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Enthuellungen eines Familienvaters

Enthuellungen eines Familienvaters

Titel: Enthuellungen eines Familienvaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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schließlich und endlich Kunde von Margherita.
    Margherita ist keine gewöhnliche Frau. Margherita ist eines von jenen süßen Geschöpfen, die ihr Leben opfern würden, nur um dem Gefährten , den Gott ihnen gegeben hat, keine Schwierigkeiten zu bereiten. Während Margherita in ihrem Zimmer im Hotel blieb, um sich der Auslösung unseres Gepäcks zu widmen, gelang es mir in meiner Freizeit und in den Mittagspausen, die Wohnung ordentlich mit Möbeln auszustatten; ich richtete sie so ein, daß sich darin alle häuslichen Verrichtungen bequem abwickeln konnten, von der Zubereitung der Speisen bis zur Trockenreinigung von Woll- und Seidenstoffen.
    Als mir alles vollkommen in Ordnung zu sein schien, klopfte ich eines Sonntagmorgens an Margheritas Zimmertür und setzte sie von der Tatsache in Kenntnis.
    Margherita kam mit mir in die Wohnung. Sie sah sie zum erstenmal. denn Halbheiten seien ihr entsetzlich, versicherte sie. Margherita besichtigte alles mit höchster Aufmerksamkeit. Im Schlafzimmer studierte sie das Gewebe der Bettücher und Decken, sie versuchte, ob die Matratzen weich und federnd waren, sie zählte die Wäschestücke in der Kommode, sie klopfte mit den Knöcheln an den Schrank. Im Salon-Wohnzimmer prüfte sie die Politur der Möbel, sie beklopfte die Teller, um zu sehen, ob sie aus Porzellan seien, sie zog die Vorhänge hin und her, sie drehte an den Rollen der Rolläden. Im Vorzimmer hängte sie sich kurzerhand an den Kleiderrechen, um sich Gewißheit zu verschaffen, ob er gut befestigt sei oder nicht. In der Küche zählte sie alle Töpfe und Tiegel, kontrollierte die Kaffeemühle, ließ das Wasser laufen, zündete das Gas an, prüfte mit dem Finger die Schärfe des Reibeisens. Endlich maß sie den Kubikinhalt der Zimmer, um sich zu vergewissern, ob der Ofen groß genug sei. Endlich sagte sie: „Der eine Hahn dichtet nicht gut, und der Eierquirl fehlt. Aber ich heirate dich trotzdem.“
    Das Heim ist die Grundlage des Lebens. Auch wenn man sich gezwungen sieht, zu Mittag nur einen Apfel zu essen, ist es doch etwas anderes, ob man diesen Apfel auf einer Bank im Park verzehrt oder an einem Tisch mit Tischtuch, Gläsern und Geschirr. Das Heim besitzt eine unbestreitbare moralische Kraft; in verzweifelten Fällen ist es das Floß, an das man sich bei einem Schiffbruch klammert, in Augenblicken der Freude stellt es das Podium dar, von dem herab ihr der Welt euer Glück verkünden könnt. In meinem persönlichen Fall bedeutet das Heim überdies einen Ort, wo der Bruder mit Sicherheit seinen Bruder suchen kann.
    Wie ich schon angedeutet habe, als ich von meinem Elternhaus sprach, ist mein Bruder trotz seiner achtunddreißig Jahre ein junger Mann mit großen Ideen, ein feuriger und unruhiger Geist, unfähig, sich mit einem so wertvollen Entschluß endgültig abzufinden. Für ihn ist das Leben, was das Gebirge für den Bergsteiger ist: kaum hat er einen Gipfel erreicht, entdeckt er von oben einen anderen, früher nicht gekannten, der ihn schweigend herausfordert. Und er nimmt jede Herausforderung an. So kommt denn der leidenschaftliche junge Mann von Zeit zu Zeit in mein Haus gestürzt, um mir anzukündigen, daß er seinen Weg gefunden hat. Als ich ihn zum erstenmal bei mir sah, hatten wir gerade unser Heim eingeweiht. Er war nach reiflichen Erwägungen zu der Überzeugung gelangt, daß in der Versicherungsbranche viel zu machen sei, erklärte mir die Wichtigkeit und die Vorteile einer Lebensversicherung und veranlaßte mich ohne große Mühe zum Unterschreiben einer Police, die ich immer noch mit großer Regelmäßigkeit bezahle, heute, morgen...
    Einen Monat später sah ich ihn wieder. Er war darauf gekommen, daß die Versicherungsbranche nichts für ihn war, und hatte entdeckt, daß der Ratenverkauf von nützlichen Apparaten, wie Staubsaugern, eine glänzende Karriere verbürge; er überredete mich zum Ankauf eines Staubsaugers, und ich unterschrieb einen entsprechenden Kontrakt.
    Es verging ein Monat, da erschien mein Bruder wieder vor mir. Das Prinzip des Ratenverkaufs schien ihm immer noch bestechend, doch hatte er nun von den Staubsaugern keine sehr hohe Meinung mehr, da die elektrischen Eisschränke seinem Temperament besser entsprachen. Er schilderte beredt die Vorzüge dieser kleinen technischen Wunderwerke und ließ mich einen Vertrag über den Ankauf jenes mächtigen Eisschrankes unterschreiben, welchen ich nun auf dem Dachboden aufbewahre.
    Dreißig Tage später klingelte der junge Mann wieder an

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