Enthuellung
Wir werden Ihr Make-up richten, und dann können Sie ihn dort treffen.«
»Nein, ich …«
»Schauen Sie in den Spiegel, Sara.« Ihr Befehlston grenzt an ein Bellen. »Denken Sie an die Aufmerksamkeit, die das auf Chris und Sie lenken wird.«
Ich atme mehrmals tief durch und tue, was sie sagt. Und sie hat recht. Meine Mascara ist mir über die Wangen gelaufen, es ist unmöglich, das zu übersehen. Ich bin ein Albtraum für die Titelseiten.
Sie hält eine Tasche hoch. »Meine Wundertasche. Lassen Sie mich Magie wirken.«
Ich streiche mit den Fingern über meine verquollenen Augen. »Keine noch so große Menge Make-up wird das in Ordnung bringen.«
»Dafür habe ich ein Wundergel in der Tasche«, versichert sie mir. »Machen wir uns an die Arbeit.«
Ich zögere. Ich habe keine Zeit dafür. Ich will das nicht. Ich will nicht einmal, dass sie mit einbezogen wird.
»Lassen Sie mich helfen. Sie haben Zeit.« Sie geht zum Waschbecken und stellt ihre Tasche ab. »Der Sicherheitsdienst wird einige Minuten brauchen, um die Person zu finden, die Chris gefunden haben will. Dann müssen sie den Kerl auch noch mit einem Mindestmaß an Diskretion in die Kabine bringen.«
Langsam lasse ich die Schultern sinken und trete neben Gina an das Waschbecken. »Bitte, beeilen Sie sich.«
»Schnelligkeit ist mein zweiter Vorname, wenn es darum geht, Paparazzi zu überlisten.« Sie kramt ein kleines Läppchen aus ihren Utensilien hervor und beginnt sanft meine Wangen abzuwischen. »Und machen Sie sich keine Sorgen wegen Chris. Er tut niemals etwas, dessen er sich nicht sicher ist.«
Bei dieser Andeutung von Intimität zwischen ihnen krampfen sich meine Eingeweide zusammen. »Sie scheinen ihn sehr gut zu kennen.«
Gina streicht kühlendes Gel unter meine Augen. »Fangen Sie nicht an, sich etwas vorzustellen, das nicht da ist. Wir sind niemals miteinander ausgegangen, und wir wären ein schreckliches Paar. Ich liebe das Rampenlicht, und dieser Mann benimmt sich, als sei es Gift.« Sie schluckt hörbar, ihre zarte Kehle bebt dabei. »Ich … meine Schwester ist an Krebs gestorben.«
Verwirrt schaffe ich es kaum, ihr das »Das tut mir leid« zu ersparen, dabei weiß ich doch, wie wenig es nützt. »Wie alt war sie?«
»Sechzehn.« Sie beginnt, mit einem Ausziehpinsel Foundation auf mein Gesicht zu streichen. »Sie hatte alle verfügbare medizinische Hilfe, aber sie hat sich Sorgen gemacht, dass andere sie nicht hätten.« Ihre Stimme bricht. »Sie hat freiwillige soziale Arbeit geleistet, bis sie zu krank war, um damit weiterzumachen. So haben wir Chris kennengelernt.«
Ihre Worte verwüsten meine Gelassenheit. Chris wird alles verlieren, was er mit der Wohltätigkeitsorganisation aufgebaut hat, wenn Michael ihn als Freak hinstellt. Ich kann das nicht zulassen. Ganz gleich, was ich dafür tun muss.
»Ich muss gehen«, sage ich und flitze um Gina herum, bevor sie mich aufhalten kann.
»Sara!«
Ich ignoriere sie und bin an der anderen Frau vorbei, die die Tür bewacht, bevor sie auch nur weiß, dass ich fort bin. Ich laufe durch den großen Saal und mache mich auf den Weg in den hinteren Teil des Museums, wo ich laut Gina den Sicherheitsdienst finden würde. »Ich soll jemanden in der Kabine des Sicherheitsdienstes treffen«, erkläre ich dem ersten Kellner, den ich finde. »Wo ist sie?«
Er zeigt auf einen Türbogen und eine Treppenflucht, und ich eile darauf zu und nehme die Stufen zu schnell für meine hohen Absätze, stolpere beinahe und muss mich wieder aufrichten. Endlich sehe ich das Schild, das auf das Büro des Sicherheitsdienstes hinweist, und jede Hoffnung, die ich hatte, Chris abzufangen, bevor er mit Michael sprechen kann, löst sich in Luft auf, als ich seine Stimme höre.
»Ich werde mir diese Nummer jetzt aufschreiben«, höre ich Chris sagen.
»Träumen Sie weiter, Arschloch«, antwortet Michael. »Von mir werden Sie einen Scheiß bekommen.«
»Wie Sie wollen. Ich kann die Nummer selbst herausfinden.«
Michael schnaubt. »Viel Glück dabei. Nicht einmal Sara hat sie.«
Ich höre, wie das Telefon auf Lautsprecher geschaltet und eine Nummer gewählt wird, bevor Chris wieder spricht. »Ja, Blake. Ich brauche die private Handynummer eines gewissen Thomas McMillan, und ja, ich rede von dem CEO des Kabelnetzbetreibers. Er ist Saras Vater.«
Er ruft meinen Vater an? Warum ruft er meinen Vater an? Ich strecke die Hand nach der Tür aus, um ihn aufzuhalten, dann zögere ich. Ich weiß, wie bösartig Michael ist. Er
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