Enthüllung
Meredith.« Er schloß seinen Gürtel, während er sich rückwärts von ihr en t fernte.
Sie starrte ihn fassungslos an, benommen wie jemand, der gerade aus einem tiefen Schlaf erwacht ist. »Das ist doch nicht dein Ernst …«
»Es war keine gute Idee. Ich habe kein gutes Gefühl dabei.«
Plötzlich blitzten ihre Augen wütend auf. »Du verdammter Drecksack !«
Sie stand rasch auf, stürzte auf ihn zu und schlug ihn mit den geballten Fäusten. »Du Arschloch! Du fieses Schwein! Du widerlicher Dreckskerl!« Er versuchte, trotz dieses Angriffs sein Hemd zuzuknöpfen, wich ihren Schlägen aus, so gut es ging. »Du Wichser! Du Drecksack!«
Sie umkreiste ihn, während er sich von ihr abzuwenden ve r suchte, packte seine Hände und zog an seinem Hemd, um ihn am Zuknöpfen zu hindern.
»Das kannst du nicht bringen! Das kannst du mit mir nicht machen!«
Knöpfe sprangen ab, fielen zu Boden. Sie kratzte ihn; lange rote Striemen zogen sich über seine Brust. Er drehte sich wieder um, wich ihr aus, wollte nichts anderes als dieses Zimmer verlassen. Sich anziehen und dieses Zimmer verlassen. Sie drosch mit den Fäusten auf seinen Rücken ein.
»Du kannst mich nicht einfach so sitzenlassen, du Wichser!«
»Hör auf damit, Meredith!« sagte er. »Es ist vorbei.«
»Du Arschloch!« Sie packte seinen Haarschopf, zog seinen Kopf mit erstaunlicher Kraft nach hinten und biß ihn ins Ohr. Er fühlte einen starken, stechenden Schmerz und schubste sie derb von sich. Sie taumelte nach hinten, verlor die Balance, fiel hart gegen die Glasplatte des Couchtisches, landete ausgestreckt auf dem Boden.
Als sie sich wieder aufgerichtet hatte, sagte sie, um Atem ringend: »Du mieser Widerling!«
»Meredith, laß mich jetzt bitte in Ruhe, ja?« Wieder machte er sich an seinen Hemdknöpfen zu schaffen. Er war nur mehr von einem einzigen Gedanken beherrscht: Raus hier ! Nimm deine Sachen und hau ab! Er griff nach dem Jackett; da sah er sein Mobiltelefon auf dem Fensterbrett liegen.
Er ging um die Couch herum und nahm das Gerät an sich. Das Weinglas krachte nahe an seinem Kopf vorbei gegen die Fensterscheibe. Er blickte zu Meredith hinüber und sah, daß sie in der Mitte des Raums stand und gerade nach dem nächsten Wurfobjekt griff.
»Ich bring’ dich um!« schrie sie. »Ich bring’ dich um, du Scheißkerl!«
»Es reicht jetzt, Meredith!«
»Scheiße!« Sie warf die kleine braune Papiertüte nach ihm. Auch sie prallte gegen die Scheibe und fiel zu Boden. Eine Schachtel Kondome glitt heraus.
»Ich gehe jetzt heim.« Er ging zur Tür.
»Sehr gut!« sagte sie. »Geh nur heim zu deiner Frau und deiner beschissenen kleinen Familie!«
In seinem Kopf schrillte eine Alarmsirene auf. Er zögerte.
»O ja«, sagte sie, als sie bemerkte, daß er innehielt. »Ich weiß alles über dich, du kleiner Wichser! Deine Frau bumst nicht mehr mit dir, deshalb kommst du hier rein und machst mich an, provozierst mich, und dann haust du einfach ab, du fieses, brutales Arschloch! Glaubst du wirklich, man kann Frauen so behandeln? Du Wichser!«
Er streckte die Hand nach dem Türknauf aus.
»Wenn du jetzt abhaust, bist du ein toter Mann!«
Er drehte sich nach ihr um, sah sie leicht schwankend am Schreibtisch lehnen und dachte: Sie ist betrunken.
»Gute Nacht, Meredith.« Er drehte den Türknauf, da fiel ihm ein, daß die Tür ja abgeschlossen war. Er drehte den kleinen Riegel herum und verließ das Büro, ohne einen Blick zurüc k zuwerfen.
Im Vorraum leerte eine Putzfrau gerade die Papierkörbe der Sekretärinnen.
»Dafür mache ich dich kalt, du Schwein!« schrie Meredith ihm nach.
Die Putzfrau hörte es und starrte Sanders an. Er wich ihrem Blick aus und ging geradewegs zum Aufzug. Er drückte den Knopf. Aber dann beschloß er, nicht zu warten, sondern die Treppe zu benutzen.
E r stand auf dem Deck der Fähre, die ihn zurück nach Winslow brachte, und starrte in die untergehende Sonne. Ein ruhiger Abend, fast ohne jeden Wind; die Wasseroberfläche war dunkel und unbewegt. Er blickte zurück auf die Lichter der Stadt und versuchte sich klarzumachen, was geschehen war.
Von der Fähre aus konnte er die obersten Stockwerke des DigiCom Building sehen, das sich hinter dem grauen, parallel zum Ufer verlaufenden Betonviadukt in den Himmel erhob. Er versuchte, Meredith’ Fenster auszumachen, aber er war schon zu weit entfernt.
Hier draußen auf dem Wasser, auf dem Weg nach Hause zu seiner Familie, halbwegs zurückgekehrt in die vertraute Al l
Weitere Kostenlose Bücher