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Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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dorthin.« Er wandte sich zu Clayton. »Warum beschäftigt Sie das?«
    Clayton zuckte mit den Schultern. »Tut's nicht. Hab mich bloß gefragt.«
    Phil schmunzelte. »Sie haben wohl ein Auge auf sie geworfen, was?«
    »Unsinn«, sagte Clayton schroff. Er lachte nicht, sondern wandte sich ab und starrte aus dem Fenster.
    Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend.
    Der Schrottplatz sah noch genauso aus wie bei ihrem ersten Besuch, nur dass er wegen des strömenden Regens dieselbe Trostlosigkeit ausstrahlte wie ein altes Schwarzweißfoto.
Oder wie ein Dokumentarfilm über die Sechziger,
dachte Phil, als er den Audi durchs Tor lenkte. Angesichts des Wetters hatte er erwartet, den Hof menschenleer vorzufinden, und war überrascht, mehrere Männer bei der Arbeit zu sehen, die Lieferwagen entluden und Metalle in die verschiedenen Container sortierten.
    Phil sah zum Führerhäuschen des Krans hoch. Auch diesmal saß Brotherton oben. Der lange Schwenkarm senkte sich in einen der Container, griff eine Ladung Schrott und lud ihn auf der Ladefläche eines Lkw ab. Phil parkte den Wagen neben dem Büro mit Blick auf den Kran. Er wusste, dass Brotherton ihn gesehen hatte, und war neugierig, ob er Blickkontakt aufnehmen würde. Brotherton jedoch schenkte ihm keinerlei Beachtung, sondern fuhr ungerührt mit seiner Arbeit fort.
    »So«, sagte Phil. »Dann wollen wir dem glücklichen Paar mal die freudige Nachricht überbringen.«
    Er stieg aus, Clayton folgte schweigend, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Büro. Phil klopfte an und trat ein, ohne eine Antwort abzuwarten. Sophie Gale saß an ihrem Schreibtisch und unterhielt sich mit einem Mann mittleren Alters im schmutzigen Overall. Sie lachte gerade über etwas, das er gesagt hatte, während er gebannt ihre auf und ab wippenden Brüste beobachtete. Beide sahen auf, als Phil und Clayton eintraten, der Mann allerdings sehr zögerlich.
    »Ich bin gleich für Sie -« Sophie hielt mitten im Satz inne. »Oh. Sie sind es. Ich hab zu tun, Sie müssen warten.«
    »Entschuldigen Sie, dass wir einfach so hereingeplatzt kommen«, sagte Phil lächelnd. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus. Es schüttet wie aus Kübeln da draußen.« Er machte eine beschwichtigende Geste. »Bitte, beachten Sie uns gar nicht weiter. Tun Sie so, als wären wir nicht da.«
    Der Mann im Overall sah argwöhnisch zwischen den Neuankömmlingen und Sophie hin und her. Zweifellos nahm er die unterschwellige Spannung im Raum wahr. Phil vermutete, dass er sie sofort als Polizisten erkannt hatte. An diese Art von Reaktion war er gewöhnt. Er stand einfach da und wartete in aller Ruhe ab. Clayton hingegen schien aus irgendeinem Grund sehr nervös zu sein.
    Sophie händigte dem Mann mehrere Zwanzig-Pfund-Scheine und eine Quittung aus. Danach konnte er gar nicht schnell genug zur Tür hinauskommen. Alle Gedanken an Sophies Brüste schienen verflogen.
    Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, wandte Sophie sich um und sah Phil missmutig an.
    »Also, was ist es diesmal?« Ihr Blick war so hart wie ihr Dekollete weich.
    »Wir müssten uns noch einmal mit Ihrem Freund unterhalten«, sagte Phil, der ihrem Blick mühelos standhielt. Dann sah er zum Fenster, als eine Gestalt auf die Bürotür zusteuerte. »Ah, da kommt er auch schon.«
    Die Tür wurde aufgerissen. »Was zum Teufel ist jetzt schon wieder?« Brothertons Tonfall war eher genervt als wütend, wenngleich scharf genug, um ihnen zu signalisieren, dass nicht mehr viel nötig wäre, um ihn in Wut zu versetzen.
    Phil musterte den bulligen Mann, der trotz Regen und Kälte nur ein T-Shirt trug, und fragte sich, wie er die Sache am besten angehen sollte. Ganz locker, beschloss er. Falls er zu viel Druck machte, könnte das unangenehme Folgen haben.
    »Wir müssten noch einmal mit Ihnen reden, Mr Brotherton.«
    Brotherton öffnete die Arme weit. »Dann legen Sie los. Und beeilen Sie sich ein bisschen.«
    »Nicht hier«, sagte Phil mit ruhiger, aber fester Stimme. »Auf dem Revier, wenn es keine Umstände macht.«
    Die Wut, die Brotherton mühsam zurückgehalten hatte, brach durch. »Wenn es keine Umstände macht? Wenn es keine Umstände macht? Es macht aber Umstände! Also sagen Sie, was Sie zu sagen haben, und dann verpissen Sie sich, oder ich rufe meinen Anwalt an.«
    »Wir würden gerne auf dem Revier mit Ihnen sprechen. Bitte.« Phil maß Brotherton mit ruhigem, kaltem Blick. »Je früher wir gehen, desto eher können Sie wieder zu Ihrer Arbeit

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