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Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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»Hör zu«, sagte er und breitete in einer halb beschwichtigenden, halb flehenden Geste die Arme aus. »Es geht hier nicht nur um dich, okay? Sondern auch um mich. Was auch immer über dich rauskommt, ich hänge da mit drin. Und dann können wir beide einpacken. Bedank dich bei deinem Arschgesicht von Freund dafür, dass ich von dem Fall abgezogen wurde. Eigentlich dürfte ich gar nicht hier sein. Wir haben also nicht viel Zeit. Denk nach. Wir müssen gemeinsam eine Lösung finden.«
    Wieder schwiegen beide.
    »Pass auf«, fuhr Clayton schließlich fort. Er sprach hastig.
    »Am besten, wir machen Folgendes: Ich gehe zu meinem Boss und sage ihm, was du über Brotherton gesagt hast - dass er an dem Abend, als Claire Fielding getötet wurde, nicht zu Hause war.«
    Sie wollte ihn unterbrechen, aber er brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Hör mir doch erst mal zu. Ich sage ihm alles. Aber ich sage ihm auch, dass du Angst vor Brotherton hast. Dass du mir deswegen nichts verraten wolltest und dass deine Aussage nur unter einer Bedingung verwendet werden darf: Gegen Brotherton muss sofort Anklage erhoben werden, und er muss in Untersuchungshaft kommen. Keine Kaution. Weil... weil sonst dein Leben in Gefahr wäre.«
    Clayton lehnte sich zurück. Er war sehr zufrieden mit sich. »Das wird klappen. Ganz sicher. Was meinst du dazu?«
    Sophie starrte ihn weiterhin unverwandt an. »Und welches Risiko gehst du dabei ein?«
    Clayton runzelte die Stirn. »Was?«
    »Ich dachte, es wäre für uns beide ein Risiko. Ich kapier aber nicht ganz, wieso es für dich eins sein sollte.«
    Clayton seufzte. »Was Besseres fällt mir nicht ein.«
    »Dann musst du eben noch mal nachdenken. Wenn ich nämlich tatsächlich aussage und sie Ryan dann doch laufenlassen, bin ich am Arsch. Kein Job, keine Wohnung. Ganz zu schweigen von dem, was er mit mir anstellen würde.«
    »Wenn er irgendwas versucht, landet er sofort wieder im Knast.«
    Sie verdrehte die Augen und warf die Arme in die Luft. »Na toll. Und ich im Krankenhaus!«
    »Sophie, das ist der einzige Ausweg!« »Für dich vielleicht.« »Hast du etwa eine bessere Idee?« »Und ob ich die hab.«
    Das gemeine Funkeln, das in Sophies Augen aufglomm, gefiel Clayton gar nicht. »Und was für eine?«
    »Ich sag alles. Und zwar nicht dir, sondern deinem Boss.
    Darüber, dass ich früher eure Informantin war. Die Informationen, die ich euch geliefert hab. Wie viele Leute wegen mir verurteilt wurden. Ich sag ihm, was für eine erstklassige Quelle ich war.« Das Funkeln wurde noch bösartiger. »Und dann sag ich ihm, dass wir zwei uns von damals kennen und dass du verlangt hast, ich soll nicht verraten, dass du es von mir früher immer umsonst bekommen hast. Aber das ist ja noch gar nicht alles, stimmt's?« Clayton schwieg.
    »Oh nein«, fuhr Sophie fort. »Damit hast du dich nicht zufriedengegeben. Du wolltest hoch hinaus. Hast deine Freunde rangelassen. Sogar Fremde. Ein Zuhälter in Uniform.«
    »Halt den Mund!«
    »Hin und wieder mal umsonst vögeln - danach kräht kein Hahn. Aber wenn einer von den Bullen sein eigenes Geschäft damit aufzieht ... ich glaub nicht, dass das bei deinen Vorgesetzten besonders gut ankommen würde. Und ich werd ihnen alles erzählen. Dass du gesagt hast, du würdest mich decken, wenn ich nur brav die Klappe halte. Dass du mich gestern sogar um einen Blowjob gebeten hast, der guten, alten Zeiten wegen.«
    »Das ist nicht -«
    Sophie lächelte. Es war kein angenehmes Lächeln. »Das ist der einzige Ausweg!«, äffte sie Claytons Worte nach.
    Clayton seufzte und lehnte sich zurück. »Das ist alles so beschissen.«
    »Kann man wohl sagen.«
    »Wir müssen uns was einfallen lassen. Schnell.«
    Der kleine Raum wurde mit einem Mal schrecklich eng.
    Sie starrten sich an.
    Keiner von beiden wusste, was er sagen sollte.
     

44
     
    »Wissen Sie«, sagte Phil, als gäbe er ein wohlgehütetes Geheimnis preis, »das wäre alles nicht nötig gewesen. Das mit dem Kran und dem Schrott.«
    »Nein?« Brotherton sah ihn ernsthaft interessiert an.
    Phil ließ nicht locker, und seine Methode ging auf. Er hatte hartgesottene Kriminelle gesehen, die sich davon hatten einwickeln lassen. Selbst straffällig gewordene Polizisten, die sich irgendwann auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches wiedergefunden hatten, sprangen darauf an. Und sie waren ausgebildet worden, es nicht zu tun.
    Aber Phil hütete sich davor, übermütig zu werden. Er blieb hochkonzentriert. Er war

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