
    Als ich zum Empfangstresen zurückkomme, bleibe ich vor Amandas Schreibtisch stehen.
    »Er ist sehr sexy«, sagt sie, noch immer strahlend, weil er ihr Aufmerksamkeit geschenkt hat. »Und er ist noch nie stehen geblieben und hat so mit mir gesprochen.«
    »Er ist zu alt für Sie«, stelle ich fest.
    »Nein, ist er nicht«, widerspricht sie. »Ein älterer Mann ist sexy.«
    Da ist dieses Wort wieder. »Und tyrannisch«, versichere ich ihr.
    Sie grinst. »Er kann mich jederzeit tyrannisieren.« Sie senkt die Stimme. »Im Gegensatz zu Bossman, der mich gleichzeitig heißmacht und beunruhigt, wie er das mit der ganzen weiblichen Bevölkerung tut, erschreckt Ryan mich nicht. Kein Wunder, dass Rebecca ihn so sehr gemocht hat.«
    »Er ist liebenswürdig«, stimme ich ihr zu, aber ich denke auch daran, dass Rebecca den anderen Mann im Tagebuch als eine Störung für ihre und Marks Beziehung angesehen hat, und ich kann nicht umhin zu denken, dass es Ryan gewesen ist. Ich kann verstehen, dass Ryan Marks Wahl für eine Ménage-à-trois wäre. Ein Mann, der Marks Rolle als King nicht bedroht.
    »Aber?«, hakt Amanda nach, als ich sonst nichts sage.
    »Aber vergessen Sie nicht, dass die Liebenswürdigen manchmal die dunkelsten Geheimnisse haben.« Ich bin im Begriff, mich auf gefährliches Territorium zu begeben, dabei sollte ich genau das meiden. »Ist Mary da?«
    »Sie ist immer noch krank«, erklärt Amanda. »Sie sind heute ganz auf sich allein gestellt.«
    Mary scheint mich nicht besonders zu mögen, daher bin ich nicht sonderlich traurig. Ich genieße es ohnehin, auf der Verkaufsfläche zu arbeiten. »Kein Problem. Ich bin in meinem Büro.«
    Einige Sekunden später lasse ich mich hinter meinem Schreibtisch nieder, und meine Schublade klappert, als mein Handy mit einer SMS summt. Nachdem ich das Telefon herausgeholt habe, wird mir klar, dass die Nachricht vor einiger Zeit abgeschickt wurde, und ich sehe ein Bild von Chris mit einem Teenager vor mir. Der Leukämiepatient ist. Der Junge sieht glücklich aus, aber er ist mager und blass. Und während Chris lächelt, entgeht mir die Traurigkeit in seinen Augen nicht. Mit dem Jungen zusammen zu sein und zu wissen, dass er nicht gerettet werden kann, zerrt an ihm. Noch eine neue Seite, denke ich. Chris hat so viele unterschiedliche Seiten. Ich simse ihm:
Du bist erstaunlich.
    Er antwortet:
Du kannst beweisen, dass dir das gefällt, wenn ich dich wiedersehe.
    Ich lächle und tippe.
Wie?
    Er antwortet mit:
Versuche, meine Fantasie zu benutzen.
Er hat mich vor nicht allzu langer Zeit bezichtigt, Angst vor seiner Fantasie zu haben. Die habe ich nicht.
Vielleicht musst du mir noch ein Bild zeichnen.
    Ja,
tippt er.
Vielleicht muss ich das.
    Ich grinse und

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