Entrissen
blutig gewesen sein.«
»Aber er muss seine Requisiten doch irgendwo gelassen haben«, sagte Phil. Er merkte, wie Marina aufsah und angesichts seiner Wortwahl verhalten lächelte. Er spürte, wie er rot wurde, und sah sich um. Niemandem sonst war etwas aufgefallen. Er fuhr fort. »Ich will in jedem Fall, dass Claire Fieldings Wohnung nach den Einkäufen durchsucht wird. Vielleicht können wir herausfinden, in welchem Supermarkt er sie gekauft hat. Und uns deren Überwachungsvideo ansehen.«
Sie wandten ihre Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu. Die Gestalt bog zielstrebig, aber ohne übermäßige Hast um die Ecke des Gebäudes und ging dann weiter die Straße hinunter. Sie sahen zu, wie sie immer kleiner wurde und schließlich verschwand.
»Gibt es noch mehr Videomaterial?«, fragte Phil.
Jane richtete die Fernbedienung wieder auf den Bildschirm. »Das hier. Es wurde von der Kamera an der Middleborough Street aufgezeichnet, gleich hinter dem Kreisverkehr.«
Auf den Videobildern war zu sehen, wie der Unbekannte vorbeilief.
»Jetzt kommt es.« Sie verlangsamte den Bildvorlauf. »Er dreht sich um. Genau ... hier.« Sie fror das Bild ein.
Alle beugten sich vor. Phil, genau wie alle anderen, starrte das Bild angestrengt an. Wollte, dass es Brothertons Gesichtszüge annahm, damit der Fall abgeschlossen war. Aber das Bild war körnig und verwaschen. Er lehnte sich zurück und unterdrückte einen frustrierten Seufzer.
»Kann man das irgendwie schärfer bekommen?«, wollte er wissen.
»Wir können es versuchen«, sagte Millhouse. »Könnte aber einige Zeit dauern.«
Adrian schaltete den Recorder aus.
»Danke für die harte Arbeit«, sagte Phil. »Das weiß ich sehr zu schätzen. Was ist mit den Telefonrechnungen von Claire Fielding und Brotherton?«
»Auf die warten wir noch«, sagte Jane Gosling.
»In Ordnung.« Phil rieb sich das Kinn und bemerkte eine Stelle, die er am Morgen beim Rasieren übersehen hatte. »Nun ja, so richtig aussagekräftig ist es nicht, aber -«
Die Tür öffnete sich. Fenwick trat ein.
34
Phil verstummte und sah seinen Vorgesetzten an.
»Sie haben die Überwachungsbänder also schon gesehen?«, fragte Fenwick, ohne näher heranzukommen.
»Gerade eben«, antwortete Phil.
»Dann kann es ja keinen Zweifel mehr geben. Sie wissen, was als Nächstes zu tun ist. Worauf warten Sie noch?«
Marina stand auf und drehte sich zu ihm hin. »Das ist nicht Brotherton«, sagte sie. Alle Augen ruhten auf ihr. Der ganze Raum schien den Atem anzuhalten.
Fenwick lächelte bitter. »Sieht ihm aber verdammt ähnlich. Vielleicht hat er ja einen Zwillingsbruder. Haben Sie das in Ihrem Profil erwähnt?«
Marinas Gesicht glühte. »Ich bin mir sicher, dass in
Ihrem
Profil einige sehr interessante Dinge zutage kämen.«
Fenwick machte einen Schritt auf sie zu. Phil trat zwischen die beiden.
»Sir, ich leite die Ermittlungen, nicht Sie. Bitte gehen Sie.«
Fenwick versuchte nicht, seine Wut zu verbergen. »Kommandieren Sie mich nicht herum. Der Superintendent will, dass wir Brotherton zum Verhör bestellen. Und ich ebenfalls.«
»Brotherton ist ein Lügner und manipulativ«, sagte Marina, deren Wut ebenfalls hochzukochen drohte. »Er ist ein Macho und ein Schläger, der seine Aggressionen an Frauen auslässt, die schwächer sind als er. Aber er ist kein Mörder. Er will sein Opfer lebend, damit er es immer weiter quälen kann. Und er würde niemals sein eigenes Kind umbringen.«
»Tatsächlich?«, meinte Fenwick und schüttelte den Kopf.
»Ja, tatsächlich«, gab Marina zurück. »Sie wollen Gründe? Hier sind sie.« Sie sprach schnell, um in kürzester Zeit so viele Informationen wie möglich loszuwerden. »Wie ich bereits gesagt habe, aber anscheinend haben Sie mir dabei nicht zugehört, ist dieser Typ von Gewalttäter im Wesentlichen narzisstisch veranlagt. Und infantil. Einerseits würde es ihm missfallen, dass seine Frau, oder sein Besitz oder wie auch immer er über sie denkt, etwas in sich trägt, das ihre Aufmerksamkeit von ihm ablenkt. Andererseits jedoch würde er dem Kind nichts antun wollen, da es ein Teil von ihm selbst ist. Dementsprechend würde er auch der Frau nichts zuleide tun, während sie sein Kind austrägt.« Sie sah in die Runde der Gesichter, die sie anstarrten. »Befragen Sie Claire Fieldings Freunde. Ich bin mir sicher, sie werden sagen, dass die Misshandlungen aufhörten, als sie schwanger war.«
»Vielleicht hat er sie aus Versehen getötet«, wandte Fenwick
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