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Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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tat.«
    »Todeszeitpunkt?«
    »Im Moment noch schwer zu sagen. Irgendwann gestern am späten Abend. So gegen elf vielleicht? Auf jeden Fall zwischen zehn und zwei.«
    »Irgendwelche Anzeichen sexueller Aktivität?«
    Ein schwaches Lächeln zeigte sich auf Nick Lines' Gesicht -seine Art, Missfallen darüber auszudrücken, dass ihm gleich zu Beginn so viele Fragen gestellt wurden. »Wie einst der Vorsitzende Mao auf die Frage antwortete, wie er den Erfolg der Französischen Revolution einschätze: >Um das zu sagen, ist es noch zu früh.<«
    »Gibt es irgendwelche Hinweise darauf, wer das getan haben könnte?«, meldete Clayton sich zu Wort.
    Nick Lines seufzte. »Ich sage bloß, wie sie gestorben sind. Herauszufinden, warum sie getötet wurden, ist Ihre Aufgabe.«
    »Ich meine, was für ein Personentyp der Täter war«, sagte Clayton in einem Ton, der keinen Zweifel daran ließ, dass Lines' Antwort ihn gekränkt hatte. »Größe, Körperbau und so weiter.«
    »Noch keine Anhaltspunkte.«
    »Im wievielten Monat war sie denn?«, wollte Anni wissen. »Die Schwangerschaft war schon ziemlich weit fortgeschritten.«
    »Und wie weit genau?«
    Nick bedachte sie mit einem herablassenden Blick. Inzwischen wirkte er ernsthaft verstimmt. »Ich bin Gerichtsmediziner, kein Hellseher!«
    »Und wir machen bloß unsere Arbeit«, sagte Phil im selben, leicht aggressiven Tonfall. »Was meinen Sie, ist das Kind inzwischen schon tot oder besteht die Chance, dass es überlebt hat?«
    Statt Phil anzusehen, betrachtete Nick Lines die Leiche auf dem Bett. »Dem Zustand der Gebärmutter nach zu urteilen, würde ich sagen, sie stand wenige Wochen vor dem Entbindungstermin.«
    »Und das bedeutet?«
    »Das bedeutet, ja. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass das Baby noch am Leben ist.«
     

3
     
    Marina Esposito blieb zögernd auf der Schwelle stehen und sah sich um. Sie war nervös, nicht wegen dem, was sie gleich tun würde, sondern wegen des öffentlichen Eingeständnisses, das damit verbunden war. Und weil ihr Leben, sobald dieser Schritt einmal getan war, für immer ein anderes sein würde.
    Die Wände waren in hellen Pastellfarben gestrichen, der Boden war aus Holz. Der Raum hatte diese anheimelnde und gleichzeitig kühle Atmosphäre, wie sie für Fitnessstudios typisch war. Marina hatte sich bemüht, möglichst unauffällig in die Umkleidekabine zu schlüpfen, ohne mit den anderen Frauen Blickkontakt aufzunehmen. Sie wollte sich keinesfalls in ein Gespräch verwickeln lassen und hatte sich in aller Eile umgezogen, in der Hoffnung, ihr Körper würde sie nicht zu erkennen geben. Dennoch hatte sie Zeit gehabt, die Frauen zu beobachten. Sie hatte gehört, wie sie miteinander geredet und gelacht hatten, und instinktiv gewusst, dass sie niemals dazugehören würde. Sie würde niemals eine von ihnen sein, ganz egal, welche Umstände sie hier zusammengeführt haben mochten. Nun sah sie dieselben Frauen im Kursraum versammelt, und ihr Mut sank. Sie trugen die Haare hochgesteckt oder zum adretten Pferdeschwanz gebunden, einige hatten Sportschuhe an, andere waren barfuß - aber alle trugen sie leuchtende Farben: knallbunte Gymnastikanzüge oder Trainingshosen mit passenden Jacken. Und alle waren sie makellos geschminkt. In ihrer grauen Jogginghose, dem schwarzen T-Shirt und den ausgetretenen Turnschuhen kam Marina sich schäbig und zerlumpt vor.
    Jemand war hinter sie getreten. »Wissen Sie nicht, wo Sie hinmüssen?«
    »Nein«, sagte Marina und drehte sich um. Sie versuchte, noch mehr zu sagen, aber die Worte wollten ihr nicht über die Lippen kommen.
    »Schwangerschaftsyoga?«, fragte die Frau, als sie die Matte unter Marinas Arm bemerkte.
    Marina nickte.
    Die Frau lächelte. »Dann sind Sie bei uns richtig.« Sie tätschelte ihren Bauch. Er war um einiges größer als Marinas, und ein grelloranger Gymnastikanzug spannte sich über die pralle Rundung, die stolz über den Taillenbund einer heruntergekrempelten Jogginghose ragte. Durch den Stoff konnte Marina den umgestülpten Nabel sehen, der aussah wie der Knoten eines Luftballons. Die Frau lächelte, als sei es das Natürlichste von der Welt, so dick und rund zu sein. Neugierig betrachtete sie Marinas Leibesmitte.
    Oh Gott,
dachte Marina.
Bauchvergleich. So begrüßt man sich hier also.
    »Wie weit sind Sie denn?«, fragte die Frau.
    »Erst... im dritten Monat. Also, im vierten.«
    »Sie fangen früh an, das ist gut.«
    Marina hatte das Gefühl, sie müsse zurückfragen. »Und ... und Sie?«
    Die

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