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Enthuellung

Enthuellung

Titel: Enthuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Renee Jones
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habe es einfach vergessen wollen und …« Ich vergrabe das Gesicht in den Händen. Ich kann ihn nicht ansehen. Ich kann nicht. Ich zittere am ganzen Körper und versuche, die Tränen zu unterdrücken, denen ich anscheinend nicht entkommen kann.
    Chris legt mir eine Hand auf den Kopf und zwingt mich, ihn wieder anzusehen, schaut mich mit seinen grünen Augen forschend an, und er sieht zu viel, er sieht, was er nicht sehen soll, wovor ich mich nicht verstecken kann. Er sieht die Dämonen, mit denen ich ringe, und wie leicht sie über mich kommen.
    »Wir alle haben Dinge, die wir vergessen wollen. Niemand weiß das besser als ich, aber du kannst mir alles erzählen. Das musst du inzwischen wissen.«
    »Du wirst mich hassen, Chris.«
    »Ich kann dich nicht hassen, Baby.« Er streichelt mir mit den Daumen die Tränen weg, und seine Augen werden sanft und warm. »Dafür liebe ich dich viel zu sehr.«
    Ich fühle mich, als hätte sich gerade eine Klammer um mein Herz geschlossen. Er liebt mich. Chris liebt mich, und obwohl es genau das ist, was ich unbedingt hören wollte, kann ich es jetzt nicht ertragen. Er kennt mich nicht gut genug, um mich zu lieben. Ich schüttle den Kopf. »Nein. Nein, sag das nicht, bis ich weiß, dass du es ernst meinst.«
    »Ich meine es bereits ernst.«
    »Ich habe dich belogen, Chris«, platze ich heraus. »Ich wollte nicht, dass du etwas Bestimmtes über mich weißt, daher habe ich einfach … ich habe gelogen. Ich … habe dir erzählt, dass ich seit fünf Jahren keinen Sex gehabt hätte, aber das war nicht die Wahrheit.« Er legt mir die Hände auf die Knie, und ich spüre, wie er sich wappnet, sich vorbereitet. Ich presse die Finger an die Schläfen, sie zittern. »Vor zwei Jahren – nein – das ist auch nicht wahr. Vor neunzehn Monaten und vier Tagen flog ich zurück nach Las Vegas zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung zu Ehren meiner Mutter. Mein Vater ist nicht aufgetaucht, und das hat wehgetan. Das hat so verdammt wehgetan. Michael war da, und ich war allein und verletzlich, und er hat sich benommen, als läge ihm etwas an mir, und ich …«
    »Warte.« Chris’ Stimme ist scharf, beißend. Er dreht mich, um mich an die Wand zu drücken, und seine Hände sind auf meinen Armen. »Du weißt genau, wie viele Tage es her ist, seit du das letzte Mal mit ihm geschlafen hast?«
    Ich zucke zusammen. »Nein. Ich meine, ja. Aber es war nicht so, es war …«
    »Liebst du ihn immer noch? Ist es das, worum es hier geht?«
    »Nein –
Gott,
nein! Ich liebe
dich.
Nicht ihn. Ich habe Michael nie geliebt. Er … er ist mit zu meinem Zimmer gekommen, und ich habe den Fehler begangen, ihn hereinzulassen.« Erinnerungen zerreißen mich, und ich senke den Kopf. Ein anderer Augenblick mit Michael blitzt vor meinem geistigen Auge auf, wie er mich berührt, seine Hand auf meiner Brust. Es raubt mir fast den Atem. »Ich habe ihn hereingelassen.« Ich zwinge mich, Chris anzusehen, und flüstere: »Ich habe ihn hereingelassen, Chris.«
    Chris legt mir die Hände ans Gesicht und sieht mich forschend an. »Willst du mir sagen, dass er dich vergewaltigt hat?«
    »Ich habe einfach … Ich habe getan, was er wollte.«
    »Wolltest du, dass er dich anfasst, Sara?«
    »Nein«, flüstere ich, und die Tränen versickern. Kälte kriecht in meine Glieder, gleitet mein Rückgrat hinunter und lässt sich tief in meiner Seele nieder, lässt sich in dem Raum nieder, wo sie seit zwei Jahren existiert.
    »Hast du ihm gesagt, dass du es nicht willst?«
    »Ja. Wieder und wieder habe ich es ihm gesagt, aber er hat nicht auf mich gehört.« Meine Stimme ist jetzt ruhiger, aber angespannt. Ich klinge immer noch nicht wie ich selbst, aber andererseits, wer zur Hölle bin ich? Ich weiß es nicht mehr. »Und dann, ich weiß nicht, was passiert ist. Ich habe einfach … aufgegeben.«
    »Dann hat er dich vergewaltigt.«
    »Ich habe aufgegeben, Chris. Er hat mir befohlen, Dinge zu tun, und ich habe sie getan. Ich
habe sie getan.
Ich war jämmerlich und schwach, und ich habe aufgegeben. Ich weiß nicht, warum ich dir nicht einfach erzählt habe, dass es zwei Jahre waren. Ich habe einfach … wenn ich es nicht ausblende, zerbreche ich. Wir hatten uns gerade kennengelernt, und ich dachte nicht, dass du … dass wir …«
    Er streichelt meine Wange. »Ich weiß, Baby.«
    »Du weißt es nicht«, erwidere ich vehement und stehe auf.
    Chris ist sofort da, seine Hand an der Wand neben meinem Kopf, und er wiederholt, was ich früher am Abend zu

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