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Entscheide dich, sagt die Liebe

Entscheide dich, sagt die Liebe

Titel: Entscheide dich, sagt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Goldberg
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ihre Erwartungen. Er schlug die Hände zusammen. Dann begann er, schallend zu lachen.
    »Was ist so komisch?«
    » Bellissima, ich bitte dich! Das kann nicht dein Ernst sein! Sag mir, dass du mich verschaukeln willst.«
    Clara presste ihre Lippen zusammen. »Wer verschaukelt hier wen?«
    Er legte seine Hände auf ihre Schultern und sah ihr in die Augen. »In diesem Loch kann niemand leben. Hier kann man nur vor die Hunde gehen.«
    »Etwas Besseres kann ich mir von meinem zukünftigen Einkommen als Klavierlehrerin nicht leisten.« Zähneknirschend erläuterte sie ihre finanzielle Situation.
    »Du willst Musikschulgören unterrichten?«
    »Was soll daran schlecht sein?«, fragte Clara trotzig.
    »Nichts. Aber was ist mit deiner Karriere? Was ist mit diesem Wettbewerb, auf den du dich vorbereiten wolltest?« Er schüttelte den Kopf. »Wann willst du üben, wenn du tagsüber Klavierstunden gibst? Etwa in der Nacht?«
    »Ich schaffe das schon.« Sie würde weniger üben als bisher, aber sechs, sieben Stunden bestimmt. Sie musste eben hoffen, dass das reichte.
    Paolo ergriff ihre Hände und drückte sie sanft. »Hat dein Vater nicht alles getan, um aus dir eine Konzertpianistin zu machen? Und bist du nicht schon auf dem besten Weg dahin? Was würde er sagen, wenn er dich so sähe?«
    Clara stampfte auf. »Er hat mir das alles eingebrockt! Warum hat er nicht selbst für sein Begräbnis vorgesorgt? Wozu musste er mit über achtzig noch eine junge Geliebte haben, die ihm bloß das Geld aus der Tasche gezogen hat? Wieso hat er so viel vor mir verborgen?« Doch der Stachel, den Paolo in ihr Herz gepflanzt hatte, tat schon seine Wirkung. Paps. Dass sie nicht selbst daran gedacht hatte. Er wäre grenzenlos enttäuscht. Sie schluchzte auf. »Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    »Oh doch, Signorina Prachensky. Die gibt es.« Und dann bot er ihr an, bei ihm zu wohnen. Mit derselben Nonchalance, mit der er sie zu einer Woche Ferien eingeladen hatte. Die Vorzüge, die er ihr aufzählte, nahmen kein Ende: Im Palazzo gebe es Platz ohne Ende. Clara würde nicht nur über ein eigenes Zimmer, sondern über den ganzen Westflügel verfügen. Dort könne sie tun und lassen, was sie wolle, könne den ganzen Tag üben, ohne jemanden zu stören und sich in Ruhe auf den Wettbewerb vorbereiten. Keinerlei Kosten würden ihr entstehen, sie müsse also auch nicht Geld verdienen und sich mit talentlosen Kindern herumschlagen. Dabei habe sie selbstverständlich keine Verpflichtungen und könne sich voll und ganz ihrer Karriere widmen.
    Clara war überwältigt. »Deine Großzügigkeit ist umwerfend. Sagenhaft. Aber ich kann dein Angebot nicht annehmen.« Paolo würde sich falsche Hoffnungen machen, womöglich würde er denken …
    »Es ist kein unmoralisches Ansinnen daran geknüpft. Wie ich gesagt habe, ich erwarte keine Gegenleistung von dir. Schon gar nicht, was deine Gefühle betrifft.« Er wandte sich ab und sah aus dem Fenster.
    »Aber was wird deine Mutter dazu sagen? Ich hatte, ehrlich gesagt, nicht den Eindruck, dass sie mich besonders gut leiden kann.«
    »Meine Mutter ist leider kein sehr herzlicher Mensch. Sie meint das nicht so. Aber ich kann dir versprechen, dass sie sich darüber freuen würde. Außerdem werdet ihr einander kaum begegnen. Sie ist an dreihundert Tagen im Jahr auf Reisen.«
    Clara wusste nicht, was sie sagen sollte. Das Angebot klang zu verlockend. Sie hatte jetzt schon Sehnsucht nach Venedig. Der Zauber dieser Stadt hatte sie gefangen genommen, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte.
    »Wenn du eines Tages eine weltberühmte Pianistin bist und Unsummen mit deinen Konzerten verdienst, dann kannst du mir ja die Unkosten zurückerstatten, sofern dir das wichtig ist. Denk einfach in Ruhe darüber nach«, sagte Paolo. »Du wirst zu dem Schluss kommen, dass du meinen Vorschlag gar nicht ablehnen kannst. Schon deinem Vater und der Musik zuliebe.« Er drehte sich zu ihr. Sanft wischte er Tränen von ihren Wangen, die sie gar nicht bemerkt hatte. Seine himmelblauen Augen sahen dunkler aus als sonst, Ernsthaftigkeit wohnte darin und ein kleines bisschen Melancholie.
    In diesem Moment wusste sie, dass ihre Entscheidung bereits gefallen war.

 
    D aniele vertäute sein Boot an einem der Holzpoller und sprang an Land. Neben ihm hatte ein Wassertaxi seine Fracht abgeladen – eine stark geschminkte Rothaarige und ihre männliche Begleitung. Die beiden bewegten sich affektiert wie Möchtegern-Filmstars und hielten auf die

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