Entrissen
direkt vorstellen, wie er einige der Gegenstände, die er gekauft hatte, an ihr ausprobieren würde und wie ihr Gesicht beim Höhepunkt aussehen würde ... Er hatte genau gewusst, was ihr durch den Kopf ging, während sie die Preise in die Kasse eintippte und die Artikel einen nach dem anderen in eine Plastiktüte wandern ließ.
Da wird sich aber jemand freuen.
Bei dem Gedanken daran war sein Grinsen noch breiter geworden. Er hatte ihr zugezwinkert, als sie ihm die Plastiktüte überreicht hatte. Sie hatte nicht darauf reagiert, aber das war ihm egal gewesen. Er hatte sie vergessen, kaum dass er aus dem Laden auf die Straße getreten war. Er hatte Erin. Erin war alles, was er brauchte.
Erin. Graeme überquerte den Parkplatz und steuerte auf den Hoteleingang zu. Erin. Er konnte sein Glück kaum fassen. Sie arbeitete erst seit kurzem in seiner Firma, und anfangs hatte er seinen Blick kaum von ihr losreißen können. Den Kollegen war es ähnlich gegangen - und vermutlich auch einigen der Kolleginnen, dachte Graeme mit einem lasziven Grinsen. Erin war jung, brünett und hatte fantastische Kurven. Und sie wollte, dass alle sie sahen. Er wusste gar nicht, was genau sie in der Firma machte, vielleicht irgendetwas in der Buchhaltung - aber welche Wirkung sie auf ihn hatte, daran bestand kein Zweifel.
Wie sie durchs Büro stöckelte - hüftenschwingend, die Brüste vorgereckt, stets ein Lächeln auf den Lippen ... Vielleicht lag es daran. Sie wirkte einfach immer so glücklich, so selbstzufrieden. Außerdem signalisierte ihr Lächeln, dass sie zu allem bereit war, Hauptsache, es verhieß Spaß.
Nicht wie Caroline. Seit einiger Zeit war sie wie verwandelt. Fett und träge. Jammerte den ganzen Tag über irgendwelche Wehwehchen. Das Einzige, was sie noch konnte, war die Hand aufzuhalten: Geld für den Friseur, für neue Kleider, sogar für ein neues Auto. Er hatte ihr alles gekauft, nur damit sie Ruhe gab. Eigentlich sollte die Geburt eines Babys ja eine freudige Angelegenheit sein, aber er hatte langsam die Nase gestrichen voll von der ganzen Sache. Dementsprechend dankbar war er über jede Gelegenheit, seiner Frau zu entkommen.
Wie gut es tat, mit jemandem zusammen zu sein, der so ganz anders war als sie.
Er konnte gar nicht glauben, wie leicht sich alles ergeben hatte. Eines Tages war Erin in sein Büro gekommen, hatte ihm etwas zur Unterschrift vorgelegt und sich dabei weit über seinen Schreibtisch gebeugt, so dass er direkt in ihren Ausschnitt sehen konnte. Bevor er wusste, was er tat, hatte er gerufen: »Gott, ich wette, Sie sind gut im Bett!«
Noch bevor er Zeit hatte, rot zu werden, hatte sie geantwortet: »Stimmt. Wollen Sie rausfinden, wie gut?«
Mehr war nicht nötig gewesen.
Das zwischen ihnen war keine Büroromanze, denn mit Romantik hatte die Sache herzlich wenig zu tun. Es ging einzig und allein um Sex. Schwitzigen, dreckigen, harten Sex. Wo und wann immer sie die Gelegenheit dazu hatten. Es war einmalig. Und so viel billiger, als zu einer Prostituierten zu gehen!
Aber Graeme war nicht dumm. Er wusste, dass Erin all das höchstwahrscheinlich nicht getan hätte, wenn er nicht ihr Boss gewesen wäre. Und so hatte sie bereits mehrmals den Wunsch nach einer Beförderung geäußert. Graeme machte das nichts aus. Er half gern. Solange er sie dadurch an sich binden konnte.
Er betrat die Hotellobby und ging schnurstracks zur Rezeption. »Ich habe ein Zimmer reserviert. Mr und Mrs Eades«, sagte er.
Die junge Frau hinter dem Tresen warf einen Blick auf ihren Computerbildschirm. Während sie beschäftigt war, betrachtete Graeme sein Gesicht in der spiegelnden Fläche des Rezeptionstresens. Seit er Erin kannte, hatte er ein paar Pfund abgenommen. Er kleidete sich besser und hatte sich sogar einen modischeren Haarschnitt zugelegt. Ein weiterer kritischer Blick. Aber trotzdem: Ganz verbergen ließ sich die Tatsache nicht, dass er ein Mann mittleren Alters war, der verzweifelt versuchte, die Zeit zurückzudrehen.
Na ja,
dachte er und verdrängte den Gedanken.
Wenigstens habe ich mir noch keinen roten Sportwagen gekauft.
Die Rezeptionistin bestätigte seine Reservierung und bat ihn, das Anmeldeformular auszufüllen. Sie klärte ihn darüber auf, um wie viel Uhr das Frühstück serviert wurde, und zählte die zusätzlichen Dienstleistungen auf, die das Hotel anbot. Graeme hätte am liebsten gerufen:
Euer Frühstück ist mir scheißegal! Ich bin nur einen Nachmittag hier, um einer meiner Angestellten das Hirn
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