Enthuellung
wird vor Chris schreckliche Dinge zu mir sagen, und Chris wird ihn ungeachtet späterer Konsequenzen zusammenschlagen. Ich beiße mir auf die Lippe, lehne mich an die Wand, kneife die Augen zusammen und warte darauf, was als Nächstes geschehen wird.
»Geben Sie mir ungefähr, na, sechzig Sekunden«, antwortet Blake, und ich kann durch den Lautsprecher hören, wie er tippt. Er wird sie niemals bekommen können. Sie ist geheim. Nicht einmal ich habe die verdammte Nummer. Blake beweist in weniger als sechzig Sekunden, dass ich unrecht habe. Es sind eher dreißig Sekunden, bis er die Nummer durchgibt: »702–222–1215. Sonst noch etwas?«
»Im Moment nicht«, erwidert Chris. »Ich melde mich.« Dann ist die Leitung tot, und Chris schnaubt, imitiert Michael. »Ich schätze, ich habe Glück.«
Michael gibt ein bellendes Lachen von sich. »Rufen Sie ihn an. Er wird Sie und ihr perverses Ich unter seinem Absatz zerquetschen, und Sie werden sich nie wieder aufrappeln können.«
»Wird er das?«, fragt Chris. »Ich sage voraus, dass Sie derjenige sein werden, der unter seinem Absatz zerquetscht wird.« Es folgt eine Pause, und ich nehme an, Chris ruft meinen Vater an. Ich halte den Atem an, warte darauf, ob mein Vater rangehen wird. »Thomas McMillan, hier spricht Chris Merit. Ja, richtig. Der Künstler, der mit Sara ausgeht.« Stille folgt, und Chris gibt einen erheiterten Laut von sich. »Wirklich. Dieser reiche Typ. Aber er ist nicht einfach nur ein reicher Typ. Wahrlich nicht.« Eine weitere Pause. »Ich bin nicht derjenige, der Leute danach beurteilt, wie dick ihre Brieftasche ist, aber Sie werden nicht aufhören, es zu tun, also werde ich mich für Sie verständlich ausdrücken. Fügen Sie ein ›stink‹ vor dem reich hinzu, dann wissen Sie, wie reich ich bin. Mit anderen Worten, Ihre Drohungen, mich zu ruinieren, machen mir keine Angst.«
So unmöglich es scheint, als mir einfällt, dass ich ihn gefragt habe, ob er stinkreich sei, muss ich lächeln, aber es verfliegt schnell. Es ist mein Vater, mit dem Chris spricht. Mein Vater, von dem ich am liebsten glauben würde, dass er nichts mit der Sache mit Michael zu tun hat. Und doch ist der Fall klar.
»Wir vergleichen immer noch Brieftaschen? Na schön. Ja, das ist richtig. Ich mache ein paar Millionen im Jahr mit meinen Kunstwerken, was Sie wie nichts aussehen lassen wollen. Glücklicherweise halten die Wohltätigkeitsorganisationen, denen ich es spende, es nicht für selbstverständlich, wie Sie es anscheinend tun. Sie hätten Ihren Michael mehr herausfinden lassen sollen als meine persönlichen Gewohnheiten, bevor Sie beschlossen haben, mir zu drohen. Mein Banker ist Rob Moore von der Chase Bank in San Francisco. Rufen Sie ihn an, und er wird Ihnen bestätigen, wie viel Geld ich habe, das ich zum Fenster hinauswerfen kann. Und es gibt nichts, wofür ich es lieber verschwenden würde, als dafür, Sie und Ihren Kumpel Michael zu ruinieren, der zu denken scheint, ›Nein‹ bedeute ›Ja‹, wenn es darum geht, Hand an Sara zu legen.« Es folgt Schweigen, während offenbar mein Vater redet, dann fügt Chris hinzu: »Es ist mir wirklich egal, was Sie glauben, was passiert ist oder nicht passiert ist. Wenn Michael jemals wieder in Saras Nähe kommt,
werde
ich ihn ruinieren und Sie mit ihm. Ich schicke Michael jetzt zu Ihnen zurück. Und, Mr McMillan, ich habe bis heute Abend nicht verstanden, warum sich Sara von Ihrem Leben abgewandt hat. Jetzt verstehe ich es. Sie braucht Sie oder Ihr Geld nicht. Sie hat mich, und ich werde mich viel besser um sie kümmern, als Sie es je getan haben.«
Ich lehne wie gelähmt an der Wand, lege die Arme um meinen Oberkörper, blute und heile gleichzeitig. Mein Vater … Chris … mein Vater … Ich erinnere mich daran, ein kleines Mädchen gewesen zu sein, voller Hoffnung, dass er nach Hause kommen würde. Aber er war nie bei uns zu Hause.
Zuhause.
Das Wort verfolgt mich noch immer.
»Sind wir hier fertig?«, fragt Michael.
»Sie waren schon fertig, bevor Sie überhaupt hier angekommen sind«, entgegnet Chris.
»Tut mir leid, Sir, aber Sie können nicht gehen, bis wir unseren Papierkram erledigt haben«, höre ich eine fremde Stimme sagen, und es überrascht mich, dass Chris überhaupt noch jemanden im Raum duldet.
»Das ist doch lächerlich«, knurrt Michael. »Ich habe nichts Unrechtes getan.«
»Es ist das Protokoll, Sir. Jedes Eingreifen des Sicherheitsdienstes muss ordentlich dokumentiert werden.«
Mein Magen verkrampft
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