Enthuellungen eines Familienvaters
erfolgreichen Angriff gegen mein unverteidigtes Junggesellentum verübt hatte, hat ihre eigene Vorstellung von Logik: nach ihren dialektischen Grundsätzen zieht man aus einer Pilzvergiftung, einem Eisenbahnzusammenstoß und dem Herabfallen einer mit Konservendosen gefüllten Kiste den Schluß, daß es zur Sicherung der familiären Vollzähligkeit nötig sei, mindestens fünf Flaschen mit hausgemachtem Tomatenmark anzufüllen.
„Tomatenmark zu machen, ist das Einfachste von der Welt“, erklärte mir meine hervorragende Mitbewohnerin. „Was dich betrifft, mußt du nur das Geld beschaffen, das zum Ankauf von zwanzig Kilogramm frischer Tomaten erforderlich ist.“
Als ich am folgenden Tag gegen achtzehn Uhr mit ungewöhnlicher Hingabe in der Redaktion an meinem Schreibtisch arbeitete, läutete das Telefon. Ich nahm den Hörer ab und spürte den unangenehmen Geruch von etwas Angebranntem. Dann hörte ich die Stimme der bereits mehrfach erwähnten Frau: „Ich koche eben die Tomaten ein; wenn du nach Hause gehst, kaufe Salizylsäure für zehn Kilo Eingekochtes.“
Ich liebe Geistreicheleien nicht ,’ und wenn ich sage, daß der Geruch des aufkochenden Tomatenmarks sogar durchs Telefon zu spüren war, so glaubt mir: Oft ereignen sich Phänomene, die sich jeder wissenschaftlichen Erforschung entziehen!
Als ich abends nach Hause kam, fand ich das Vorzimmer bemerkenswert verändert: Albertino hatte mit Hingabe gearbeitet, und so gab es überall Tomatenmark, auch auf dem Plafond.
„Es ist schwer“, erklärte mit kaum verhohlenem Stolz die Mutter des kleinen Arbeiters, „es ist schwer, ein Kind in diesem Alter zu finden, das innerhalb weniger Minuten von selbst begreift, daß eine Fahrradpumpe nicht nur Luft, sondern auch flüssiges Tomatenmark pumpen kann. Welch kluger Kopf!“
„Hat er auch die Pneus des Fahrrades mit Tomatenmark gefüllt?“ erkundigte ich mich.
„Nein“, beruhigte mich die versierte Fabrikantin haltbarer Nahrungsmittelkonzentrate. „Nur die Schlösser der Kästen.“
Ich fragte, wo sich das kleine Pumpgenie befände.
„Er ist zum Einweichen im Kübel“, wurde mir geantwortet. „Vielleicht gelingt es uns, ihn wieder reinzumachen, ohne daß wir ihn in die Wäscherei geben.“
Da am nächsten Tag eine einzigartige Hitze einsetzte und da ich auch verhindern wollte, daß die ausgezeichnete Einkocherin eine gewisse Pfirsichmarmelade machte, in die sie sich verliebt hatte, verfrachtete ich meine Angehörigen aufs Land und blieb in der Gewalt von fünf Flaschen Tomatenmark allein zu Hause.
Die Hitze brannte gewaltig, in den Räumen meines vierten Stocks atmete man Feuerluft. Die fünf Flaschen mit Eingekochtem waren im kühlsten Winkel meines Arbeits-Eß-Wohnzimmerns hinter einem Lehnstuhl aufgestellt. Dank dieser weisen Voraussicht fand ich, als ich am ersten Abend nach Hause kam, den Plafond des kühlsten Winkels in meinem Wohn-Arbeits-Eßzimmer durch eine großen purpurroten Fleck verziert. Wände und Möbel in der Nähe hatten mit Sorgfalt alle Spritzer gesammelt, so daß der Fußboden nahezu sauber war.
Die Hitze hatte der Gärung des Eingekochten außerordentliche Kraft verliehen, der Kork einer Flasche hatte dem Drängen von innen nicht widerstehen können, war fortgeschnellt und hatte, von einer starken Vorhut des Eingekochten begleitet, den Plafond erreicht. Da ich nicht die Kraft in mir fühlte, schwere Verantwortlichkeiten auf mich zu nehmen und aus eigener Initiative etwas zu unternehmen, sandte ich ein dringendes Telegramm mit der Bitte um Instruktionen an die Urheberin des Eingekochten und meiner Nachkommenschaft.
Am folgenden Morgen bekam ich ein dringendes Antworttelegramm: „korke herausnehmen um explodieren flaschen vermeiden durch Papierhütchen ersetzen.“
Ich nahm die Korke heraus und begab mich beruhigt zur Arbeit. Als ich am späten Nachmittag nach Hause kam, erwartete mich das Eingekochte bereits im Vorzimmer. Die Hitze und die Gärung hatten, wie man sieht, das Verbleiben in den engen Flaschen unerträglich gemacht, und ein nicht unbeträchtlicher Teil des Eingekochten war, von den Korken befreit, ausgetreten und mit Ausnützung der leichten Neigung meines Fußbodens bis zur Vorzimmertür gelangt, um mir einen festlichen Empfang zu bereiten.
Ich war erschüttert. Es handelte sich sichtlich um ein zwar rebellisches, aber anhängliches Tomatenmark. Ich sandte ein zweites Eiltelegramm ab und bekam ein zweites dringendes Antworttelegramm: „übriggebliebenes mark
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